MESOP REFLEXION : Die neuen Deutschen kennen keine Grenze

Kritische Anmerkungen zum Antinationalismus – Rajko Eichkamp (Bahamas 74/2016)

I.

Nichts geht leich­ter über die Lip­pen als eine wie auch immer ge­ar­te­te War­nung vor dem Na­tio­na­lis­mus, nichts be­weist bes­ser, aus der deut­schen Ge­schich­te ge­lernt zu haben. Nie­mand, der auf sich hält, nie­mand, der ge­sell­schaft­li­che Re­spek­ta­bi­li­tät be­an­sprucht oder zu­min­dest an­strebt, scheint ohne eine eben­so de­mons­tra­ti­ve wie be­flis­se­ne Ab­scheu­er­klä­rung vor dem Na­tio­na­lis­mus aus­zu­kom­men. Die lau­tes­ten und rou­ti­nier­tes­ten Kri­ti­ker jeg­li­chen Rück­falls ins fins­te­re Zeit­al­ter des Na­tio­na­len sind ein­ge­schwo­re­ne Kern­eu­ro­pä­er. Mer­kel, Schulz, Juncker, sie alle emp­fin­den die Form des bür­ger­li­chen Na­tio­nal­staats als Zu­mu­tung, als läs­ti­ge Be­gren­zung ihrer Am­bi­tio­nen; ihr An­ti­na­tio­na­lis­mus dringt auf Ent­gren­zung von Herr­schaft, d.h. kon­kret: auf ein Ma­xi­mum an Sur­p­lus­pro­fit bei einem Mi­ni­mum an ge­sell­schaft­li­cher Re­gu­la­ti­on und so­zia­ler Kom­pen­sa­ti­on. Pro­pa­gan­dis­tisch se­kun­diert wird die­ses Pro­gramm von einem ge­misch­ten Chor an Mah­nern und War­nern, der von Kir­chen­ta­gen und Schul­lehr­plä­nen über alle mög­li­chen Bünd­nis­se gegen rechts bis hin zu den deut­schen Ver­trie­be­nen­ver­bän­den reicht, die man mit Fug und Recht als his­to­ri­sche Vor­läu­fer der No-bor­der-Camps an­se­hen darf.

 

Die Ver­laut­ba­run­gen der einen klin­gen mitt­ler­wei­le fast wort­gleich so wie die Flug­blät­ter der an­de­ren. So mel­de­te ein Pres­se­be­richt vom Tref­fen der Su­de­ten­deut­schen Lands­mann­schaft im Mai die­ses Jah­res: „Die Su­de­ten­deut­sche Lands­mann­schaft hat un­mit­tel­bar vor ihrem Pfingst­tref­fen zu einem grö­ße­ren Mit­ein­an­der in Eu­ro­pa auf­ge­ru­fen. ‚Ge­ra­de wir Su­de­ten­deut­schen wol­len keine Gren­zen in die­ses Mit­tel­eu­ro­pa schnei­den‘, sagte der Spre­cher der Su­de­ten­deut­schen Volks­grup­pe, Bernd Pos­selt (CSU), am Frei­tag. Man brau­che in Zei­ten der Flücht­lings­kri­se nicht we­ni­ger, son­dern mehr Eu­ro­pa. ‚Der Su­de­ten­deut­sche Tag soll Pro­test sein gegen jede Form von Na­tio­na­lis­mus und Re­na­tio­na­li­sie­rung‘, be­ton­te er.“ (1)

Nur auf den ers­ten Blick wirkt be­fremd­lich, dass ge­ra­de die ver­stock­tes­ten Re­van­chis­ten mit all ihren alten und neuen Nazis be­flis­se­ne Kri­ti­ker des Na­tio­na­lis­mus sind. Denn es war ja der Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, sei­nem ers­ten Na­mens­be­stand­teil zum Trotz, der die bis­lang wirk­mäch­tigs­te post­na­tio­na­le Be­we­gung vor­stell­te, und das in jeder nur denk­ba­ren Hin­sicht: Nicht nur dass er sämt­li­chen Fort­schritt, der mit dem Auf­stieg der Na­tio­nal­staa­ten in Eu­ro­pa je ver­knüpft war – sei es die Rechts­gleich­heit zwi­schen den Staats­bür­gern, sei es die weit­rei­chen­de Ga­ran­tie, Tausch­ge­schäf­te in einer pa­zi­fi­zier­ten Öf­fent­lich­keit ohne Furcht vor un­mit­tel­ba­rer Ge­walt und ohne An­se­hen der Per­son ab­wi­ckeln zu kön­nen – ri­go­ros kas­sier­te; auch waren ihm Na­tio­nen an sich gleich­gül­tig, ja ein Dorn im Auge, in­klu­si­ve der ei­ge­nen. Denn Deutsch-Sein war ihm eine bio­lo­gisch-on­to­lo­gi­sche Ei­gen­schaft und keine ju­ris­ti­sche, folg­lich auch nicht an Gren­zen ge­bun­den, weder an geo­gra­phi­sche noch an mo­ra­li­sche. Die Vor­stel­lung vom so­ge­nann­ten Le­bens­raum sah die ganze Welt als Beute einer Horde re­spek­ti­ve Rasse, die aus ihrer Mitte all die eli­mi­nier­te, die nicht die rich­ti­ge Schä­del­form und Ab­stam­mungs­ur­kun­de auf­wei­sen konn­ten, und die ko­op­tier­te – un­ge­ach­tet von Mut­ter­spra­che und Rei­se­pass –, die die­sen Kri­te­ri­en bes­ser ge­nüg­ten. Die her­ge­brach­ten na­tio­nal­staat­li­chen Gren­zen und die mit ihnen ver­knüpf­ten Ga­ran­ti­en für die durch sie de­fi­nier­ten Ter­ri­to­ri­en und deren Ein­woh­ner waren dem na­zis­ti­schen Be­he­moth bes­ten­falls gleich­gül­tig, sie wur­den nach Be­darf um­ge­mo­delt, Du­o­dez­län­der ent­stan­den und ver­gin­gen teil­wei­se bin­nen Jah­res­frist, weil sie oh­ne­hin nichts an­de­res dar­stell­ten als vo­la­ti­le Ver­wal­tungs­ein­hei­ten einer Raub- und Ver­nich­tungs­öko­no­mie.

Dekonstruktion des Nationalstaats

Diese bü­ro­kra­ti­sche Vo­la­ti­li­tät im Um­gang mit dem klas­si­schen eu­ro­päi­schen Na­tio­nal­staat gleicht nicht nur von Ferne dem, was sich seit min­des­tens zwei Jahr­zehn­ten im Be­reich der stets er­wei­ter­ten Eu­ro­päi­schen Union ab­ge­spielt hat: Deren Pro­ze­de­re ist le­dig­lich des­halb si­gni­fi­kant fried­li­cher, weil es sich auf die kriegs­po­li­ti­schen Re­sul­ta­te der, wenn man so will, ers­ten Eu­ro­päi­schen Union, dem deut­schen Kern­eu­ro­pa des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, stüt­zen kann. Der öko­no­mi­sche Ra­tio­na­li­sie­rungs­vor­sprung die­ses Kern­eu­ro­pa, sprich Deutsch­land plus ge­le­gent­lich wech­seln­den Satra­pen, hat den mi­li­tä­ri­schen Ra­tio­na­li­sie­rungs­vor­sprung von einst er­setzt, oder bes­ser: be­erbt. Dass sich der herr­schen­de com­mon sense be­zie­hungs­wei­se der com­mon sense der Herr­schen­den de­zi­diert gegen die Na­ti­on wen­det, die einst fürs Ka­pi­tal frag­lo­se po­li­ti­sche Form von Pro­duk­ti­on und Re­pro­duk­ti­on, hat also durch­aus Tra­di­ti­on.

