MESOP NEWS WATCH: Evergrande-Krise- Währungsfonds warnt vor einer Ansteckung der Weltwirtschaft

NZZ 13.10.202: Die Risiken für die Weltwirtschaft nehmen zu: Der Internationale Währungsfonds (IMF) ortet nicht nur in Chinas Immobiliensektor eine grösser gewordene Verletzlichkeit. Auch das globale Wachstum verliert an Schwung, worunter vor allem ärmere Staaten leiden. In seiner jüngsten Analyse widmet der IMF dem in Schieflage geratenen chinesischen Immobilienentwickler Evergrande, dessen Insolvenz immer wahrscheinlicher wird, ein Sonderkapitel.

 

 

Darum ist es wichtig: Es bestehe das Risiko, dass Evergrande Spannungen im Finanzsystem auslöse, schreibt der IMF. Erstens könnte dessen Krise auf andere Immobilienentwickler übergreifen. Zweitens könnten die Hauspreise in China sinken, was auf die Stimmung der Konsumentinnen und Konsumenten schlagen würde. Verlangsamt sich, drittens, die wirtschaftliche Aktivität

 

DIE NEUSTEN ENTWICKLUNGEN

Mit mehr als 300 Milliarden Dollar an Verbindlichkeiten ist Evergrande der am höchsten verschuldete Immobilienentwickler der Welt.

Die neuesten Entwicklungen

  • Der schwer angeschlagene Immobilienkonzern Evergrande liess die Frist für weitere Zinszahlungen für in Dollar gehandelte Offshore-Anleihen verstreichen. Dies hat die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag (12. ) unter Berufung auf einige Anleihegläubiger berichtet. Evergrande ist nicht der einzige Konzern, der unter hohen Schulden ächzt, mit Verbindlichkeiten von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar aber das grösste vom Kollaps bedrohte chinesische Immobilienunternehmen. So kündigte nun die Sinic Holdings aus Schanghai an, einen am 18. Oktober fälligen Anleihekupon voraussichtlich nicht zahlen zu können.Bereits im September hatte Evergrande Zinszahlungen für in Dollar gehandelte Anleihen nicht geleistet. Ob das innerhalb der geltenden Nachfrist von 30 Tagen noch geschehen wird, ist ungewiss. So legte Evergrande-Chef Xu Jiayin zuletzt den Fokus auf die Bedienung von Anleihen im chinesischen Heimatmarkt.
  • Weitere chinesische Immobilienkonzerne können ihre Schulden nicht fristgerecht bedienen.Modern Land (China) Co. bat Anleger am Montag (11. 10.) um eine dreimonatige Fristverlängerung für Anleiherückzahlungen in Höhe von 250 Mio. Dollar. Die ursprüngliche Rückzahlungsfrist endet am 25. Oktober. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Auch Xinyuan Real Estate hat offenbar Liquiditätsprobleme. Das Unternehmen will vorrangige Anleihen in Höhe von 200 Mio. Dollar durch neue Anleihen mit einer Rückzahlungsfrist im Jahr 2023 ersetzen, wie die Ratingagentur Fitch Xinyuan und Modern Land haben insgesamt Anleiheschulden in Höhe von 760 Mio. und 1,35 Mrd. Dollar. Die Fantasia Holdings Group hätte am 4. Oktober ebenfalls knapp 206 Mio. Dollar zurückzahlen müssen, aber tat dies nicht. Dies gab das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung an die Hongkonger Börse bekannt. Fantasia und Xinyuan wurden von Fitch beide auf das Rating C heruntergestuft. Dieses Rating wird vergeben, wenn es zu einem teilweisen Zahlungsausfall kommt oder Zahlungen nicht rechtzeitig geleistet werden.
  • Sechs Führungskräfte von Evergrande haben Gelder aus vorzeitigen Rückkäufen von Anlageprodukten zurückgegeben. Das Unternehmen teilte am Samstag (9. ) zudem mit, dassStrafen verhängt und die sechs Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden seien. Details nannte Evergrande nicht. Mehrere hochrangige Angestellte hatten Investitionen in unternehmenseigenen Anlageprodukten getätigt. Um die Gelder vor einer möglichen Insolvenz zu sichern, versuchten die Führungskräfte ihre Mittel frühzeitig zurückzubekommen.
  • Der Handel mit Aktien des schwer angeschlagenen chinesischen Immobilienriesen Evergrande an der Börse in Hongkong ist ausgesetzt worden.Einen Grund nannte die Hongkonger Börse in ihrer Mitteilung am Montag (4. 10.) nicht. Es ist das erste Mal in der jüngsten Liquiditätskrise des mit mehr als 300 Mrd. Dollar (280 Mrd. Fr.) verschuldeten Unternehmens, dass der Handel mit seinen Aktien ausgesetzt wurde. Neben der Evergrande Group (EVG) wurden auch die Aktien des Hausverwaltungsarms Evergrande Property Services nicht gehandelt. Dagegen ging das Geschäft mit der Elektroauto-Sparte Evergrande New Energy Vehicle Group unverändert weiter.
  • Die chinesische Zentralbank hat Geschäftsbanken angewiesen, auch weiterhin Kredite an Immobilienentwickler und Wohnungskäufer zu vergeben. Die Zentralbank äusserte sich am 29. 9. nicht konkret zu den Zahlungsschwierigkeiten des hochverschuldeten Konzerns Evergrande, erklärte aber, dass sie die Rechte der Wohnungskäufer schützen werde, die für noch nicht fertiggestellte Immobilien bereits gezahlt hätten. Die Politik der Zentralbank ziele darauf ab, «Landpreise, Immobilienpreise und Preiserwartungen zu stabilisieren».
  • Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande will sich mit dem Verkauf einer Bank-Beteiligung etwas Luft verschaffen.Wie das Unternehmen am Mittwoch (29. ) mitteilte, verkaufte es einen Anteil in Höhe von rund 20% an der Shengjing Bank mit Sitz in der nördlichen Stadt Shenyang für 10 Mrd. Yuan (etwa 1,4 Mrd. Fr.) . Käuferin ist demnach eine staatliche Investmentgruppe. Die Shengjing Bank habe verlangt, dass der Nettoerlös aus dem Verkauf zur Begleichung von Verbindlichkeiten des Konzerns gegenüber der Bank verwendet wird. Die Evergrande-Aktie legte nach der Mitteilung an der Hongkonger Börse um fast 15% zu. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus jedoch weiterhin auf über 78 %.
  • Der angeschlagene Immobilienentwickler hat offenbar eine wichtige Zahlungsfrist verstreichen lassen. Der Termin für die Zahlung von 83,5 Millionen Dollar an Anleihezinsen am Freitag (24. ) verstrich, ohne dass sich Evergrande dazu äusserte oder Zahlungen an Anleihegläubiger bekannt wurden. Für das hochverschuldete Unternehmen beginnt nun eine 30-tägige Nachfrist, nach der es offiziell in Verzug geraten würde. Sollte Evergrande in den kommenden 30 Tagen seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, gilt das Unternehmen als insolvent. Am Mittwoch (29. 9.) vermeldeten Anleger, dass sie eine fällige Zinszahlung auf eine Anleihe in Höhe von 47,5 Millionen Dollar nicht erhalten haben. Die Besitzer der Anleihen wollten anonym bleiben. Zu den grössten internationalen Anlegern gehören HSBC, Blackrock, und UBS. Für sie schwinden die Aussichten, ihr Geld zurückzubekommen.