MESOP : WADI e.V. PROJEKTE IM NORDIRAK / KINDER BRAUCHEN ZUKUNFT IN IHRER REGION

„EIN HERZ FÜR KINDER“: FLÜCHTLINGSKINDER KÖNNEN WIEDER LERNEN

Das Mädchen freut sich: Im Sommer hat sie bei Ferienfreizeiten Spaß gehabt und am Montag beginnt wieder die Schule, unterstützt von der BILD-Hilfsorganisation: – VON ANTJE SCHIPPMANN – BILD DEUTSCHLAND

Große Freude bei den syrischen Flüchtlingskindern im Nordirak – die BILD-Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ unterstützt ihre Schule. Schulmaterialien, Schuluniformen, Spielsachen, eine Klimaanlage und Material für die Theater AG sowie mehrere Ferienfreizeiten konnten dank der Spenden finanziert werden.Am Montag sind die Sommerferien zu Ende, der Unterricht beginnt wieder. 190 Kinder von sechs bis 13 Jahren werden hier fünf Tage die Woche betreut, bekommen Unterricht in Englisch und Kurdisch, Mathe, Naturwissenschaften und Geographie.Gegründet wurde ihre Schule im Dezember 2014 in dem kleinen Ort Bainjan. 200 syrische Familien hatten sich hier angesiedelt, darunter hunderte Kinder, die durch die Gräuel des Bürgerkriegs teilweise schwer traumatisiert sind.

Die Lehrerin Hindren Abdullah (26) ist aus Damaskus geflohen und arbeitet unentgeltlich

Weil örtliche Schulen sie nicht aufnehmen und internationale Hilfsorganisationen sich nur sporadisch um die Bildung der Kinder in den großen Lagern kümmern, konnten die Kinder keinen Unterricht besuchen.Ohne Ausblick auf Rückkehr in das Bürgerkriegsland entschieden sich die Familien, selbst eine Schule zu organisieren. Mit Hilfe der deutsch-irakischen Hilfsorganisation Wadi e.V. besorgten sie ein Haus, Tische und Stühle, Tafeln und Kreide und starteten den Unterricht.

Auch Spielsachen und Materialien für die Theater AG konnten finanziert werdenMit kleinen Spielen und Geschenken versuchen die Betreuer, die teils stark traumatisierten Kinder zu ermutigen, in die Schule zu gehen, holen sie teilweise sogar von zu Hause ab. Denn viele haben mit den Erinnerungen an Bomben und Flucht zu kämpfen und Probleme, sich zu konzentrieren oder große Angst vor Prüfungen.Die Lehrer arbeiten ehrenamtlich, sie können sich nicht einmal ein kleines Gehalt auszahlen. Ein Zustand, der nicht mehr lange auszuhalten ist, sagt Kumry Al-Ferha, Mitarbeiterin von Wadi e.V., die von Anbeginn an die Schule versorgt hat.

DIE GUTE SEELE DER SCHULE

Kumry al-Ferha (34) unterstützt Lehrer und Schüler mit allem, was benötigt wird. Die Bildung der Kinder ist ihr eine Herzensangelegenheit – Sie will syrischen Kindern eine Zukunft geben

120 Flüchtlingskinder können nach zwei Jahren ohne Unterricht endlich wieder in die Schule gehen. Ein einzigartiges Projekt im Irak. „Gerne würden wir eine weiterführende Schule eröffnen, für die Kinder ab 13 Jahren, aber wenn wir die Lehrer nicht halten können, ist sogar die Zukunft dieser Schule gefährdet“, sagt Kumry zu BILD.

Sorge bereitet auch der nahende Winter. Zwar konnten dank „Herz für Kinder“ Schuhe gekauft werden, doch es mangelt noch an Heizungen und Winterjacken.

Kinder von sechs bis 13 Jahren besuchen den Unterricht. Die Älteren hoffen auf eine weiterführende Schule. Kinder von sechs bis 13 Jahren besuchen den Unterricht. Die Älteren hoffen auf eine weiterführende Schule

Kinder brauchen eine Zukunft in der Region

Der Tod des Flüchtlingsjungen Aylan habe die Kinder sehr beschäftigt. „Wir reden viel über die Bilder, und über die Ereignisse in Europa“, berichtet Kumry.

„Am liebsten wollen die Familien natürlich zurück in ihre Häuser nach Syrien und nicht nach Europa, doch wenn ihre Kinder in der Region keine Zukunft haben, werden auch sie sich vielleicht auf den Weg machen“, sagt Kumry.

„Das wichtigste ist doch die Bildung der Kinder. Wenn sie mehrere Jahre nicht zur Schule gehen können, haben sie keine Zukunft, dann wächst eine verlorene Generation heran. Deshalb sind Schulen wie diese so wichtig.“

In der Schule lernen sie Englisch, Kurdisch, Mathematik und Naturwissenschaften – In der Schule lernen sie Englisch, Kurdisch, Mathematik und Naturwissenschaften. Ohne Bildung hätten sie keine Zukunft. – Mittlerweile gibt es schon viele Anfragen von syrischen Flüchtlingen aus anderen Orten, die eine eigene Schule aufbauen wollen, um ihren Kindern eine Zukunft in der Region geben zu können. Weit mehr als eine Million Menschen sind in die Kurdengebiete im Nordirak geflohen, darunter rund 240 000 Flüchtlinge aus Syrien.

UN-Flüchtlingshilfe warnt vor „selbstmörderischer Strategie“

95 Prozent der syrischen Flüchtlinge, mehr als vier Millionen Menschen, leben den angrenzenden Staaten, in Jordanien, im Libanon, im Irak und in der Türkei. Die Lebensbedingungen verschlechtern sich dort zurzeit jedoch rapide.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk schlägt Alarm: Die Zahl der Bedürftigen steigt in Rekordhöhen, doch die Mittel für ihre Versorgung sinken, 2015 sogar um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Versorgung mit Nahrung, Wasser und Medikamenten ist teilweise katastrophal, Kliniken werden geschlossen und Rationen gestrichen.

Wenn ihre Kinder keine Zukunft haben, wollen viele Familien fliehen. Es ist wichtig, Projekte vor Ort zu unterstützen – Wenn ihre Kinder keine Zukunft haben, entscheiden sich Familien für die Flucht. Es ist wichtig, Projekte vor Ort zu unterstützen

UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres fordert sofortige Hilfe, es sei eine dramatische Situation für die Syrer, die nicht versorgt werden aber auch nicht selbst arbeiten dürfen und deshalb die Flucht nach Europa wagen.

„Wenn man sich das humanitäre Budget weltweit anschaut, liegt es zwischen 20 und 30 Milliarden Dollar.“ Jede mittelgroße Bankenrettung sei teurer gewesen, sagt Guterres. „Es ist eine schlechte, eine selbstmörderische Strategie, nicht mehr für humanitäre Hilfe auszugeben.“

Zur Website der Hilfsorganisation Wadi e.V., die sich um die Kinder kümmert http://www.wadi-online.de/