Damit haben die post­mo­der­nen Theo­ri­en, die der Na­ti­on stets vor­war­fen, dass sie eine Bü­ro­kra­tie ge­wor­de­ne Ob­ses­si­on sei, ein ver­selb­stän­dig­ter Nor­ma­li­täts­dis­kurs, den es zu de­kon­stru­ie­ren gelte, auch ganz of­fen­sicht­lich ein­ge­büßt, was zu be­sit­zen sie schon immer nur vor­täusch­ten: Trif­tig­keit. Denn zum einen haben die Wal­ler­steins und An­der­sons mit der Rede von Kon­struk­tio­nen und Nar­ra­ti­ven das ei­gent­lich zu Er­klä­ren­de als Er­klä­rung aus­ge­ge­ben, also einen der äl­tes­ten theo­re­ti­schen Ros­s­täu­scher­tricks über­haupt be­nutzt; zum an­de­ren, und das ist viel wich­ti­ger, ist die einst auf dem Pa­pier her­bei­ge­wünsch­te De­kon­struk­ti­on der Na­tio­nal­staa­ten nun eine eu­ro­päi­sche Rea­li­tät, die das Fürch­ten lehrt: Die ge­mein­sa­me Wäh­rung ohne ge­mein­sa­men Sou­ve­rän un­ter­mi­niert Na­tio­nal­staa­ten ganz prak­tisch und er­weist eben­so prak­tisch, dass die Ge­mein­schaf­ten – Re­gi­on, Kom­mu­ne, Fa­mi­lie –, die aus dem Zer­fall des Na­tio­nal­staats gleich­sam na­tur­wüch­sig ent­ste­hen be­zie­hungs­wei­se wie­der­auf­er­ste­hen, in jedem Fall schlim­mer, ge­mei­ner und vor allem stär­ker vom Pri­mat un­mit­tel­ba­rer Ge­walt be­herrscht sind als die Rechts­räu­me, die die klas­si­schen Na­tio­nal­staa­ten vor­stell­ten. Denn deren In­sas­sen un­ter­stan­den zu­min­dest noch als Ver­ein­zel­te einem abs­trak­ten Ge­setz und nicht dem ge­wohn­heits­mä­ßi­gen Zwang der par­ti­ku­la­ren Über­le­bens­kol­lek­ti­ve als fleisch­ge­wor­de­nes Ex­em­plar einer Kul­tur, Re­li­gi­on oder Eth­nie.

Nichts an­de­res als die Re­le­ga­ti­on des vor­ma­li­gen In­di­vi­du­ums an diese Kol­lek­ti­ve haben die heu­ti­gen Staa­ten­hül­len Süd­eu­ro­pas nach dem Sou­ve­rä­ni­täts­ver­lust ihren In­sas­sen- noch zu bie­ten: Der Ge­sell­schaft droht der Rück­s­turz in halba­gra­ri­sche DIY-Sub­sis­tenz­ge­mein­schaf­ten, es herrscht die ab­so­lu­te Su­pre­ma­tie von Sippe und Schol­le – fi­nan­ziert mit Opas Rente oder er­wirt­schaf­tet durch die Ge­mü­se­zucht auf dem Fa­mi­li­en­grund­stück, oder bei­des, dort, wo es auch im Le­bens­all­tag der Men­schen einst­mals mehr als nur An­flü­ge von In­di­vi­dua­li­tät und Uni­ver­sa­li­tät gab. In Ita­li­en, Grie­chen­land, Por­tu­gal und Spa­ni­en, aber auch be­reits in Frank­reich ist die­ses Sze­na­rio kein Schreck­bild mehr, son­dern All­tag für den Teil der Be­völ­ke­rung, dem es qua Ju­gend und/oder Armut nicht ver­gönnt war, sich selbst oder zu­min­dest Teile des Ver­mö­gens in die nord­eu­ro­päi­sche Im­mo­bi­li­en- und Fonds­wirt­schaft hin­über­ret­ten zu kön­nen. Und auch im Nor­den gilt in der sub­si­di­är ori­en­tier­ten So­zi­al­po­li­tik längst der Pri­mat der Ge­mein­schaft vor dem ver­ein­zel­ten Bür­ger; ein Pri­mat, der alle Sphä­ren des All­tags durch­dringt. Wie tief und wie selbst­ver­ständ­lich, davon ver­mit­telt nicht zu­letzt die als Kul­tur ver­bräm­te Pro­pa­gan­da von Sa­ti­ri­kern, Ka­ba­ret­tis­ten und an­de­ren Volks­päd­ago­gen einen Ein­druck: Naht­los ver­bin­det sich hier Be­ju­be­lung or­ga­ni­sier­ter Min­der­heit aller Art (nur so ist zu er­klä­ren, wie im Geis­tes­haus­halt der „an­stän­di­gen Deut­schen“ Is­lam­ver­harm­lo­sung und Chris­to­pher-Street-Day-Se­lig­keit bruch­los ko­exis­tie­ren kön­nen) mit maß­lo­ser Be­schimp­fung der ein­sam vor sich hin ve­ge­tie­ren­den bio­deut­schen Stüt­ze­emp­fän­ger.

II.

An­ders als ihre post­struk­tu­ra­lis­ti­schen Ge­gen­stü­cke muss sich die kri­ti­sche Theo­rie der Na­ti­on nicht not­ge­drun­gen am re­gie­rungs­amt­li­chen An­ti­na­tio­na­lis­mus deutsch-eu­ro­päi­scher Pro­ve­ni­enz bla­mie­ren. Denn ihr ist Na­ti­on nicht ein­fach nur ein letzt­lich aus­tausch­ba­res Dis­po­si­tiv der eben­so ewi­gen wie ne­bu­lö­sen Macht, son­dern das sehr kon­kre­te his­to­ri­sche Re­sul­tat der Kriegs­er­klä­rung der im ka­pi­ta­len Sinne pro­duk­ti­ven Ge­sell­schafts­mehr­heit gegen die kon­sump­ti­ve Min­der­heit, (2) also der Über­nah­me des Staa­tes durch den drit­ten Stand, durch das Bür­ger­tum, das die Ver­tre­ter der bei­den an­de­ren Stän­de ent­we­der köpf­te und ver­jag­te oder as­si­mi­lier­te. Ex­ter­ri­to­ri­al blieb in die­ser his­to­ri­schen Kon­stel­la­ti­on zu­nächst das Pro­le­ta­ri­at, der so­ge­nann­te vier­te Stand. Der hatte tat­säch­lich in­so­fern kein Va­ter­land, als er zu die­sem auch kein nen­nens­wer­tes Steu­er­auf­kom­men bei­trug und dem­entspre­chend in den hoch­bür­ger­li­chen Re­pu­bli­ken nur sehr ein­ge­schränk­te po­li­ti­sche Re­prä­sen­ta­ti­on und schon gar keine staat­lich ver­brief­te Exis­tenz­si­che­rung besaß. Die­ser Zu­stand aber ließ sich gegen ein wach­sen­des und gegen seine Le­bens­be­din­gun­gen auf­be­geh­ren­des Pro­le­ta­ri­at auch durch noch so viel Re­pres­si­on nicht auf­recht­er­hal­ten, zumal die pro­le­ta­ri­sche Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on be­reits droh­te, ganz prak­tisch eine an­de­re, so­zia­lis­ti­sche Ge­sell­schaft vor­zu­be­rei­ten. Der vier­te Stand muss­te also in die Na­ti­on auf­ge­nom­men, seine Pro­duk­ti­vi­tät an­er­kannt wer­den, was ganz prak­tisch die Ver­staat­li­chung der auf den So­zia­lis­mus als vor der Tür ste­hen­den his­to­ri­schen Mög­lich­keit hin­deu­ten­den Ge­nos­sen­schaf­ten und ge­werk­schaft­li­chen Kran­ken- und Ren­ten­kas­sen be­deu­te­te.

