MESOP NEWS SÜDKURDISTAN/IRAQ: KEINE PKK KOLONIE IM NORDIRAK ! BILD LÜGT PRO PKK – Nicht gegen Yeziden richten sich die angeblich deutschen Waffen, sondern gegen eine dortige PKK-Militäreinheit / Diese wiederum richtet westliche US-Waffen gegen Peshmerga Kurden der Regionalregierung

Kämpfe in Sindschar – Richten sich bald deutsche Waffen gegen Jesiden?

  • Von: Björn Stritzel – BILD ZEITUNG  –  am 03.03.2017 – 16:50 Uhr

Werden bald von der Bundeswehr in den Irak gelieferte Waffen gegen Jesiden gerichtet – diejenigen also, die man versucht zu schützen?

Grund für den Verdacht: Im irakischen Sindschar-Gebirge sind am Morgen Kämpfe zwischen den so genannten Rojava-Peshmerga und der jesidischen YBS-Miliz ausgebrochen. Im Morgengrauen sollen mehrere Hundert Rojava-Peshmerga nördlich des Sindschar aufmarschiert, berichtete der kurdische TV-Sender „Rudaw“.

Die aus syrischen Kurden bestehenden Rojava-Peshmerga werden von irakischen Peschmerga ausgebildet die wiederum auch von der Bundeswehr ausgerüstet werden.

Mehrere Hundert Mann der Rojava-Peshmerga hätten teilweise mit von den USA gelieferten Fahrzeugen nahe der Ortschaft Khanasor Stellung bezogen. Welche Seite die ersten Schüsse abfeuerte, ist unklar. Mittlerweile soll es eine Feuerpause geben, berichtete „Rudaw“.

Was ist der Hintergrund des Konflikts?

Als im August 2014 die Terrormiliz ISIS ihren Angriff auf die Siedlungen der Jesiden im Sindschar begann, sollen die dort stationierten KDP-Peshmerga sich nach Irakisch-Kurdistan zurückgezogen haben. Jesidische Aktivisten warfen der Regierung Barzani vor, nichts zum Schutz der jesidischen Minderheit unternommen zu haben.

In der Folge überrannten die ISIS-Dschihadisten die Dörfer im Sindschar, ermordeten Tausende Jesiden und versklavten mehrere Tausend Frauen und Mädchen, die auf Märkten verkauft und von ihren ISIS-„Besitzern“ vergewaltigt wurden.

Zwar wurden mittlerweile viele Jesidinnen aus der ISIS-Gefangenschaft befreit oder freigekauft, doch noch immer sollen sich bis zu 3000 jesidische Frauen und Mädchen in der Gewalt der Dschihadisten befinden.

Angesichts des ISIS-Ansturms 2014 bildeten jesidische Kämpfer Milizen zum Schutz gegen ISIS. Ausgerüstet und trainiert wurden sie teilweise von kurdischen Kämpfern der Terrorgruppe PKK und ihres syrischen Ablegers YPG, die kampferprobte Kommandeure nach Sindschar entsandten.

Wer profitiert von den Auseinandersetzungen?

Für Barzanis KDP ist die Präsenz eines PKK-Ablegers eine Bedrohung des eigenen Anspruchs auf Sindschar. Zwar gehört die Region offiziell nicht zur Region Irakisch-Kurdistan, doch erhebt Erbil, Sitz der Regierung der Autonomen Region Kurdistan im Irak, Anspruch auf die Kontrolle über Sindschar.

Die irakische Zentral-Regierung sieht die Spannungen zwischen YBS und KDP wohlwollend, da Bagdad darauf setzt, dass sich hierdurch die Autonomie-Bestrebungen Irakisch-Kurdistans dämpfen lassen.

Aber auch für die Türkei ist die Präsenz einer weiteren PKK-Filiale an der eigenen Südgrenze inakzeptabel. Der YBS nahestehende Aktivisten spekulierten deshalb, dass der Angriff der Rojava-Peshmerga auf die YBS mit dem Treffen zwischen Barzani und dem türkischen Präsidenten Erdogan in Ankara zusammenhängt.

Barzani hatte am Samstag den türkischen Präsidenten in Ankara besucht und dort unter anderem für die Freilassung von Selahattin Demirtas geworben, des derzeit inhaftierten Vorsitzenden der türkischen Kurdenpartei HDP.

