MESOP WATCH: JULIAN REICHELT – DER LETZTE NON-KONFORMIST / ISRAELFREUND & PUTIN FEIND !

Liebe Leserinnen & Leser,

Gestern die Entlassung von Julian Reichelt als Bild-Chefredakteur. Der einzige Chef eines großen Mediums, der konsequent die Bundesregierung und vor allem auch deren Corona-Politik kritisierte, stolperte über Vorwürfe, die im Detail offenbar außer Eingeweihten niemandem bekannt sind. Unschuldsvermutung? War einmal. Transparenz? Längst vorbei. Der Vorgang hat in meinen Augen ein großes „Geschmäckle“, wie man in Süddeutschland sagt.

Der Blogger „Neverforgetniki“ schreibt zur Causa Reichelt:

„Giffey wird trotz Betrugs Bürgermeisterin.
Sarah-Lee Heinrich trotz Hetze im Internet Grüne-Jugend-Sprecherin.
Böhmermann trotz Menschenfeindlichkeit ZDF-Star.
Julian Reichelt hat einfach die “falsche” Gesinnung …”

Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen. Mich erinnert die Causa Reichelt daran, wie der Stasi-Aufklärer Hubertus Knabe aus seinem Amt als Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen regelrecht „herauszersetzt“ wurde (verzeihen Sie mir die Wortschöpfung). Ich wähle ausdrücklich das Wort „erinnert“, weil eben zu wenig bekannt ist über die Vorwürfe, um sie einzuordnen. Aber auch das würde zur Handschrift passen. Großreinemachen vor der Ampel? Das würde auch dem entsprechen, was ich in der Bundespressekonferenz erlebe. Aber dazu später mehr.
Der Blogger „Neverforgetniki“ hat noch einen weiteren Tweet zu Reichelt abgesetzt:

„Gestern wurde Julian Reichelt rausgeworfen.
Heute fordert die BILD mehr Zuwanderung.
Überraschung …”

Bei diesen Zeilen musste ich sofort an den Gastbeitrag von Sönke Paulsen auf meiner Seite denken, der genau dieser Theorie nachging:

Als ich das zweite Mal mit diesem Wochenbriefing beginnen wollte, erhielt ich von einem Leser den Hinweis auf einen neuen Telegram-Kanal mit dem Namen „Julian Reichelt official“. Dort wird auch auf mein Video und mein – natürlich symbolisches – „Job-Angebot“ an Reichelt reagiert. Ich war über die Aussagen dort hocherfreut und schrieb spontan einen Artikel darüber. Sofort kamen Rückmeldungen von meinen Lesern, es könnte ein Fake sein. Und leider muss ich den Lesern recht geben. Es handelte sich um eine Aktion von “Anonymus” – ganz im Stile von Jan Böhmermann vom ZDF. Mit Fakes, Fallen und Häme wird der politische Diskurs vergiftet. Oder ganze Regierungen gestürzt wie im Falle des Strache-Videos mit dem österreichischen Vize-Kanzler. Dass dabei belastende Stellen unterschlagen wurden, ist die Handschrift solcher Aktionen. Gott sei Dank habe ich so aufmerksame Leser und konnte so binnen kürzester Zeit den Artikel entsprechend umgestalten bzw. mit einem Warnhinweis versehen (nachzulesen hier).
Und Gott sei Dank habe ich ein unglaublich kompetentes und fleißiges Team: Eine Mitarbeiterin bewies detektivische Fähigkeiten und stellte schon lange vor der Enthüllung durch Anonymus fest, dass eine angebliche Sprachnachricht, die auf dem Kanal gegen 18.30 Uhr hochgeladen wurde, in Wirklichkeit aus einem alten Interview mit Reichelt stammt, das auf Youtube abrufbar ist. Damit haben wir den Betrug selbständig entlarvt und ihn auch gleich öffentlich gemacht.

In was für verrückten Zeiten wir doch leben! Wer spielt solche Spielchen? Ich kenne sie zwar aus Russland, wo das politische Klima nach Jahrzehnten KGB und Sozialismus völlig vergiftet und jedes Foul denkbar ist. Aber in Deutschland hatte ich immer noch ein gewisses Urvertrauen. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Ich schäme mich hier nicht für meine Gutgläubigkeit! Ich will mir nicht ein so verdorbenes Denken aneignen wie die Leute hinter solchen Aktionen. Und ich freue mich, dass meine Gutgläubigkeit mit ausreichend Skepsis versehen ist, so dass ich binnen rund 30 Minuten einen entsprechenden Warnhinweis im Artikel platzierte. Offen und transparent.

Obwohl die Fallensteller Böses beabsichtigten, und sich jetzt mit ihren Brüdern im Geiste auf die Schenkel klopfen vor Häme,  haben sie doch Gutes bewirkt: Zum einen haben wir gezeigt, wie transparent wir mit Fehlern umgehen. Zum anderen haben sie uns allen eine Vorstellung davon vermittelt, was echte Solidarität unter kritischen Journalisten bewirken könnte: Wäre der Kanal echt, oder würde Reichelt so handeln, wie dort beschrieben – da könnte sich etwas sehr Kraftvolles entwickeln. Das zeigen die neuen, fast 50.000 Abonnenten während weniger Stunden. Die Menschen hungern förmlich nach kritischem, ehrlichem Journalismus. Umso trauriger, dass Reichelt selbst den ganzen Tag schwieg. Auch auf meine Mail-Nachfrage hin. Dabei hätte er dem Spiel leicht ein Ende bereiten können. So aber half er bei einer Steilvorlage für seine politischen Gegner mit. Bitter. Aber leider sehr häufig: Während die Kulturkämpfer des linksgrünlila Zeitgeists sich die Bälle zuspielen und jetzt schon den Kopf von Springer-Chef Döpfner fordern, weil er Parallelen zwischen Merkel-Deutschland und der DDR zog, sind die Kritiker des Zeitgeists in den Medien offenbar mehrheitlich zu sehr Individualisten, um sich gegenseitig zu unterstützen und Solidarität zu zeigen. Das ist besonders deshalb bitter, weil es in der Bevölkerung eben nicht so ist: Der Rückhalt und die Unterstützung, die man von sogenannten “einfachen” Menschen bekommt, sind überwältigend.

Boris Reitschuster