Von der Nation zum Volksstaat

Das aber ver­än­der­te den Cha­rak­ter der Na­ti­on nach­hal­tig: Diese war zuvor eine Art durch mi­li­tä­ri­sche und in­fra­struk­tu­rel­le Er­for­der­nis­se auf ein be­stimm­tes Ter­ri­to­ri­um be­grenz­te Welt­re­pu­blik des Ka­pi­tals, an der teil­zu­ha­ben nicht un­be­dingt an Spra­che oder Her­kunft ge­bun­den war, son­dern viel­mehr an die Fä­hig­keit, eine bür­ger­lich-selb­stän­di­ge Exis­tenz zu füh­ren: par­ti­ku­la­rer Vor­schein eines mög­li­chen Uni­ver­sa­len. Je so­zia­ler die Re­pu­blik aber wurde, desto mehr wan­del­te sie sich not­ge­drun­gen zu einer Ver­si­che­rungs­an­stalt mit ein­ge­schränk­ten Zu­gangs­kri­te­ri­en, zum „Volks­staat“ Las­sal­le’scher Prä­gung. Der Na­tio­nal­staat muss­te, um als So­zia­lis­muser­satz und über den Klas­se­ne­go­is­men ste­hen­der so­zia­ler Schlich­ter und Not­ver­sor­ger ernst ge­nom­men zu wer­den, auch die bür­ger­li­che Klas­se in die Pflicht neh­men, zuvor rein pri­va­te Re­ve­nu­en tat­säch­lich um­ver­tei­len – und des­halb wie­der­um die Zahl der auf den „Volks­staat“ im Zwei­fels­fall An­ge­wie­se­nen li­mi­tie­ren, schein­bar ob­jek­ti­ve Zu­ge­hö­rig­keits­kri­te­ri­en auf­stel­len. Das wie­der­um kam den Wün­schen der po­ten­ti­ell vom Volks­staat Ab­hän­gi­gen ent­ge­gen, woll­ten diese doch auf einen un­an­fecht­ba­ren, am bes­ten bio­lo­gisch-ge­nea­lo­gisch be­grün­de­ten An­spruch­s­ti­tel po­chen kön­nen, eben auf die Zu­ge­hö­rig­keit zur Na­ti­on, be­glau­bigt in der schon bei Ge­burt zu­ge­teil­ten Staats­bür­ger­schaft.

So sehr diese Ver­än­de­rung un­zwei­fel­haft einen so­zia­len und po­li­ti­schen Fort­schritt dar­stell­te, der nicht nur das all­ge­mei­ne Wahl­recht mit sich brach­te, son­dern ganz grund­le­gend hö­he­re Le­bens­er­war­tung und Ru­he­stand ohne Hun­ger, so of­fen­sicht­lich ist ihre Kehr­sei­te. Ganz kon­kret wird diese in den Mas­sen­krie­gen des 19. und 20. Jahr­hun­derts: Durch die Ket­tung der in­di­vi­du­el­len Exis­tenz­ga­ran­tie an den Staat be­sitzt die­ser seine Bür­ger mit Haut und Haa­ren; seine In­sti­tu­tio­nen tei­len Leben und Tod zu, So­zi­al­amt und Schüt­zen­gra­ben ge­hö­ren un­mit­tel­bar zu­sam­men. Als all­ge­mei­ne Ten­denz aber be­för­dert der Volks­staat vor allem die Wie­der­kehr des Tri­ba­len und Sip­pen­haf­ten, das ius san­gui­nis er­setzt nach und nach das ius soli, im Volk schlum­mert die Rasse; schon Fried­rich En­gels war alles an­de­re als wohl bei der Na­tio­na­li­sie­rung der Ar­bei­ter­ver­si­che­rung. (3) Denn so gleich sich die Bür­ger im In­ne­ren der na­tio­na­len Ver­si­che­rungs­an­stalt sein sol­len, so klar ge­schie­den müs­sen sie von den Nicht­bür­gern sein und blei­ben. Me­ta­phy­si­sche Ver­wand­schafts­ban­de er­set­zen des­halb mit exakt der­sel­ben Not­wen­dig­keit, wie der, dass der Ka­pi­ta­lis­mus Krise in Per­ma­nenz ist, die frü­he­ren phy­si­schen der Sippe. Waren diese aber auf­grund der vor­ka­pi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen einst un­hin­ter­frag­te Exis­tenz­be­din­gung für die agra­ri­sche Be­völ­ke­rungs­mehr­heit, un­mit­tel­bar mit der Not­wen­dig­keit des Selbst­er­halts der Ein­zel­nen ver­bun­den und in­so­fern ra­tio­nal durch­sich­tig, so ten­die­ren die als so­zia­le Groß­sip­pen be­stimm­ten Na­tio­nen zu will­kür­li­cher und ent­grenz­ter Bös­ar­tig­keit: Die uni­ver­sa­le Gleich­heit, die ne­ga­tiv in der Aus­tausch­bar­keit eines jeden durch jeden an­de­ren er­fah­ren wird, zieht die be­haup­te­te Un­gleich­heit wider bes­se­ren Wis­sens nach sich. Damit trägt die Na­ti­on die post­na­tio­na­le Ra­se­rei des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus zwar als Po­tenz in sich, ist ihr aber nicht ein­fach gleich­zu­set­zen. Denn es bleibt ein alles ver­än­dern­der, alles ent­schei­den­der, qua­li­ta­ti­ver Schritt, wenn die Rechts­gleich­heit aller we­nigs­tens auf einem klar be­stimm­ten Ter­ri­to­ri­um durch die ver­ab­so­lu­tier­te Un­gleich­heit auf einem un­be­stimm­ten Ter­ri­to­ri­um er­setzt wird. Der Beu­te­zug im Namen der ari­schen Rasse (oder ge­gen­wär­tig: der is­la­mi­schen Umma), ach­tet keine Gren­ze, weil er auch die letz­te Er­in­ne­rung an die Gleich­heit all des­sen, was Men­schen­ant­litz trägt, in sei­nem uni­ver­sa­li­sier­ten Par­ti­ku­la­ris­mus aus­zu­lö­schen trach­tet.

III.

