MESOPOTAMIA NEWS BERGKARABACH : DER 2. VÖLKERMORD AN DEN ARMENIEN WIRD MIT ISRAELISCHEN WAFFEN VOLLZOGEN !

 (Unmittelbar vor und auch während der Kämpfe in Nagornyj Karabach hatten mindestens vier schwere aserbaidschanische Frachtmaschinen den israelischen Militärflughafen Uvda angeflogen, über deren Inhalt bislang nur spekuliert wird.)

Konflikt in Nagornyj Karabach : „Mit einem Sturmgewehr gegen Artillerie“

Wie es hinter der Front Nagornyj Karabach aussieht, beschrieb jetzt der russische Journalist Ilja Asar. Für die „Nowaja Gaseta“ berichtete er in dieser Woche über Folgen des Beschusses im armenisch kontrollierten Gebiet, das Aserbaidschan gerade zurückerobern will. Asar traf einen freiwilligen Kämpfer. Dieser sprach entgegen den bis Mittwoch von der nicht anerkannten „Republik Nagornyj Karabach“ gemeldeten 320 gefallenen Soldaten von „Tausenden Toten“ auf armenischer Seite. Es gebe nicht genug Waffen, Munition, Panzer: „Mit einem Sturmgewehr gegen Luftwaffe und Artillerie. Da bin ich wie eine lebende Leiche.“ Er und weitere Kämpfer erhoben in dem Bericht Vorwürfe gegen ihre militärische Führung. Mit Folgen für den Journalisten: Asar berichtete am Donnerstag, das armenische Außenministerium habe ihm die Akkreditierung entzogen und ihm die Arbeit untersagt, „wegen der negativen öffentlichen Resonanz“ auf seine Reportage.

Gemessen an ihren Wirtschaftsleistungen, zählen Armenien wie Aserbaidschan laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri zu den zehn am meisten gerüsteten Staaten der Welt. Grund ist ihr Konflikt um Nagornyj Karabach und sieben umliegende, ebenfalls armenisch besetzte Gebiete. Armenien als Mitglied in Moskaus Verteidigungsbündnis „Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit“ bezieht seine Waffen vor allem aus Russland, zu vergünstigten Preisen und mit russischen Krediten. Darunter sind auch die immer wichtigeren Drohnen; zudem stellt Armenien nach eigenen Angaben auch selbst solche unbemannten Fluggeräte her.

Drohnen sind entscheidend im Kampf

Allerdings gelten die armenischen Waffen als nicht so fortgeschritten wie die aserbaidschanischen. Am Festungssystem in den Bergen von Nagornyj Karabach über der Ebene ist Bakus Militär immer wieder gescheitert. Doch Diktator Ilham Alijew hat die Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf genutzt, um sein Militär zu modernisieren. Es veröffentlicht jetzt stolz Videos von Präzisionsangriffen auf armenische Artillerie- und Flugabwehrstellungen, Panzer, Soldaten. Eine entscheidende Rolle spielen Aufklärungs- und Kampfdrohnen.

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Aserbaidschan hat viele Geschäftsfreunde, unter ihnen ebenfalls die Russen, Südkoreaner, Türken, Israelis. Letztere sind ein Schlüsselpartner. Israel bezieht – über die Türkei – bis zu vierzig Prozent seines Öls aus dem Land. Gleichzeitig liefert es nach Sipri-Angaben sechzig Prozent aller Rüstungsimporte Aserbaidschans. Seit 1992 gilt, mittlerweile über die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), ein Embargo über Waffen- und Munitionslieferungen gegen die Konfliktparteien Armenien und Aserbaidschan. Israel steht es als Partnerland der OSZE frei, sich dem Embargo anzuschließen – es fühlt sich daher nicht daran gebunden. Seit 2011 betreibt der israelische Drohnenhersteller Aeronautics eine Fabrik mit dem aserbaidschanischen Verteidigungsministerium. Und als Ministerpräsident Benjamin Netanjahu 2016 Baku besuchte, gab Alijew bekannt, man habe Waffenverkäufe in Höhe von fünf Milliarden Dollar abgeschlossen.

