MESOP : TÜRKISCHE TEIL-INVASION IN SYRIEN ALS ZWANGSLOGIK – Kurden könnten noch stärker werden / DAS ORSAM THINK TANK PAPIER

27 Juli 2015 – Die großen Linien, um die es Ankara sei seinen neuesten Entschlüssen gehen könnte, beschreibt anschaulich eine dieser Tage erschienene Analyse des „Zentrums für strategische Nahoststudien“ (Orsam) in Ankara: „Ohne eine militärische Intervention der Türkei (in Syrien) ist es höchst wahrscheinlich, dass die Kurden mit amerikanischer Luftunterstützung die Gegenden zwischen den (kurdisch kontrollierten) Städten Afrin und Kobane (in Syrien) erobern werden.“ Ein durchgehender, kurdisch kontrollierter Gürtel vom Irak im Osten bis nach Syrien im Westen werde jedoch „die geographische Verbindung zwischen der Türkei und der arabischen Welt durchtrennen.“

In der Folge wäre die Türkei in ihrer Nahostpolitik erst recht auf die Kurden und die PKK angewiesen. „Daher muss eine potentielle türkische militärische Intervention im Norden Syriens im Zusammenhang mit Davutoglus Aussage ,Wir werden es niemals zulassen, dass die türkische Verbindung zu Aleppo abgetrennt wird’ gesehen werden“, heißt es in der Studie. Auch die den Amerikanern erteilte Erlaubnis, den Luftwaffenstützpunkt im südtürkischen Incirlik für Angriffe gegen den IS zu nutzen, wird mit den (mutmaßlichen) türkischen Plänen zur Errichtung einer 90 Kilometer langen und bis zu 50 Kilometer tiefen Flugverbotszone in Nordsyrien in Verbindung gebracht.

Das sei für die Türkei umso wichtiger, als der IS im Irak die geographische Verbindung zwischen Bagdad und der autonomen Kurdenregion im Norden des Landes durchtrennt habe, was die „Gefahr“ (aus türkischer Sicht) eines aus einem irakischen Staatszerfall hervorgehenden unabhängigen Kurdenstaates nur noch vergrößere. Daher wolle Ankara wenigstens die Entstehung eines weiteren zusammenhängenden kurdischen Herrschaftsgebiets in Syrien unterbinden.

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