Die post­na­tio­na­le Selbst­zer­stö­rung des Na­tio­nal­staats ist in ihm selbst an­ge­legt. Doch sie hat als po­li­ti­sche Form sogar den ka­ta­stro­phi­schen Auf­he­bungs­ver­such des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus über­lebt, die Nach­kriegs­kon­junk­tur gab dem Volks­staat seine zi­vi­le Ge­stalt für ei­ni­ge Jahr­zehn­te zu­rück. Die Selbst­zer­stö­rungs­ten­denz mach­te sich nun­mehr auf an­de­re, öko­no­mi­sche Weise gel­tend, der mo­der­ne Anti- bzw. Post­na­tio­na­lis­mus ist Re­sul­tat einer schlei­chen­den, aber den­noch epo­cha­len Ver­än­de­rung: der De­indus­tria­li­sie­rung, der, wenn man so will, De­lo­ka­li­sie­rung und Trans­na­tio­na­li­sie­rung der Pro­duk­ti­on, und damit der Au­ßer-Kurs-Set­zung des ehe­ma­li­gen vier­ten Stan­des, der Ar­bei­ter­klas­se in den ehe­ma­li­gen Me­tro­po­len der In­dus­tria­li­sie­rung. Der klas­si­sche Volks­staat ero­diert seit den sieb­zi­ger Jah­ren des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts ste­tig genau in dem Maße, wie das Ka­pi­tal die tech­no­lo­gisch-lo­gis­ti­schen Mit­tel in die Hand bekam, trans­na­tio­na­le Pro­duk­ti­ons­ket­ten ef­fek­tiv zu or­ga­ni­sie­ren und lean pro­duc­tion vom ka­pi­ta­len Wunsch­traum zum pro­le­ta­ri­schen Alb­traum zu ma­chen.

Bis zu die­sem Zeit­punkt, als sich vor nun über 40 Jah­ren das Ka­pi­tal pro­to­ty­pisch und mo­dell­haft in Groß­bri­tan­ni­en die ein­hei­mi­sche Ar­bei­ter­klas­se vom Hals schaff­te und seine „Prof­tit­klem­me“ (An­d­rew Glynn / Bob Sut­cliff) da­durch löste, dass es ganze In­dus­trie­zwei­ge (Kohle, Stahl, Tex­ti­li­en, ja sogar die Au­to­pro­duk­ti­on) ein­fach schloss, um über­see­isch in­ves­tie­ren und pro­du­zie­ren zu las­sen, waren So­zio­lo­gie wie Re­vo­lu­ti­ons­theo­rie davon aus­ge­gan­gen, dass Mo­no­po­li­sie­rung des Ka­pi­tals, Zen­tra­li­sie­rung der Pro­duk­ti­on und ge­steu­er­te Struk­tu­rie­rung der Ge­sell­schaft in eins fie­len. Nicht vor­ge­se­hen war der jetzt ein­tre­ten­de Fall, dass die Ak­ku­mu­la­ti­on des Ka­pi­tals nur noch wei­ter­ge­hen konn­te, indem die Pro­duk­ti­on de­zen­tra­li­siert und die Ge­sell­schaft de­struk­tu­riert wurde, und dass damit Ver­wal­tung und Pro­duk­ti­on sich kom­plett von­ein­an­der tren­nen, oder an­ders ge­sagt, dass die Orte der Mehr­wer­trea­li­sie­rung aber­tau­sen­de Ki­lo­me­ter von den Orten sei­ner Pro­duk­ti­on ent­fernt lie­gen kön­nen. Die Mar­gen stie­gen, ohne dass die Schorn­stei­ne mehr rauch­ten; die Ver­ödung der klas­si­schen In­dus­trie­re­gio­nen, seien es die eng­li­schen Mid­lands, das deut­sche Ruhr­ge­biet oder das in­dus­tri­el­le Herz­land der Ver­ei­nig­ten Staa­ten, das heute mit grim­mi­gen Humor als Rust Belt be­zeich­net wird, schien der Pro­spe­ri­tät von Fi­nanz­plät­zen wie Lon­don, For­schungs­schwer­punk­ten wie dem Si­li­con Val­ley oder Clus­tern spe­zia­li­sier­ter Tech­no­lo­gie­pro­duk­ti­on wie in Würt­tem­berg nichts an­ha­ben zu kön­nen, im Ge­gen­teil.

Das abgehängte Proletariat

Das Ka­pi­tal hatte damit nicht nur seine bür­ger­li­chen Ket­ten ge­sprengt, wie am Ende des 19. Jahr­hun­derts, als der Staat und die Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten den Fa­bri­kan­ten kas­sier­ten, son­dern es war noch einen lange Zeit un­vor­stell­ba­ren Schritt wei­ter­ge­gan­gen: Es muss­te mit der Aus­la­ge­rung der Mas­sen­pro­duk­ti­on, der De­indus­tria­li­sie­rung an den tra­di­tio­nel­len Stand­or­ten, sei­nen his­to­ri­schen Ant­ago­nis­ten, die Ar­bei­ter­klas­se, nicht mehr kos­ten­in­ten­siv be­frie­den, son­dern hatte ihn schlicht aufs Ab­stell­gleis ge­scho­ben. Und die mensch­li­chen Re­lik­te die­ser Klas­se an den Orten der still­ge­leg­ten Pro­duk­ti­on waren noch nicht ein­mal mehr dem Hun­ger preis­ge­ge­ben, wie die Ar­beits­lo­sen des 19. Jahr­hun­derts, oder dem höl­li­schen Elend ihrer Lei­dens­ge­nos­sen noch in den drei­ßi­ger Jah­ren des 20. Jahr­hun­derts: Durch die enor­me Ver­bil­li­gung der zum Le­bens­er­halt not­wen­di­gen Waren – wie bei­spiels­wei­se Tex­ti­li­en – im Zuge die­ser neuen in­ter­na­tio­na­len Ar­beits­tei­lung, konn­ten die Über­flüs­si­gen im Ver­gleich zu frü­he­ren Epo­chen halb­wegs kom­for­ta­bel am Leben er­hal­ten wer­den, ohne dass diese ge­sell­schaft­li­chen faux frais die Ak­ku­mu­la­ti­on sub­stan­ti­ell be­las­tet hät­ten.

