MESOP REPORT : Frankfurter Islamist verübt Selbstmordanschlag
Florian Flade – DIE WELT -7-8-2014 – Im Irak hat sich ein Dschihadist aus Frankfurt offenbar mit einer Autobombe in die Luft gesprengt. Bereits 40 deutsche Islamisten in Syrien und dem Irak sind tot. Der Verfassungsschutz ist alarmiert.
Vermummt mit einem schwarz-weißen Tuch, blickt der Mann in die Kamera. In beinahe akzentfreiem Deutsch berichtet er von einem Traum. Er habe gesehen, wie er zum Märtyrer geworden sei, so der Islamist, der sich “Abu Ajjub al-Maghribi” nennt. Ein Traum, den der Mann wohl in die Tat umgesetzt hat.
Die nächste Szene in dem Propagandavideo der Terrororganisation Islamischer Staat zeigt, wie der Dschihadist “Abu Ajjub” vor einem Fahrzeug der irakischen Armee steht, umgebaut zur Autobombe. Mit ihr fuhr der Islamist in der westirakischen Stadt Ramadi in ein Gebäude der irakischen Sicherheitkräfte und sprengte sich in die Luft. Gefilmt wurde der Anschlag gleich aus mehreren Kameraperspektiven. “Möge Allah ihn akzeptieren und im Paradies mit dem Propheten vereinen”, heißt es in der Propagandaaufnahme.
Selbstmordattentäter wurde identifiziert
Deutsche Sicherheitsbehörden haben das Terrorvideo, das Ende Juli auf einschlägigen Internetseiten veröffentlicht wurde, analysiert. Und sie haben den mutmaßlichen Selbstmordattentäter “Abu Ajjub al-Maghribi” identifiziert. Nach Informationen der “Welt” handelt es sich offenbar um den 27-jährigen Deutsch-Marokkaner Raschid B. aus Frankfurt am Main. Der Extremist war Sicherheitsbehörden schon länger als Anhänger der salafistischen Szene bekannt. Im vergangenen Jahr gelang es B., sich ins Ausland abzusetzen. Zunächst plante der Islamist offenbar ein Arabischsprachstudium in Ägypten, tauchte dann aber in Syrien auf.
Dort schloss sich der Frankfurter wohl der Terrororganisation Islamischer Staat (IS, früher Isis) an. Und zog mit den Dschihadisten vor wenigen Wochen in den Irak, um sich dort an der Eroberungsoffensive von IS zu beteiligen.
Erst Mitte Juli gab es ein weiteres Attentat
Raschid B. ist nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden einer von rund 40 Islamisten aus Deutschland, die bislang in Syrien und dem Irak getötet worden sein sollen. Erst Mitte Juli hatte IS vermeldet, ein Mann mit dem Kampfnamen “Abu Kaka al-Almani” habe in der irakischen Hauptstadt Bagdad ein Selbstmordattentat verübt.
Wie die “Welt” aus Sicherheitskreisen erfuhr, prüfen derzeit das Bundeskriminalamt (BKA) und der Verfassungsschutz Informationen, wonach am Mittwoch dieser Woche möglicherweise ein Islamkonvertit aus dem nordrhein-westfälischen Dinslaken an einem Bombenanschlag im Nordirak beteiligt war.
Die Terrorgruppe IS hatte in einer Internetbotschaft erklärt, ein Libyer namens “Abu Muawija al-Libi” und ein Deutscher mit Namen “Abu Osama al-Almani” hätten einen Stützpunkt der kurdischen Peschmerga-Milizen in der Ortschaft Ali Rasch mit Autobomben angegriffen. Mehr als 20 Menschen sollen die beiden Attentäter mit in den Tod gerissen haben.
Bei “Abu Osama al-Almani” könnte es sich nach erster Einschätzung der Sicherheitsbehörden um den ehemaligen Pizzaboten und Berufsschüler Philip B. handeln. Bestätigt ist diese Information nicht.
Strom der Islamisten steigt an
Wie das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) am Donnerstag mitteilte, ist die Zahl der nach Syrien ausgereisten Islamisten weiter angestiegen. “Der Strom der aus Deutschland nach Syrien ausreisenden Dschihadisten ist ungebrochen”, sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Mehr als 400 Ausreisen habe seine Behörde inzwischen gezählt.
Mehrere Dutzend Islamisten sollen zudem inzwischen wieder zurückgekehrt sein. “Unter den zurückgekehrten Dschihadisten sind auch etwa 25 Personen, die Kampferfahrung in Syrien gesammelt haben”, sagte Maaßen. Er betonte aber: “Wir haben derzeit keine Anhaltspunkte, dass diese Personen einen konkreten terroristischen Auftrag in Deutschland verfolgen.” http://www.welt.de/politik/deutschland/article130993719/Frankfurter-Islamist-veruebt-Selbstmordanschlag.html