MESOP : „DER SPIEGEL REPORT“ – Verschleppung und Morde durch IS: Schicksal Hunderter Jesiden ungewiss

 

  1. Mai 2105 – Im Norden des Irak sollen Hunderte Jesiden vom IS getötet oder verschleppt worden sein. Offenbar planen die Extremisten, Geiseln nach Syrien zu verschleppen. Eine Rettung wäre da kaum mehr möglich, fürchten jesidische Kämpfer.Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sollen Berichten zufolge im Nordirak zahlreiche Jesiden getötet haben. Die jesidische Fortschrittspartei gab die Zahl der Opfer am Samstag mit mehr als 300 an, in anderen Berichten ist von bis zu 500 Opfern die Rede. Die nichtstaatliche Menschenrechtskommission im Irak meldet rund 70 Getötete. Zu den Ermordungen der Mitglieder der religiösen Minderheit kam es demnach am Freitag in der Stadt Tal Afar, die nahe der vom IS kontrollierten Millionenmetropole Mossul liegt. Der österreichischen Zeitung “Die Presse” sagte Jesiden-Kämpfer Adnan Shesho, ein Teil der Opfer sei enthauptet worden. Zudem würden die Terroristen “ein weiteres Massaker” vorbereiten. “In den nächsten Stunden und Tagen sollen weitere 1700 jesidische und auch christlich-assyrische Männer und Jungen vom IS nach Tal Afar gebracht und dort ermordet werden.”

  1. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.Laut “Die Presse” fürchtet Shesho zudem, dass zahlreiche jesidische und christliche Frauen aus dem Nordirak nach Syrien verschleppt werden sollen. Die im Nordirak militärisch stark bedrängten IS-Truppen würden “auf ihrem Rückzug keine Überlebenden zurücklassen” wollen.

Selten gelingt die Flucht

Die Jesiden sind Kurden und lebten bisher vor allem in der Gegend um das nordirakische Mossul und im nahe gelegenen Sindschar-Gebirge. Beim IS-Vormarsch in die Region war vergangenen Sommer nach Angaben der Jesiden rund eine halbe Million Menschen geflohen.

Einem Mitglied der Menschenrechtskommission zufolge werden noch mindestens 3000 Jesiden von den Radikalsunniten gefangen gehalten. Entkommene Frauen hatten der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch von systematischen Vergewaltigungen, Misshandlungen, Zwangsehen und Zwangsübertritten zum Islam berichtet. Am frühen Dienstagmorgen ist rund 40 Jesiden die Flucht aus der Gewalt der Terrormiliz gelungen, wie am Wochenende bekannt wurde. Zu den Umständen der Flucht wollte ein Sprecher der Minderheit keine Angaben machen. Unter den Geflohenen sollen 24 Kinder und zehn Frauen gewesen sein.

“Ungläubige”, die zu töten sind

Im Dezember hatten kurdische Peschmerga-Kämpfer die IS-Miliz aus der Stadt Sindschar vertrieben. Seither wurden in der Gegend mehrere Massengräber mit Überresten getöteter Jesiden gefunden. Viele Muslime betrachten die Jesiden als “Teufelsanbeter”, weil sie auch den “Engel Pfau” als zentrale Figur ihres Glaubens verehren. Der IS bezeichnet die Jesiden als “Ungläubige”, die zu töten sind.

Irakische Offizielle machen die Terrormilz derweil für eine Reihe von Anschlägen in Bagdad in den vergangenen Tagen verantwortlich. Erst am Samstagabend starben in der Hauptstadt bei einem Autobombenanschlag mindestens 13 Menschen, wie der Nachrichtensender Al Jazeera berichtete. Weitere 36 Menschen seien bei der Explosion im Zentrum der Stadt verletzt worden. Am Vortag hatte es 23 Tote bei drei ähnlichen Anschlägen in Bagdad gegeben. Der Beobachtungsplattform “Site” zufolge veröffentlichte der IS am Samstag zudem ein Video, auf dem zu sehen sein soll, wie ein Junge einen mutmaßlichen Spion im Nordirak durch Schüsse hinrichtet. http://www.spiegel.de/politik/ausland/islamischer-staat-is-schicksal-hunderter-jesiden-ungewiss-a-1031804.html