Das Ab­sur­dum, das Marx und En­gels im Kom­mu­nis­ti­schen Ma­ni­fest als po­li­ti­schen End­punkt des Ka­pi­ta­lis­mus an­ge­se­hen hat­ten, dass näm­lich im Fort­gang der Ak­ku­mu­la­ti­on die herr­schen­de Klas­se den Ar­bei­ter „er­näh­ren muss, an­statt von ihm er­nährt zu wer­den“, ist damit von der lo­gi­schen Vor­aus­set­zung der Re­vo­lu­ti­on zur alo­gi­schen Folge ihres Aus­blei­bens ge­wor­den – gül­tig für „die Dauer des ewi­gen Deutsch­lands“, wie Max Hork­hei­mer die­sen Zu­stand als Da­seins­grund des au­to­ri­tä­ren Staa­tes be­reits 1938 hell­sich­tig be­schrieb. (4) Die­ser Zu­stand wie­der­um ver­än­dert die Ge­schäfts­grund­la­ge der Na­ti­on tief­grei­fend: Sie war so­wohl in ihrer klas­sisch-bür­ger­li­chen wie in ihrer volks­staat­lich-pro­le­ta­ri­schen Va­ri­an­te immer ein Zu­sam­men­schluss der zu­min­dest po­ten­ti­ell Pro­duk­ti­ven im Sinne ka­pi­ta­ler Ver­wer­tung; und nur unter die­ser Maß­ga­be wurde das Pro­le­ta­ri­at ein­ge­mein­det und mit nicht zu­letzt so­zia­len Staats­bür­ger­rech­ten ver­se­hen. Doch in der de­indus­tria­li­sier­ten Ge­sell­schaft ent­fällt genau das, wor­auf diese Rech­te fuß­ten: Denn das Pro­le­ta­ri­at schei­det aus den pro­duk­tiv schei­nen­den Klas­sen aus, wird un­brauch­ba­rer Kost­gän­ger der So­zi­al­sys­te­me, wi­der­wil­lig durch­ge­füt­tert und al­len­falls schein­be­schäf­tigt von einem Staat, der im Rah­men sei­ner her­ge­brach­ten Gren­zen auf in­dus­tri­el­le, im klas­si­schen Sinne pro­duk­ti­ve Ar­beit immer we­ni­ger an­ge­wie­sen ist, was die Rede von der „Dienst­leis­tungs­ge­sell­schaft“ be­zie­hungs­wei­se der „Wis­sens­ge­sell­schaft“ be­zeugt.

So sehr also der ehe­ma­li­ge drit­te Stand mit der Kas­sa­ti­on der Zir­ku­la­ti­ons­sphä­re be­reits im her­ge­brach­ten au­to­ri­tä­ren Volks­staat seine ge­sell­schaft­li­che Au­to­no­mie ein­büß­te und zu einem Heer von Voll­zugs­be­am­ten des Staa­tes sel­ber oder der mit ihm or­ga­nisch ver­knüpf­ten In­dus­trie­kon­glo­me­ra­te de­ge­ne­rier­te, so sehr wird nun der ehe­ma­li­ge vier­te Stand vom not­wen­di­gen le­ben­den Be­triebs­mit­tel der Ak­ku­mu­la­ti­on zu einer Erb­last der un­ter­ge­gan­ge­nen Epo­che der Na­tio­nal­öko­no­mi­en. Was einst­mals Klas­sen­kampf war, wird da­durch ein blo­ßer Ver­tei­lungs­kampf um Re­ve­nu­en, in den das Ex-Pro­le­ta­ri­at kaum mehr vor­zu­brin­gen hat, als eben die in der ver­gan­ge­nen Epo­che er­run­ge­nen Ver­si­che­rungs- und Teil­ha­be­rech­te, die mit der Zu­ge­hö­rig­keit zur Na­ti­on ver­knüpft sind. Der ehe­ma­li­ge drit­te Stand aber, das eta­ti­sier­te Bür­ger­tum sitzt schon qua Funk­ti­on in der Po­si­ti­on, die Re­ve­nu­en zu ver­tei­len, deren Ur­sprung nicht mehr in Bir­ming­ham, son­dern in Ban­gla­desch liegt. Je älter und damit ver­fal­le­ner der na­tio­na­le An­spruch­s­ti­tel ist, den das zum Pre­ka­ri­at ab­ge­stie­ge­ne Pro­le­ta­ri­at vor­zu­brin­gen hat, desto wi­der­wil­li­ger er­folgt die Ali­men­tie­rung, desto eher blü­hen Ideen, wie Ver­sor­gungs­an­sprü­che an den Staat um­di­ri­giert wer­den kön­nen, wie also die Pre­ka­ri­er dazu ge­bracht wer­den kön­nen, we­ni­ger den Staat als ihr un­mit­tel­ba­res Um­feld als Le­bens­rück­ver­si­che­rung zu be­nut­zen: die an­sons­ten un­ver­ständ­li­che staat­li­che Vor­lie­be für die mos­le­mi­sche Groß­sip­pe, die das Aus­bre­chen in­di­vi­du­ell An­spruchs­be­rech­tig­ter ver­hin­dert und der Fa­mi­li­en­pfer­che statt Woh­nun­gen ge­nü­gen, hat hier ihren Ur­sprung.

Der Pro­le­ta­ri­er hat nun also so­zu­sa­gen nicht mehr als sein Va­ter­land zu ver­lie­ren, auf das zu po­chen ihm aber so madig wie mög­lich ge­macht wer­den soll. Das ist der so­zi­al­po­li­ti­sche Kern des neuen An­ti­na­tio­na­lis­mus, der die Kost­gän­ger des Volks­staats ent­we­der mund­tot ma­chen oder bes­ser noch, nach dem Bilde der post­bür­ger­li­chen Exis­tenz um­mo­deln möch­te.

Die Pre­ka­ri­er sol­len sich, ob­schon sie da­durch nichts zu ge­win­nen haben, we­nigs­tens den Zu­mu­tun­gen jener post­bür­ger­li­chen Exis­tenz un­ter­wer­fen, also auf an­ge­stamm­te Rech­te ver­zich­ten, wie es die Nach­fah­ren des ehe­ma­li­gen Bür­ger­tums vor­ma­chen. Die näm­lich sind nicht nur fak­tisch, son­dern auch dem ei­ge­nen Selbst­ver­ständ­nis nach längst keine Bür­ger mehr. Als Ex­po­nen­ten der Zi­vil­ge­sell­schaft, die die Li­qui­da­ti­on des Ant­ago­nis­mus von bour­geois und ci­toy­en be­reits im Titel trägt, gehen sie viel­mehr voran bei der Re­pri­va­ti­sie­rung so­ge­nann­ter Le­bens­ri­si­ken, bei der an­ti­zi­pie­ren­den Selbst­ver­ant­wor­tung, nur ja schlank und ge­sund zu blei­ben, bei der Über­i­den­ti­fi­ka­ti­on mit noch der al­ler­über­flüs­sigs­ten Tä­tig­keit, beim En­ga­ge­ment weit über das Ge­for­der­te und Gra­ti­fi­zier­te hin­aus. Im Zeit­al­ter der ge­ne­ra­li­sier­ten Über­flüs­sig­keit ist das Leben auch in der Nähe der Fleisch­töp­fe für viele ziem­lich un­ge­müt­lich ge­wor­den, das, was der Ar­bei­ter­klas­se in toto ge­schah, zu nichts mehr ge­braucht zu wer­den, ist na­he­zu jedem min­des­tens ins­ge­heim prä­sent, der sich im Ver­wal­tungs-, Wis­sens- und Kul­turdschun­gel noch be­haup­tet oder fest­krallt. Den in den Ap­pa­ra­ten und ihrem immer wei­ter de­re­gu­lier­ten Um­feld, dem gan­zen Ar­chi­pel öf­fent­lich ge­för­der­ter Pro­jek­te, Kul­tur­ver­ei­ne und Start-ups, er­ring­ba­ren Jobs und Po­si­tio­nen ist die be­lie­bi­ge Aus­tausch­bar­keit derer, die sie be­set­zen, mehr als deut­lich ein­ge­schrie­ben; das umso mehr, als sach­li­che Qua­li­fi­ka­tio­nen nicht nur eine ge­rin­ge Halt­bar­keit be­sit­zen, son­dern von will­kür­li­chen Kom­pe­ten­zen ver­drängt wer­den. Die zu­neh­men­de Ent­wer­tung von Bil­dungs­ti­teln mit­samt den frü­her idea­ler­wei­se durch sie ra­ti­fi­zier­ten Er­fah­run­gen und Fä­hig­kei­ten, und die Ver­ach­tung, die das Post­bür­ger­tum allen als läs­tig wahr­ge­nom­me­nen Re­lik­ten des Groß­bür­ger­li­chen, Pro­fes­so­ra­len, Ho­no­ri­gen im Ges­tus der Zeit­ge­nos­sen ent­ge­gen­bringt, sind davon ein Sym­ptom. Mit den Rest­be­stän­den des ehe­ma­li­gen Pro­le­ta­ri­ats wer­den auch die des Bil­dungs­bür­ger­tums ent­sorgt.

