MESOPOTAMIA NEWS : DER DEAL ERDOGAN & ASSAD GEGEN DIE PKK/PYD(YPG) STEHT !
Erdogan & Assad Freunde, Feinde, Opportunisten
Der türkische Präsident Erdogan und Diktator Assad waren politische Partner, bevor sie im Syrien-Krieg zu Konkurrenten wurden. Nun könnten die Staatschefs wieder kooperieren, denn es gibt einen gemeinsamen Gegner. Von Maximilian Popp und Christoph Sydow DER SPIEGEL , 02.02.2019
Sie nannten sich “Tayyip” und “Baschar”, besuchten einander regelmäßig und verbrachten 2008 sogar einen gemeinsamen Urlaub im türkischen Badeort Bodrum. Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan und der syrische Präsident Baschar al-Assad pflegten eine Männerfreundschaft, wie sie in der internationalen Politik selten ist.
Es war eine Beziehung zu beiderseitigem Nutzen: Beide Regierungen schlossen ein Freihandelsabkommen, Syrer konnten visafrei in die Türkei reisen, im Gegenzug eröffneten türkische Geschäftsleute Unternehmen in Syrien.Für Assad war Erdogan der Türöffner in Europa: Die guten Kontakte nach Ankara sorgten dafür, dass bald auch EU-Staaten wie Frankreich dem syrischen Diktator die Aufwartung machten. Im Gegenzug konnte sich Erdogans als Brückenbauer zwischen Europa und arabischer Welt inszenieren.
Erdogan betrachtete Assads Zurückweisung als Beleidigung
Mit Ausbruch des Aufstands gegen Assad war von dieser Freundschaft nicht mehr viel übrig. Erdogan nannte Assad einen “Massenmörder” und “Terroristen”, Assad warf Erdogan vor, Dschihadisten in Syrien zu unterstützen. Der syrische Bürgerkrieg hat beide Staaten in den vergangenen Jahren wiederholt an den Rand einer militärischen Konfrontation geführt.
Nun aber nähern sich die Machthaber wieder an. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu teilte zuletzt mit, man könne sich durchaus vorstellen, mit Assad zusammenzuarbeiten. Es wäre eine weitere spektakuläre Wende in dem bewegten Verhältnis zwischen den Nachbarn.
Als 2011 in Syrien die ersten Proteste gegen das Regime ausbrachen, drängte Erdogan Assad, Muslimbrüder in die Regierung zu holen. Für ihn galt die in Syrien verbotene Bruderschaft als natürlicher politischer Verbündeter, weil sie ideologisch einen ähnlichen Kurs vertritt wie Erdogans AKP. Ihm schwebte ein Modell nach ägyptischem Vorbild vor: Dort war die Muslimbruderschaft nach dem Sturz des Diktators Husni Mubarak zur dominierenden politischen Kraft aufgestiegen. Genau das war für Assad ein Horrorszenario. Er wies die Ratschläge aus Ankara brüsk zurück und entfachte stattdessen einen Krieg gegen sein eigenes Volk.
Erdogan, so sagen Vertraute, betrachtete Assads Zurückweisung als persönliche Beleidigung. Er vollzog eine erste, einschneidende Kurskorrektur: Sein Geheimdienst begann, Rebellen gegen das syrische Regime aufzurüsten. Darunter befanden sich radikale Islamisten.
Der türkische Präsident bestand auch dann noch auf einen Regierungswechsel in Damaskus, als Russland 2015 in den Krieg eingriff und das Kräfteverhältnis zugunsten Assads verschob. Mit einem Präsidenten, der “fast eine Million seiner eigenen Bürger ermordet hat”, könne es keinen Frieden für Syrien geben, betonte Erdogan damals.
Erdogans Angst vor der YPG
In den vergangenen Monaten allerdings hat Erdogan immer seltener von einem Regimewechsel in Syrien gesprochen und Attacken gegen Assad vermieden. Das liegt aber weniger daran, dass er seine Meinung über den Diktator geändert hat, als vielmehr am Aufstieg einer dritten Partei – der kurdischen Miliz YPG.
Die YPG hat im Westen Anerkennung erfahren, indem sie gemeinsam mit den USA erfolgreich gegen die Terrorgruppe “Islamischer Staat” (IS) kämpfte. Sie kontrolliert inzwischen ein Drittel Syriens – darunter Gebiete, in denen Kurden nur eine Minderheit der Bevölkerung stellen. Erdogan betrachtet die Miliz als syrischen Ableger der Guerillaorganisation PKK, die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft wird.