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Von Marion Sendker DIE WELT 20-2-2022 Im Ukraine-Konflikt steht die Türkei zwischen den Stühlen. Sie liefert Kiew Drohnen, aber lehnt Sanktionen gegen Russland ab. Im Interview erklärt Erdogans außenpolitischer Chefberater, wie weit die Nato Moskau entgegenkommen sollte und was er von Olaf Scholz erwartet.

Es gibt vieles, was Ibrahim Kalin, den Chefberater des türkischen Staatspräsidenten, von Recep Tayyip Erdogan unterscheidet. Erdogan ist für diplomatische Eskapaden bekannt, Kalin gilt als Meister der Vermittlung. Viele in der Türkei halten ihn deswegen für den besseren Außenminister. Im Interview mit WELT erklärt Kalin die Politik seines Präsidenten.

WELT: Herr Kalin, wo liegt die diplomatische Mitte aus türkischer Sicht im Russland-Konflikt mit der Ukraine?

Kalin: Wir haben neue Herausforderungen im 21. Jahrhundert, also müssen wir neue Regeln und Prinzipien aufstellen, mit denen sich beide Seiten sicher fühlen. Das heißt nicht, dass man auf jede Forderung Russlands eingehen muss, aber man muss den Russen schon zuhören.

WELT: Das klingt sehr Russland-freundlich. Gleichzeitig liefern sie Drohnen an die Ukraine und sind NATO-Mitglied. Auf welcher Seite steht die Türkei?