Der fünfte Stand

Nur mehr durch die to­ta­le, bis tief ins Phy­si­sche, ja in Ha­bi­tus und Ges­tus der Ein­zel­nen rei­chen­de An­pas­sung an die Flui­di­tät des Ka­pi­tals ge­lingt dem pa­ni­schen, post­bür­ger­li­chen Sub­jekt mehr schlecht als recht eine immer brü­chi­ge­re, aber ge­ra­de des­we­gen umso ag­gres­si­ve­re Selbst­ver­si­che­rung eig­ner Pro­duk­ti­vi­tät und Nütz­lich­keit. Eine Selbst­ver­si­che­rung, die den fau­len, zahn­lo­sen, ver­blö­de­ten und pas­si­ven Pre­ka­ri­er eben­so wie den Schma­rot­zer, der sich, statt mit an­zu­pa­cken, auf sei­nen il­le­gi­ti­men Pri­vi­le­gi­en aus­ruht, als Ne­ga­tiv­fo­lie braucht, um sich der ei­ge­nen Exis­tenz­be­rech­ti­gung zu ver­si­chern. Hier ent­steht jene Schicht, die den „Auf­stand der An­stän­di­gen“ trägt, ja in ge­wis­ser Weise bil­det die­ses Mi­lieu der ge­ra­de noch eben so Mit­kom­men­den in sei­ner Selbst­wahr­neh­mung einen neuen, wenn man bei der klas­si­schen Zähl­wei­se blei­ben will, „fünf­ten Stand“, der sich phan­tas­ma­go­risch kon­sti­tu­iert als neue Na­ti­on ohne Gren­zen. Deren An­ge­hö­ri­ge fol­gen jedem Wink der vo­la­til ge­wor­de­nen ka­pi­ta­len Ad­mi­nis­tra­ti­on wahl­wei­se als hy­per­en­ga­gier­ter Funk­tio­när oder als kul­tu­rel­ler Fei­gen­blatt­trä­ger von Stand­ort zu Stand­ort.

Diese Phan­tas­ma­go­rie ist dabei mehr als blo­ßer Wahn, sie be­stimmt die Rhe­to­rik des juste mi­lieu, das die an­ge­stamm­ten An­spruch­s­ti­tel qua Na­tio­nen­zu­ge­hö­rig­keit zu­guns­ten mul­ti­na­tio­na­ler Brauch­bar­keit kün­di­gen möch­te. Die­ses in­ter­na­tio­na­lis­ti­sche Mi­lieu, das die Frei­heits­ver­spre­chen des In­ter­na­tio­na­lis­mus end­gül­tig zu kas­sie­ren sich an­schickt, ver­tritt einen So­zi­al­dar­wi­nis­mus, der gänz­lich ohne Bio­lo­gie aus­kommt, des­sen na­tür­li­che Aus­le­se schlicht im Aus­hal­ten oder Nicht­aus­hal­ten der to­ta­len Mo­bi­li­sie­rung, der to­ta­len Ver­füg­bar­keit, der to­ta­len Ver­in­ner­li­chung des Leis­tungs­t­er­rors be­steht. Die ein­zi­ge Gren­ze, die die­ses Mi­lieu ak­zep­tiert, ist die Front­li­nie zwi­schen den Ab­ge­häng­ten und den ge­sell­schaft­lich Wert­vol­len, die täg­lich En­ga­ge­ment zei­gen, ohne sel­ber an­de­re An­sprü­che an den Staat zu for­mu­lie­ren als Pro­jek­tan­trä­ge oder Ein­ga­ben um EU-Sub­ven­tio­nen. Der ur­bür­ger­li­che Im­puls des „Wer nicht ar­bei­tet, soll auch nicht essen“ wird in nach­bür­ger­li­chen Zei­ten zur per­ma­nen­ten Dro­hung, dass, wer sich nicht en­ga­giert, auch noch die Grund­ver­si­che­rung ver­wir­ken könn­te.

Sel­ten ist das un­ver­hüll­ter dar­ge­legt wor­den als vom Pro­fes­so­re­n­ehe­paar Her­fried und Ma­ri­na Münk­ler, das mit sei­nem Best­sel­ler Die neuen Deut­schen ge­ra­de die Buch­hand­lun­gen be­glückt. Es fei­ert die Über­for­de­rung be­zie­hungs­wei­se den Aus­fall ad­mi­nis­tra­ti­ver In­fra­struk­tur im Zuge der so­ge­nann­ten Flücht­lings­kri­se als eine Art Ent­stop­fung des „Jung­brun­nen(s) der Ge­sell­schaft“ (5) und er­klärt die Mi­gra­ti­on zur bio­po­li­ti­schen Not­wen­dig­keit, für die der ri­si­ko­freu­di­ge „neue Deut­sche“ gerne das Nö­ti­ge leis­ten werde: näm­lich den Ver­zicht auf alle „Be­schäf­ti­gungs­hemm­nis­se“, also auf staat­li­che Re­gu­la­tio­nen wie den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn, um dafür die Freu­den einer be­rei­cher­ten Kul­tur und einer mo­bi­le­ren Le­bens­wei­se zu ge­nie­ßen. Schö­ner leben durch die Krise also, wobei der Mi­grant als deren Fer­ment dient, als „Bote des pro­duk­ti­ven Un­glücks“ – so geht Ver­tei­lungs­kampf von oben, so sieht sich der fünf­te Stand als Na­ti­on von mor­gen, in der die un­nüt­zen Esser end­lich rich­tig auf Trab ge­bracht wer­den, ohne dass die „alten Deut­schen“ sich da­ge­gen noch auf ihre Staats­an­ge­hö­rig­keit be­ru­fen könn­ten. Ge­ra­de die tüch­ti­ge Auf­ar­bei­tung der Ver­gan­gen­heit er­mög­licht es den neuen Deut­schen, jed­we­den nicht al­lein durch Fut­ter­neid, son­dern auch durch ra­tio­na­le Ein­sicht in die ei­ge­ne De­klas­sie­rung be­grün­de­ten Pro­test gegen die so­zi­al­po­li­ti­schen Fol­gen der Mi­gra­ti­ons­po­li­tik als Aus­druck von ewig­gest­ri­gem Na­tio­na­lis­mus zu des­avou­ie­ren.

IV.