Es handelt sich etwa um Radarsysteme, ballistische Raketen und Drohnen, von denen während der jüngsten Kampfhandlungen insbesondere eine sogenannte Kamikazedrohne namens „Harop“ für Aufsehen sorgte, deren Einsatz gegen armenische Kräfte Alijews außenpolitischer Berater Hikmet Hadschijew jüngst dem israelischen Portal „Walla“ bestätigte. Die „Harop“-Drohnen hätten sich im Gefecht als „sehr effektiv bewiesen“, sagte Hadschijew. Die vom staatlichen israelischen Rüstungskonzern IAI hergestellten Drohnen können stundenlang über einem Kampfgebiet kreisen, dann recht treffsicher niedergehen und sich und das Ziel mit der mitgeführten Sprengladung zerstören. Unmittelbar vor und auch während der Kämpfe in Nagornyj Karabach hatten mindestens vier schwere aserbaidschanische Frachtmaschinen den israelischen Militärflughafen Uvda angeflogen, über deren Inhalt bislang nur spekuliert wird.

Israel will Armenien beschwichtigen

Armenien protestiert dagegen heftig, aber erfolglos. Vorige Woche berief Eriwan wegen der israelischen Waffenlieferungen seinen Botschafter aus der erst vor Wochen eröffneten Botschaft aus Tel Aviv zurück, was Jerusalem mit „Bedauern“ zur Kenntnis nahm. Am Montag telefonierte Präsident Reuven Rivlin mit dem armenischen Präsidenten Armen Sarkisjan. Rivlin sagte, Israel habe langjährige Beziehungen mit Aserbaidschan und dass diese Zusammenarbeit der beiden Länder nicht gegen irgendeine Seite gerichtet sei. Diese Mitteilung aus dem Büro Rivlins sollte die einzige hohe Stellungnahme bleiben. Jenseits der Rohstoffe und des Waffenmarkts ist die Lage Aserbaidschans für Israel von strategischem Gewicht: die breite Landgrenze mit Iran, das Israel als seine Hauptbedrohung wahrnimmt. Von Aserbaidschan aus operieren die israelischen Dienste nach Iran.

Offensiv steht dieses Mal die Türkei an der Seite Aserbaidschans. Politisch fordert Ankara ein Ende der armenischen „Besatzung“, und auch militärisch stützt man die „Brüder“. So beliefert man Aserbaidschan mit „Bayraktar“-Drohnen. Und auch wenn die Führungen in Baku und Ankara es nach wie vor beharrlich leugnen, kämpfen syrische Milizionäre als Söldner im Dienst der Türkei in dem Krieg. Milizionäre mehrerer syrischer Brigaden haben gegenüber der Presse bestätigt, von Mittelsmännern Ankaras angeheuert worden zu sein. Von mehreren heiße es, man habe sich aus wirtschaftlicher Not für den Einsatz gemeldet. Von Dutzenden Toten ist aus dem Umfeld der bewaffneten Gruppen die Rede.

Im Internet sind Videos verbreitet worden, die laut Angaben örtlicher syrischer Medien zeigen, wie getötete Kämpfer zur Bestattung zurück in die Region nördlich von Aleppo gebracht werden. Andere Aufnahmen zeigen einen syrischen Milizionär in einem eroberten Munitionslager, wo er sich unter einem mehrfachen „Allahu Akbar“ über armenische Beute freut. Der Bunker taucht auch in einem Video des aserbaidschanischen Militärs auf. Und derselbe Kämpfer ist in einem weiteren Video zu sehen, in dem er sich – wie er selbst berichtet – vor armenischem Artilleriebeschuss in Sicherheit bringt.

Baku gibt an, keine ausländischen Kämpfer zu benötigen. Tatsächlich dürfte der militärische Wert der Milizionäre überschaubar sein. „Sie nutzen vor allem den türkischen Interessen“, sagt ein syrischer Beobachter mit guten Kontakten sowohl zu den syrischen bewaffneten Gruppen als auch in den türkischen Sicherheitsapparat. Die Türkei vergrößere durch deren Präsenz ihren Fußabdruck in der Kaukasusregion und habe ein Druckmittel gegenüber Mächten wie Russland oder Iran, sagt er. Er vermutet, dass die syrischen Kämpfer Teil eines „Pakets“ sind, „nach dem Motto: Es gibt Drohnen, aber eben auch syrische Kämpfer“.

Die syrischen Brigaden selbst sind sich des Unbehagens bewusst, das sie hervorrufen. „Wo immer wir hingehen, schüren wir Angst und Sorge“, witzelt ein Milizionär in einer Chat-Nachricht. Irans Präsident Hassan Ruhani hat sich beunruhigt über Terroristen an der Grenze zu seinem Land geäußert. Auch aus Moskau, vom mächtigen Leiter des Auslandsgeheimdiensts SWR, erklingt Sorge. Zudem kann dem streng säkularen Regime in Baku, das über eine in großer Mehrheit schiitische Bevölkerung herrscht, nicht an einer dauerhaften Präsenz sunnitischer Islamisten gelegen sein.