MESOP FOCUS : NGO’S BESUCHEN SENGAL

NGOs besuchen Şengal: Kurden erleben wieder  ein der schlimmsten Katastrophen der Geschichte

Radikal / isku 12-8-2014 – Nach den Angriffen auf Şengal (Sincar) hat eine Delegation bestehend aus Mitgliedern von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus der Türkei Südkurdistan/Nordirak besucht, um die Situation der zur Flucht erzwungenen Bevölkerung zu untersuchen.Die Delegation hat die Umstände in den Gebieten Zaho, Duhok, Peşhabur und Semelka vor Ort beobachtet. Zurück in Amed (Diyarbakir) hat der Delegationssprecher und Vorsitzende der Anwaltskammer von Amed Tahir Elci im Namen der Delegation eine Erklärung abgegeben.

In dieser beschreibt Elci, dass Frauen auf der Flucht vor der Terrororganisation IS (Islamischer Staat) Messer bei sich haben, um im Falle einer Gefangenschaft Selbstmord begehen zu können. Elci betonte ausdrücklich, dass die Kurden wieder einmal eine der schlimmsten Katastrophen der Geschichte erleben.

„Die Brutalität bei den Angriffen in Şengal erinnert an das Massaker in Halabja“, sagt Elci. „In mancherlei Hinsicht übersteigt das Maß der Gewalt Halabja. Von den barbarischen Angriffen des IS auf Şengal sind 600–700.000 Menschen betroffen. Doch das wirkliche Ausmaß der Angriffe und der erzwungenen Migration ist nicht vorherzusehen. Die kurdische Verwaltung vor Ort ist einer außerordentlichen humanitären Katastrophe ausgesetzt. Selbst die weltweit fortschrittlichsten Länder sind auf eine Migration in solch einem Ausmaß in solch kurzer Zeit nicht vorbereitet. Die Menschen nutzen jedes Fahrzeug, um sich von dort zu entfernen. Kein Gewissen kann dieses Leid ertragen. Leider findet diese menschliche Tragödie in der Weltöffentlichkeit keine Aufmerksamkeit“, erklärt Elci.

Die regionale Regierung versucht mit eigenen Mitteln diesen Problemen entgegenzuwirken. Kinder und Frauen sind einer höllischen Hitzewelle ausgesetzt und versuchen, auf der Flucht unter extremen Bedingungen zu überleben. Eines der größten Probleme ist der Mangel an Medikamente und medizinischer Versorgung. Tagelang sind sie auf den Bergen ohne Wasser und Nahrung unterwegs. Als Folge sind viele vor Durst verstorben.

„Vor allem kurdische Frauen kämpfen auf den Bergen ums überleben. Sie schützen sich vor den barbarischen Männern des IS, indem jede einzelne von ihnen ein Messer bei sich trägt. Im Notfall werden sie sich selbst umbringen, um nicht von dieser unmenschlichen Horde vergewaltigt und verstümmelt zu werden. Geschichten wie Vergewaltigungen vor den Augen ihrer Angehörigen sowie Entführungen sind keine Einzelfälle mehr. Diese Unmenschlichkeit und Bedrohungen halten weiter an“, so Elci.

Ein Aufruf an alle Kurden auf der Welt

„Kurden auf der ganzen Welt sollten ihre Aufmerksamkeit auf Şengal richten. Vor allem ezidische Kurden sind von diesen Gräueltaten betroffen, mit der Absicht, sie auszurotten. Der kurdischen Gesellschaft sollte sich dieser Massaker bewusst werden. Wir werden zunächst eine Kampagne starten, um Medikamente und medizinische Hilfe zu leisten. Danach sind Unterstützungen in Form von Nahrungsmittel, Decken, Zelte sowie jegliche Mittel zum Schutz notwendig. Auch die türkische Regierung sollte ihre Solidarität mit dem Volk in Şengal zeigen. Unsere Delegation wird hierfür Morgen erste Beziehungen mit den Behörden in Ankara aufnehmen. Wir fordern auch internationale Menschenrechtsorganisationen, Wohlfahrtsverbände Gesundheitsorganisationen dazu auf, alle notwendigen Mittel für eine humanitäre Hilfe bereitzustellen. Im Namen der Kurden wiederholt sich eine Tragödie in der Geschichte. Wir haben kein klares Bild über die Ausmaße, doch zehntausende Menschen könnten ums Leben gekommen sein. Die internationale Gemeinschaft sollte endlich ihrer Verantwortung gegenüber den Verbrechen nachkommen“, fordert Elci.

Als Mitglied der Delegation und der türkischen Ärztekammer erklärt Seyhmus Gökalp, dass über 750.000 Menschen auf der Flucht sind und eine türkische Regierung mit gutem Willen auf sie wartet. „Da die terroristische Bande auch andere Gebiete angreifen könnte, wird die Zahl der Flüchtlinge höchstwahrscheinlich eine Million übersteigen. Das Sahra Krankenhaus sollte sich darauf vorbereiten“, so Gökalp.

Internationale Organisationen dürfen nicht schweigen

Die Vereinten Nationen, Weltgesundheitsorganisationen, der Weltärzteverband sollte gegenüber dem Völkermord nicht schweigen. „Dringende Maßnahmen müssen sofort eingeleitet werden und internationale Institutionen mit ihren Schutzmitteln und Gesundheitsteams sofort handeln, sonst werden die verwundeten Menschen aufgrund von Infektionskrankheiten sterben. Wir haben beobachtet, dass die Gefahr einer Cholera-Krankheit besteht, die sogar in die Türkei bis hin zum Nahen Osten gelangen kann. Wir werden sofort mit der Arbeit beginnen, um für unsere Brüder und Schwestern die Gesundheitsversorgung bereitzustellen“, so Gökalp. Radikal, 11.08.2014, ISKU http://www.radikal.com.tr/dunya/kadinlar_tecavuzden_kacinmak_icin_bicak_tasiyor-1206248