Der spä­tes­tens seit der Agen­da 2010 of­fi­zi­el­le An­ti­fa­schis­mus der An­stän­di­gen folgt über­deut­lich den Le­bens­im­pe­ra­ti­ven jenes fünf­ten Stan­des. Das al­lent­hal­ben pro­pa­gier­te zi­vil­ge­sell­schaft­li­che En­ga­ge­ment ist le­dig­lich die po­li­tisch-mo­ra­li­sche Über­hö­hung des je in­di­vi­du­el­len En­ga­ge­ments, das gerne und frei­wil­lig De­re­gu­la­ti­on und Sub­si­dia­ri­tät auf sich nimmt, um we­nigs­tens of­fi­zi­ell und dem Schein ge­sell­schaft­li­cher Re­pu­ta­ti­on nach nicht zur Klas­se der Ab­ge­häng­ten ge­zählt zu wer­den. Und das umso mehr, als sich die Grund­la­gen des Da­seins von Pro­jek­trit­tern und Hartz-IV-Emp­fän­gern immer stär­ker äh­neln: Die Pro­jek­tan­trä­ge, Ar­beits­be­rich­te und -plä­ne der fle­xi­bi­li­sier­ten Kul­tur- und Wis­sen­schafts­p­re­ka­ri­er sind re­gel­mä­ßi­ge Re­chen­schafts­be­rich­te zwecks Le­gi­ti­ma­ti­on der ei­ge­nen öko­no­mi­schen Exis­tenz, an deren Sinn nicht ein­mal mehr ihre Ver­fas­ser glau­ben. Wie die Hartz-IV-Emp­fän­ger sind sie Al­mo­sen­emp­fän­ger des eu­ro­päi­schen Be­he­moth, der le­dig­lich die Be­fug­nis­se, nicht aber die Ver­pflich­tun­gen des klas­si­schen au­to­ri­tä­ren Staa­tes über­nom­men hat: Die einen, die Sub­ven­tio­nen gegen En­ga­ge­ment emp­fan­gen, wir­ken le­dig­lich des­we­gen re­spek­ta­bel, weil sie sich die Dis­kre­di­tie­rung der an­de­ren, die Sub­ven­tio­nen für ihr schlich­tes Da­sein be­kom­men, zur Auf­ga­be ge­macht haben.

In die­sem Ver­tei­lungs­kampf von oben wer­den über­kom­me­ne an­ti­deut­sche Po­li­ti­k­ri­tua­le am­bi­va­lent. So sehr es die Be­woh­ner die­ses oder jenes „Drecks­nests“ ver­dient haben mögen, einen un­lieb­sa­men Be­such von der An­ti­fa der Nach­bar­stadt zu be­kom­men, so sehr be­fin­den sich sol­che Ak­tio­nen, ob sie es wol­len oder nicht, immer auch im Ein­klang mit jenen An­stän­di­gen, die sich in ihren an­geb­lich sa­ti­ri­schen Print- und Fern­seh­for­ma­ten vor hä­mi­schem Ge­läch­ter gar nicht ein­krie­gen kön­nen, wenn es gegen die stam­meln­den säch­si­schen So­zi­al­hil­fe­emp­fän­ger geht. Un­be­dingt zu re­flek­tie­ren wäre bei der­lei Ak­tio­nen, dass die ur­sprüng­lich an der Kri­tik des spä­ten Volks­staats der Kohl-Ära ge­won­ne­nen Feind­be­stim­mun­gen nicht in blan­ken Zy­nis­mus gegen alle auf seine Re­lik­te und Rest­be­stän­de bit­ter An­ge­wie­se­nen um­schla­gen, dass man sich also nicht als neuer Deut­scher im Münk­ler­schen Sinn auf­führt, sich nicht zum Vor­ab­kom­man­do des bio­po­li­ti­schen Ver­jün­gungs­wahns und der so­zia­len Ge­walt­ku­ren macht, wie sie die sich an­ti­na­tio­nal und an­ti­ras­sis­tisch ge­rie­ren­den Uto­pis­ten des fünf­ten Stan­des for­dern. In den Mi­gran­ten, die sich bis nach Eu­ro­pa durch­ge­schla­gen haben, be­wun­dern jene Uto­pis­ten gar nicht ein­mal klamm­heim­lich die Fä­hig­keit zur rohen Ge­walt, die den Kern der als Ei­gen­ver­ant­wort­lich­keit und Fle­xi­bi­li­tät hoch­ge­hal­te­nen So­zi­al­kom­pe­ten­zen aus­macht. Mutig im Sinne an­ti­deut­scher In­ter­ven­tio­nen wäre daher der Be­such sol­cher Drecks­or­te, die sich, an­ders als die Schnell­ro­das oder Hei­den­aus, of­fi­zi­el­ler und of­fi­ziö­ser Pro­tek­ti­on si­cher sein kön­nen, weil in ihnen die von den neuen Deut­schen ho­fier­te Ge­walt zu sich sel­ber kommt – Orte wie die Neu­köll­ner Al-Nur-Mo­schee bei­spiels­wei­se.

Der progressive Gehalt der Nation

Das Mit­schwim­men der An­ti­fa im Main­stream der Ent­gren­zung birgt aber noch mehr häss­li­che Kon­se­quen­zen als die eben ge­zeich­ne­te: näm­lich die an­ti­na­tio­nal da­her­kom­men­de De­le­gi­ti­ma­ti­on des Zio­nis­mus und damit Is­ra­els. Denn Is­ra­el ist längst nicht mehr al­lein der „Jude unter den Staa­ten“, wie Leon Po­lia­kov gern und häu­fig zi­tiert wird, es er­scheint mehr und mehr als der letz­te Nazi unter den Staa­ten – eth­no­kra­tisch und ana­chro­nis­tisch, wie es Tony Judt dem Land 2003 vor­warf und damit stil­bil­dend wirk­te (6) ­–, weil das Land nicht mit­ma­chen kann und will bei der kern­eu­ro­päi­schen Auf­kün­di­gung der Na­ti­on. Es muss die Gren­zen sei­nes Ter­ri­to­ri­ums klar zie­hen, es muss zwi­schen drin­nen und drau­ßen eben­so klar un­ter­schei­den, es kann – bei Stra­fe eines neuen Ho­lo­caust – die Bil­dung einer post­na­tio­na­len Ag­glo­me­ra­ti­on auf sei­nem Ge­biet nicht zu­las­sen, wie es ihm von er­klär­ten Fein­den und ver­meint­li­chen Freun­den von Agam­ben bis Brum­lik emp­foh­len wird. Der Staat der Juden muss ein jü­di­scher Staat blei­ben, also eine Na­ti­on im klas­si­schen Sinne – oder die Juden wären glo­bal auf den Sta­tus des ewig bes­ten­falls ge­dul­de­ten Schutz­be­foh­le­nen zu­rück­ge­sto­ßen.

