MESOPOTAMIA NEWS : DAS „SCHÖNE MUSS WEG“ – DAS „WEISSE“ MUSIK & DIE „KLASSISCHE MUSIK“ / WAS ERDOGAN ALLEIN NICHT KANN – SCHAFFT DIE BLM -BEWEGUNG ! (Allein die Asiaten übernehmen zum Billigpreis westliche Noten & Violinen)
Minderheiten im Orchester : Entzweit euch!
Nebal Maysaud, ein libanesischer Druse, zugleich Komponist, schlug im Magazin „New Music Box“ vor, die klassische Musik gleich ganz sterben zu lassen. Sie sei die Repräsentantin von „reichen Weißen“ – und die Liebe anderer ethnischer und sozialer Gruppen zu ihr habe die Struktur einer Missbrauchsbeziehung. Die Zeit von „Alle Menschen werden Brüder“ neigt sich im Beethovenjahr offenbar dem Ende zu. Jetzt will jeder die Teilung der Menschheit repräsentativ bestätigt sehen, also schön für sich bleiben. Besser: für sich. „Schön“ ist schon verdächtig.
Minderheiten im Orchester : Entzweit euch
- Ein Kommentar von Jan Brachmann FAZ – -Aktualisiert am 23.07.2020-10:02 In den Vereinigten Staaten wird erwogen, den Anteil schwarzer Musiker in den Orchestern zu erhöhen. Wie aber sieht es mit der Repräsentationsgerechtigkeit anderer Gruppen aus? Und was soll der künstlerische Sinn dabei sein?
Die Idee der Schönheit, lesen wir im „Ältesten Systemprogramm des deutschen Idealismus“ (wie Hegel es abschrieb), sei „die Idee, die alle vereinigt“. Und auf Vereinigung der Entzweiung war das ganze Denken um 1800 ausgerichtet, zumindest das Denken in Deutschland. Verwandt mit der Idee der „Schönheit“ war der romantische Begriff des „Poetischen“ als des gemeinsamen Urgrunds von Kunst, Wissenschaft und Philosophie. Es trägt die Züge des antiken apeiron als Urgrund der Welt – das Unbegrenzte oder Unendliche. Wenn Ernst Theodor Amadeus Hoffmann schrieb, Musik sei „die romantischste aller Künste, denn nur das Unendliche ist ihr Vorwurf“, so erhob er damit die Musik zur Leitkunst einer Überwindung moderner Entzweiung in der ausdifferenzierten Gesellschaft. Das romantische Orchester, für das man im neunzehnten Jahrhundert tempelartige Säle baute, war ein ästhetisches Ideal sozialer Einswerdung.
In unseren Zeiten nun ändert sich dieses Repräsentationsideal. Anthony Tommasini, der Musikkritiker der „New York Times“, schlug gerade vor, das Vorspielen für eine Orchesterstelle nicht mehr hinterm Vorhang stattfinden zu lassen, um ganz gezielt schwarze Spieler auswählen zu können, damit diese deutlicher in den Orchestern repräsentiert würden. Eigentlich war der Vorhang eingeführt worden, um die Chancen von Frauen zu erhöhen – mit bislang gutem, wenngleich nicht restlos befriedigendem Ergebnis.
Rührend an Tommasinis Vorschlag ist der ungebrochene Glaube an den repräsentativen Rang des Orchesters. Und natürlich wäre es wunderbar, wenn schwarze Musiker die gleichen Berufschancen hätten wie alle anderen. Aber was macht man dann mit weiteren ethnischen und sozialen Gruppen? Müssten nicht auch Latinos, Asiaten, Homo- und Transsexuelle angemessen in einem Orchester repräsentiert sein? Dazu noch Menschen mit Behinderungen, psychischen Krankheiten und aus allen Altersklassen? Was heißt überdies „angemessen“? Gemäß ihrem Anteil an der Gesamtgesellschaft? Am Publikum? An der finanziellen Trägerschaft? Also entweder an der Gesamtheit der Steuerzahler oder der Sponsoren beziehungsweise Stiftungsvorstände? Die Idee der Kunstautonomie wäre damit ersetzt durch einen Proporz vorab eingegrenzter Bevölkerungsgruppen. Ästhetischer Idealismus würde in demographischen Realismus überführt.
Nebal Maysaud, ein libanesischer Druse, zugleich Komponist, schlug im Magazin „New Music Box“ vor, die klassische Musik gleich ganz sterben zu lassen. Sie sei die Repräsentantin von „reichen Weißen“ – und die Liebe anderer ethnischer und sozialer Gruppen zu ihr habe die Struktur einer Missbrauchsbeziehung. Die Zeit von „Alle Menschen werden Brüder“ neigt sich im Beethovenjahr offenbar dem Ende zu. Jetzt will jeder die Teilung der Menschheit repräsentativ bestätigt sehen, also schön für sich bleiben. Besser: für sich. „Schön“ ist schon verdächtig.