MESOPOTAMIA NEWS : AUS KÜCHE & WOHNZIMMER VON CLAUDIA ROTH & ANTON HOFREITER

Politiker nehmen Flüchtlinge zu Hause auf

  1. August 2018 | by BEX | 15Angesichts anhaltender Kritik aus der Bevölkerung haben sich viele deutsche Politiker entschlossen, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen und Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen.

BERLIN (fna) – Viele Menschen in Deutschland verstehen nicht, warum sie zig Milliarden Euro für die Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen über ihre Steuern und Sozialabgaben bezahlen sollen, während sich die Politiker selbst nur in hohlen Phrasen üben und ihre Luxusvillen und Häuser in den Nobelgegenden nicht für die Verfolgten öffnen. Das hat sich nun geändert.

Eine Gruppe von insgesamt 762 Abgeordneten des Bundestags, des Bundesrats und der Landtage von CDU, CSU, SPD, Grünen, Linken und FDP hat die Initiative „Gebt Flüchtlingen ein Zuhause“ gestartet und geht mit gutem Beispiel voran. Die Sprecherin der Initiative teilte der Nachrichtenagentur fna mit: „Als wohlhabendes Land ist es unsere Pflicht, verfolgte Menschen aufzunehmen. Doch staatliche Erstaufnahmeeinrichtungen alleine genügen nicht.“ Deshalb wolle man mit positivem Beispiel vorangehen und selbst Flüchtlinge bzw. ganze Flüchtlingsfamilien in den eigenen Häusern aufnehmen.

„Viele von uns haben ohnehin Zweit- und Dritthäuser herumstehen“, so Anton Hofreiter (Grüne) zur fna. „Deshalb habe ich auch eine zwölfköpfige afghanische Familie aufgenommen.“ Der Ehemann, seine drei Frauen und deren acht Kinder würden sich bei ihr zu Hause sehr wohl fühlen. „Zum Opferfest haben wir sogar ein Schaf im Hinterhof geschächtet und gegrillt. Das war ein tolles Erlebnis.“ Auch Linken-Chefin Katja Kipping hat sogar zwei Familien bei sich aufgenommen – und zwar eine aus Eritrea und eine jesidische Familie aus dem Irak. „Ein sehr schönes Gefühl zu sehen, wie das interkulturelle Zusammenleben funktioniert“, erklärt sie. „So fühlt sich wohl ein Leben ohne staatliche Grenzen an.“

Die CSU-Landtagsabgeordnete Petra Dettenhöfer hingegen erklärt: „Für meinen Mann und mich kam nur eine syrische Christenfamilie infrage. Die haben wir auch glücklicherweise gefunden.“ CDU-Politiker Thomas Heilmann hingegen ist noch auf der Suche. „Ich habe zusammen mit einigen anderen Abgeordneten bereits verschiedene Asylheime besucht, aber bislang noch keine passenden Flüchtlinge gefunden, die ich in meinem Domizil aufnehmen könnte“, sagt er der fna. Er sei aber „zuversichtlich, bald jemandem eine Chance zu geben.“

Nun hoffen die Politiker, dass ihre Vorbildwirkung auch bei den Menschen in Deutschland ankommt. Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, die selbst drei junge Afrikaner bei sich aufnahm, betont: „Wenn jeder Haushalt im Durchschnitt auch nur drei Flüchtlinge bei sich aufnimmt, können wir sogar insgesamt rund 120 Millionen Flüchtlinge in Deutschland aufnehmen.“ Dies wäre „wunderbar und würde Deutschland enorm bereichern“, so die Grünen-Politikerin.

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