In zu­nächst merk­wür­dig an­mu­ten­der Ver­keh­rung ist in den Augen der An­ti­se­mi­ten heute das Ver­bre­chen der Juden nicht mehr, zur Staats- und Na­ti­ons­bil­dung nicht fähig zu sein, wie es Hit­ler und Ro­sen­berg noch un­ter­stell­ten, son­dern so ent­schlos­sen genau an dem fest­zu­hal­ten, was die Apo­lo­ge­ten der Tren­nung von Pro­duk­ti­on und Ter­ri­to­ri­um unter allen Um­stän­den los­ha­ben wol­len: an der Na­ti­on in „ihrer zu­zei­ten au­ßer­or­dent­lich pro­gres­si­ven Funk­ti­on“, (7) als Agens his­to­ri­schen Fort­schritts aus dem Fli­cken­tep­pich per­sön­li­cher Ab­hän­gig­kei­ten, un­mit­tel­ba­rer Ge­walt­ver­hält­nis­se und ge­nea­lo­gi­scher Bluts­ban­de, die am Ende der bür­ger­li­chen Ära in mo­der­ni­sier­ter Ge­stalt zu­rück­keh­ren und ge­sell­schaft­li­che Klas­sen eben­so wie das for­ma­le Recht kas­sie­ren. Be­son­ders bit­ter schmerzt diese Apo­lo­ge­ten, dass die bei­den Zu­stän­de, die späte Na­ti­on ei­ner­seits und die zeit­ge­nös­si­sche Ra­cke­ti­sie­rung an­de­rer­seits, so sinn­bild­lich an der is­rae­li­schen Gren­ze auf­ein­an­der­pral­len und damit an den ver­ge­hen­den, ja ei­gent­lich ver­gan­ge­nen uto­pi­schen Ge­halt der bür­ger­li­chen Na­ti­on eben­so er­in­nern, wie sie die dys­to­pi­sche Zu­kunft des glo­ba­len Ban­den­kriegs düs­ter und leb­haft vor Augen hal­ten. Solch his­to­risch pro­gres­si­ver Ge­halt der Na­ti­on, Schutz der Bür­ger vor un­mit­tel­ba­rer Ge­walt und Rechts­staat­lich­keit, wie sie Is­ra­el unter töd­li­cher Be­dro­hung von außen und innen auf­recht­er­hält, ist wohl das, was dem spä­ten Hork­hei­mer vor Augen stand, als er in Stich­wor­te zu einer Theo­rie des Na­tio­na­lis­mus dar­auf hin­wies, dass eine Kri­tik des Na­tio­na­lis­mus nur von „der Theo­rie einer guten Ge­sell­schaft aus“ zu leis­ten sei, wobei es auf „die Über­füh­rung ein­zel­ner be­rech­tig­ter Ele­men­te des Na­tio­na­lis­mus […] in den Be­griff der rich­ti­gen Ge­sell­schaft“ an­kom­me. (8) Die Ge­sell­schaft aber, die denen vor Augen schwebt, die heute den Na­tio­na­lis­mus ge­bets­müh­len­haft kri­ti­sie­ren, ist alles an­de­re als eine „gute“ – und auf jeden Fall eine schlech­te­re, als es die heu­ti­ge in Is­ra­el ist, genau weil das Land daran fest­hält, Staat und Na­ti­on zu sein.

V.

Kri­tik soll­te, nach Marx’ Wor­ten, „Ver­hält­nis­se da­durch zum Tan­zen zwin­gen, dass man ihnen ihre eigne Me­lo­die vor­singt“. (9) Was die Kri­tik am Na­tio­na­lis­mus an­geht, so selbst­ver­ständ­lich sie im Kern war, ver­hält es sich mitt­ler­wei­le eher so, dass es die Ver­hält­nis­se sel­ber sind, die dem vor­geb­li­chen Kri­ti­ker be­reits die Me­lo­die vor­sin­gen. Unter den Be­din­gun­gen der glo­bal dif­fun­dier­ten Fa­brik und des damit ver­bun­de­nen Rück­falls von Ge­sell­schaft in Netz­wer­ke und Ban­den dient wohl­fei­le Kri­tik an der Na­ti­on kei­nem welt­bür­ger­li­chen Fort­schritt mehr. Denn der wäre ja nur auf Basis jenes Fort­schritts, den die Na­ti­on einst brach­te, über­haupt als sol­cher denk­bar: Die Abs­trak­ti­fi­zie­rung des Rechts und die Ein­he­gung der Ge­walt sind das Un­ter­pfand der Mög­lich­keit eines Ver­eins frei­er Men­schen, nicht aber das kom­mu­ni­tä­re Ra­cket – genau die­sem ar­bei­tet der An­ti­na­tio­na­lis­mus, der kei­ner­lei Idee von einer „guten Ge­sell­schaft“ mehr be­sitzt, in der ge­gen­wär­ti­gen his­to­ri­schen Kon­stel­la­ti­on zu. Der kur­ren­te An­ti­na­tio­na­lis­mus ist auf ein Ver­dikt her­un­ter­ge­kom­men, mit dem der Un­ter­klas­se jeder An­spruch auf Ver­bes­se­rung ihrer Le­bens­um­stän­de rund­weg be­strit­ten wird; er hat nichts mehr mit der klas­sen­lo­sen Welt­ge­sell­schaft zu tun, viel aber mit schran­ken­lo­ser und ent­grenz­ter Herr­schaft auf der Höhe der Zeit, und ist in sei­ner Bös­ar­tig­keit dem Na­tio­na­lis­mus eben­bür­tig.

Rajko Eich­kamp (Ba­ha­mas 74/2016)

Anmerkungen:

  1. Quel­le: www.onetz.de/bayern-r/politik-by/sudetendeutsche-warnen-vor-nationalismus-mehr-europa-d1668654.html, Zu­griff am 7.9.2016
  2. Vgl. Joa­chim Bruhn: Was deutsch ist. Zur kri­ti­schen Theo­rie der Na­ti­on, Frei­burg 1994, S.36ff.
  3. So merk­te er in sei­ner Kri­tik des so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Pro­gramm­ent­wurfs 1891 an: „Hier möch­te ich zu be­den­ken geben: Diese Punk­te for­dern Ver­staat­li­chung 1. der Ad­vo­ka­tur, 2. der Ärzte, 3. der Apo­the­ker, Zahn­ärz­te, Heb­am­men, Kran­ken­pfle­ger etc. etc., und fer­ner wird spä­ter die to­ta­le Ver­staat­li­chung der Ar­bei­ter­ver­si­che­rung ge­for­dert. Ob das alles dem Herrn von Ca­pri­vi an­ver­traut wer­den darf? Und ob das im Ein­klang steht mit der vor­an­ge­gan­ge­nen Los­sa­gung von allem Staats­so­zia­lis­mus?“ Marx-En­gels-Wer­ke (MEW) Bd. 22, 237, Ber­lin 1956 ff..
  4. MEW 4, 437 bzw. Max Hork­hei­mer: Der au­to­ri­tä­re Staat, in: Ders. u.a.: Wirt­schaft, Recht und Staat im Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, Frank­furt 1984, 55.
  5. Her­fried Münk­ler / Ma­ri­na Münk­ler: Die neuen Deut­schen. Ein Land vor sei­ner Zu­kunft, Rein­bek 2016, 10 und pas­sim
  6. Vgl.: Tony Judt: Is­ra­el: The Al­ter­na­ti­ve, in: New York Re­view of Books, 23.10.2003.
  7. Theo­dor W. Ador­no: Zur Lehre von der Ge­schich­te und der Frei­heit (Vor­le­sun­gen 1964/65), 156.
  8. Max Hork­hei­mer: Ge­sam­mel­te Schrif­ten, Bd. 14: Nach­ge­las­se­ne Schrif­ten 1949–1972, 429.
  9. Karl Marx: Zur Kri­tik der He­gel­schen Rechts­phi­lo­so­phie, MEW 1, 381