MESOP FOCUS : AN ISRAEL TRAUT PUTIN SICH NICHT RAN / ISRAEL HAT SICH MIT ASSAD ARRANGIERT

 MESOP FOCUS “Gemeinsame Interessenlage”  : AN ISRAEL TRAUT PUTIN SICH NICHT RAN / ISRAEL HAT SICH MIT ASSAD ARRANGIERT

SPIEGEL ONLINE 13 Jan 2017  –  Israel sieht sich nicht als Kriegspartei im syrischen Bürgerkrieg. Es ist vielmehr ein Krieg im Krieg, den der jüdische Staat gegen seine Feinde Hisbollah, Syrien und Iran führt.

Dabei lässt sich die Regierung von Benjamin Netanyahu auch nicht davon abschrecken, dass Russland die Luftüberwachung in Syrien seit Beginn seiner Militärintervention im September 2015 massiv ausgebaut hat. Das russische Militär hat im Bürgerkriegsland Boden-Luft-Raketen der Typen S-300 und S-400 stationiert. Diese Waffensysteme haben eine Reichweite von 400 Kilometern und könnten damit selbst Flugzeuge über israelischem Gebiet angreifen.

Offenbar hat die russische Stationierung moderner Radaranlagen und Flugabwehrraketen Israels Militär dazu veranlasst, den Flughafen Mezze nicht mit Kampfjets, sondern mit Boden-Boden-Raketen anzugreifen. Schon Anfang Dezember hatte Israel dasselbe Ziel mit demselben Waffensystem attackiert. Damals zerstörten die Raketen unter anderem einen Hangar in Mezze.

Bislang lässt Russland Israel in Syrien ungehindert gewähren. Zum nächtlichen Luftangriff auf seinen Verbündeten Assad war bis zum Nachmittag kein Wort aus dem Kreml zu hören. Anhänger des syrischen Diktators kritisieren diese Tatenlosigkeit scharf: Warum hat Russland modernste Luftabwehrsysteme stationiert, wenn sie dann nicht zum Einsatz kommen? Die russischen Boden-Luft-Raketen könnten nämlich auch israelische Marschflugkörper abfangen.

Israel hat sich mit Assad arrangiert

Aber Moskau hat weder Interesse an weiteren Spannungen in der Region noch daran, in den Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah hineingezogen zu werden. Die Kreml-Strategen wissen, dass Israel nicht zu Kompromissen bereit ist, wenn es die nationale Sicherheit in Gefahr sieht. Zwar unterstützt Russland das Assad-Regime nach Kräften, allerdings ist Moskau nicht bereit, für den syrischen Diktator eine militärische Eskalation mit Israel zu riskieren.

Netanyahu und der russische Präsident Wladimir Putin haben sich in den vergangenen Jahren bemüht, die bilateralen Beziehungen zu verbessern. Allein seit Herbst 2015 trafen sich beide Politiker viermal. Außerdem telefonieren sie regelmäßig miteinander. Netanyahu bezeichnet die Beziehungen als “freundschaftlich”, auch wenn er immer wieder erleben muss, dass Russland im Uno-Sicherheitsrat gegen Israel stimmt – so zuletzt am 23. Dezember bei der Resolution gegen den israelischen Siedlungsbau. Putin profitierte aber davon, dass Netanyahu und der scheidende US-Präsident Barack Obama einander nicht ausstehen konnten.

Russland betrachtet Israel als wichtigen Partner in der Region. Der Handel zwischen beiden Ländern blüht, russische Touristen sind die zweitgrößte Urlaubergruppe in Israel. Drei Minister in Netanyahus Kabinett sprechen russisch, der bekannteste von ihnen ist Verteidigungsminister Avigdor Lieberman. Er hat seit seinem Amtsantritt im Mai den Kontakt mit Moskau maßgeblich intensiviert.

Israel hat sich auch mit Assad arrangiert. Aus Sicht des Sicherheitsapparats ist das syrische Regime ein berechenbarer Feind. Politisches Chaos oder gar die Machtübernahme durch sunnitische Salafisten, die von der “Befreiung Jerusalems” träumen, sind für den jüdischen Staat ein Alptraum. Hier decken sich die Interessen von Putin und Netanyahu.

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