MESOP MIDEAST WATCH : Terror-Camp in Nord-Syrien- „Die Frauen aus dem Westen sind hier oft die brutalsten“
Es ist ruhig geworden um den sogenannten Islamischen Staat. Doch in Nordostsyrien kann man sehen: Der IS ist auf dem Weg, sich zu reorganisieren. Und die Türkei hilft dabei.
Linda Peikert aus Nord-Syrien BERLINER ZEITUNG – 26.11.2022
Über 55.000 Menschen leben im Camp Al Hol im Norden Syriens, 45 Kilometer entfernt von der Stadt Heseke.Staubiger, sandfarbener Boden, Zelte aus weiß-schmuddeligen UNHCR-Planen, so weit das Auge reicht. Zwischen den Zelten spielen Kinder, Frauen in schwarzer Vollverschleierung erledigen Einkäufe oder holen Wasser. Über 55.000 Menschen leben im Camp Al Hol im Norden Syriens, 45 Kilometer entfernt von der Stadt Heseke.
Die Bewohner kommen laut lokalen Angaben aus 56 Ländern. Das Camp ist seit einigen Jahren weltweit bekannt. Hier sind die untergebracht, die die Welt in Angst und Schrecken getrieben haben: Anhänger und Anhängerinnen des sogenannten Islamischen Staats. Das Flüchtlingscamp Al Hol wurde Anfang der 1990er-Jahre im Zuge des Golfkriegs im Irak errichtet. Geflüchtete aus dem Irak, später auch Binnengeflüchtete aus Syrien haben hier Schutz gefunden. Sie flohen vor Krieg, Terror oder Dschihadistenherrschaften.
Unterstützung gibt es für die Selbstverwaltung in Nordsyrien nicht
Die Region Nord- und Ostsyrien wird heute von einer autonomen Selbstverwaltung regiert. Sie ist kurdisch geprägt, hat aber einen multiethnischen Selbstanspruch. Die Selbstverwaltung ist auf internationaler Ebene nicht offiziell anerkannt. Im Kampf gegen die Dschihadisten hat die internationale Allianz gegen den Islamischen Staat, bestehend aus über 60 Staaten, allerdings mit den lokalen Kräften der Selbstverwaltung, den syrisch-demokratischen Kräften (SDF), kooperiert.
Die SDF haben die Bodentruppen gestellt und mussten hohe Verluste verkraften: Laut lokaler Angaben sind etwa 11.000 Kämpfer gefallen. Jetzt gilt die Region als militärisch vom IS befreit, aber die autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens steht vor der Aufgabe, zehntausende gefährliche Islamisten zu verwalten.
Viele von ihnen kommen nicht aus der Region. Sie stammen aus Europa, Asien oder Amerika. Bis jetzt halten sich die meisten aber nach wie vor in Nordsyrien auf. Sie sind unter Umständen hochgradig gefährlich, die meisten Herkunftsländer lassen sich bei der Rückführung Zeit. Unterstützung, sei es finanziell oder mit Sicherheitskräften, gibt es für die Selbstverwaltung in Nordsyrien nicht. Auch wenn das immer wieder gefordert wird.