MESOPOTAMIA NEWS „BRAVE NEW WOLD“ – LINKE KULTURSIGNIFIKATE AUS DER WERKSTATT POL POT !
Von Bettina Weiguny (FAZ)
MUTTER, Vater, Kind. Das war einmal die Urzelle der Gesellschaft. Auch Familie genannt. Oder Kleinfamilie. Ach Gott, wie süß. Klar, dass den Romantikern unter uns die Tränen kommen, wenn es jetzt heißt: Vater, Mutter gibt es nicht mehr. Das heißt jetzt „Elternteil 1″ und „Elternteil 2″.
Vorerst ist das nur in Frankreich so, wo die Schulen nun angewiesen sind, die Erziehungsberechtigten mit „parent 2″ und „parent 2″ anzusprechen. Aber jede Wette, das schwappt zu uns rüber. Genau wie vor vielen Jahren die Familie selbst. Diese ist nämlich eine Erfindung des französischen Bürgertums und kam vor gut 300 Jahren von dort zu uns. Wenn sich die Franzosen jetzt also daranmachen, die Familie wieder einzukassieren, haben sie jedes Recht der Welt dazu. Weg mit dem alten Klump!
Alles andere wäre diskriminierend gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften mit Kind. Zwei Mütter geht nicht, zwei Väter auch nicht. Also lieber geschlechtslose Elternteile. Das passt dann auch für diejenigen, die weder Mann noch Frau sind, sondern irgendetwas aus dem bunten Strauß geschlechtlicher Identitäten.
Ich denke, man muss noch viel größer denken. Für Patchworkfamilien reichen 1 und 2 ja gar nicht, da würde ich vorsorglich auch Elternteil 3 und 4 eintragen. Das Leben ist eh so unübersichtlich. Und jetzt mal ehrlich: Wer will heute überhaupt noch Mutter sein? Oder gar Vater? Schaffen wir sie ab! Alle Rabenmütter gleich mit. Genauso Großmutter und Großvater.
Zu Hause, in unserem Familienlabor, haben wir das bereits umgesetzt, schließlich haben wir einen Ruf als Vorreiter*innen im gender-gerechten Umgang zu verlieren. Für Hannes, unseren Zwölfjährigen, sind wir jetzt Elter 1 und Elter 2. Mama und Papa ist verboten. Oma auch. Er als Nesthäkchen ist unser „Kind 3″, seine Schwestern, „Kind 2″ und „Kind 2″, sind für ihn künftig „Geschwister 1 und „Geschwister 2 , denn wer weiß schon, ob sie sich wirklich als Mädchen fühlen. Schließlich wurde das, laut GenderTheorie, bei der Geburt mehr oder weniger mutwillig festgelegt.
Die ersten Reaktionen sind leider schwierig. „Kind 3″ reagiert störrisch auf die gendergerechten Vorgaben im familiären Umgang. Er bringt auch ständig alles durcheinander. Ruft dann doch wieder „Mama” durchs Haus, wo wir ihm doch schon ein Dutzend Mal erklärt haben, dass ich „Elter 2″ bin. Und als wir ihm mitteilen, dass wir am Wochenende zu „Großeltern 2″ fahren, weil „Großelternteil 4″ Geburtstag feiert, da rennt er brüllend auf sein Zimmer: „Den kenn ich nicht, das mach ich nicht.”
Ach je, armes „Kind 3″