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Deniz Naki „Dass so etwas in Deutschland passiert, damit hätte ich nie gerechnet“

Von Ibrahim Naber | DIE WELT – 8 Jan2018 – Sportredakteur Ibrahim Naber kennt Deniz Naki und hat mit ihm telefoniert, unmittelbar nachdem der Fußball-Profi die Polizeiwache in Düren verlassen hat. Naki habe „eigentlich gewusst, dass das irgendwann kommen wird“. Nach dem Mordanschlag auf der A4 reagiert Deniz Naki trotzig. Der Fußball-Profi schildert die Momente, als zwei Kugeln in sein SUV einschlugen. In der Täterfrage äußert er einen klaren Verdacht. In Deutschland ist Deniz Naki derzeit nur zu Besuch. Eigentlich lebt der frühere Fußball-Profi des FC St. Pauli in der Türkei, wo er für den kurdischen Klub Amed SK aufläuft. In weiten Teilen der Türkei gilt der 28 Jahre alte Naki als Staatsfeind, weil er öffentlich die Politik der Regierung kritisiert. Ein türkischer Richter hatte ihn im April 2017 zu 18 Monaten auf Bewährung verurteilt. Vorwurf: Terrorpropaganda für die PKK.

Nach der Attacke auf der Autobahn wurde eine Mordkommission gebildet. „Gegen 23 Uhr kam es auf der A4 in Fahrtrichtung Köln zu Schüssen auf den PKW des Fußballspielers. Wir untersuchen wegen eines versuchten Tötungsdeliktes“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Aachen, Katja Schlenkermann-Pitts.

Mit der WELT spricht Naki über die Attacke auf der Autobahn, die möglichen Täter und sein Leben in der Türkei.

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DIE WELT: Herr Naki, wie geht es Ihnen?

Deniz Naki: Ganz gut. Ich war vorhin total geschockt, ich hatte Todesangst. Jetzt komme ich langsam wieder zu mir.

DIE WELT: Was ist auf der Autobahn passiert?

Naki: Ich war auf der Rückfahrt von Aachen, wo ich einen Kumpel besucht hatte. Auf der A4 kurz vor Düren, so gegen 23 Uhr, passierte es dann: Ich bin auf der Spur ganz rechts gefahren, als ich plötzlich Schüsse hörte. Ich habe mich sofort weggeduckt und bin auf den Standstreifen gerollt. Dann rief ich die Polizei.

DIE WELT: Woher kamen die Schüsse?

Naki: Links von mir, leicht diagonal hinter mir, ist ein schwarzer Kombi gefahren. Aus dem wurden die Schüsse abgefeuert. Eine Kugel traf mein Auto in der Mitte am Fenster, der andere Schuss landete nahe den Reifen. Die haben mich zum Glück nicht getroffen.

Das sagt die Staatsanwaltschaft nach den Schüssen auf Deniz Naki

Nach der Attacke auf den ehemaligen Profi vom FC St. Pauli wurde eine Mordkommission gebildet. Das bestätigte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Aachen, Katja Schlenkermann-Pitts, gegenüber N24.

Quelle: WELT

DIE WELT: Sie gehen also davon aus, dass das ein Mordanschlag war?

Naki: Ich hätte sterben können. Und es hat ja nicht viel dazu gefehlt. Ich wusste immer, dass so etwas kommen kann. Aber dass mir so etwas in Deutschland passiert, damit hätte ich nie gerechnet!

DIE WELT: Wer könnte ein Interesse daran haben, Sie umzubringen?

Naki: Ich gehe davon aus, dass es ein MIT-Agent (türkischer Geheimdienst, d. Red) war oder ein anderer, dem meine politische Haltung nicht passt.

DIE WELT: Gab es in den vergangenen Wochen Drohungen gegen Sie?

Naki: Nein, konkret nicht. Anfeindungen bekomme ich über soziale Netzwerke aber ständig.

DIE WELT: Viele Türken halten Sie für einen Volksverräter, weil Sie die Regierung des Landes kritisieren und auf Probleme in Kurdengebieten aufmerksam machen. Im Interview mit WELT sagten Sie Mitte 2017, dass Sie sich nicht einschüchtern lassen wollen. Was ändert sich nach diesem Anschlag?

Naki: Ich bleibe der Deniz Naki, der ich bin. Ich lasse mich nicht einschüchtern. Auch nicht von diesem Anschlag.