Bei diesem Treffen sei möglicherweise auch das Vorgehen der von der KDP unterstützten Rojava-Peshmerga gegen die YBS beschlossen worden.

Ausgebildet von der Bundeswehr

Die Rojava-Peshmerga, die sich aus syrisch-kurdischen Flüchtlingen rekrutieren, werden von den KDP-Peshmerga in Irakisch-Kurdistan ausgerüstet und trainiert. In Irakisch-Kurdistan wiederum ist auch die Bundeswehr-Mission zur Ausbildung der Peshmerga stationiert.

Die Ausbildungsunterstützung mit gut 100 Bundeswehr-Soldaten wurde 2014 unter dem Eindruck des Vormarschs von ISIS und dessen Völkermord an den Jesiden beschlossen. Nun könnte es sein, dass sich auch von der Bundeswehr ausgebildete Peshmerga-Offiziere unter den Einheiten der Rojava-Peshmerga befinden, die sich heute Gefechte mit der YBS lieferten.

Die syrisch-kurdischen Rojava-Peshmerga sind der bewaffnete Arm des Kurdischen Nationalrats (ENKS), der als Gegengewicht zur Dominanz der syrisch-kurdischen PYD und ihrer YPG-Miliz gegründet wurde und von der KDP und der Türkei unterstützt wird. Zulauf bekommen die Rojava-Peshmerga von syrischen Kurden, die das mit brutaler Repression durchgesetzte autoritäre Regime der PYD/YPG in Nordsyrien nicht hinnehmen wollen.

Zudem kämpfen die Rojava-Peshmerga gemeinsam mit der Freien Syrischen Armee (FSA) gegen das Assad-Regime und seine Verbündeten, während die YPG immer wieder Bündnisse mit den Truppen des syrischen Diktators eingeht – beim Kampf um die Metropole Aleppo halfen YPG-Einheiten dabei, den Belagerungsring um die von der Opposition gehaltenen Stadtteile zu schließen.

Nachdem die Großstadt Manbidsch durch die von den USA gegründeten Syrian Democratic Forces (SDF) – de facto eine Frontorganisation der YPG – erobert wurde, startete das türkische Militär gemeinsam mit syrischen Rebellen eine Offensive in Nordsyrien. Das Ziel: Das syrisch-türkische Grenzgebiet von ISIS und dem PKK-Ableger YPG freizuhalten und zu verhindern, dass die YPG ein durchgehendes Gebiet an der türkischen Südgrenze kontrolliert.

An der Offensive nahmen auch Einheiten der Rojava-Peshmerga teil, vor wenigen Tagen feierte die „Euphrates Shield“ genannte Operation ihren bisher größten Erfolg: Die Befreiung der unweit von Manbidsch gelegenen Stadt al-Bab. Dort soll diejenige Abteilung des ISIS-Geheimdienstes Amniyat stationiert gewesen sein, die für externe Operationen – also Anschläge im Ausland – verantwortlich ist.

Nun stehen sich die türkisch geführte Operation und die von den USA unterstützte SDF/YPG-Offensive direkt gegenüber.

Da sich in Manbidsch aber mehrere Hundert US-Elitesoldaten befinden sollen, die die SDF/YPG anführen und Luftschläge koordinieren, ist ein direkter Angriff der „Euphrates Shield“-Kräfte auf die Stadt hochriskant, da sich dann die Soldaten zweier Nato-Verbündeter direkt gegenüberstünden.

Die SDF/YPG übergab trotzdem mehrere Dörfer im Umland an das Assad-Regime, das ebenfalls in der Region vorstieß. Dies allerdings dürfte die Wahrnehmung der syrischen Opposition, wonach es sich bei der SDF/YPG de facto um einen Verbündeten des verhassten Diktators handele, nur verstärken.

Die heutige Offensive der Rojava-Peshmerga im Sindschar könnte nun ein weiterer Versuch sein, die YPG und ihre Ableger einzudämmen und von der Offensive auf Raqqa abzuhalten. Denn auch Erdogan hatte unlängst angekündigt, die ostsyrische ISIS-Hochburg erobern zu wollen.

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