MESOP CULTURE „WIEN ENDLICH ERBOBERT!“ : DIE MÜHELOS ADAPTIERUNG & TRANSSUBSTANTIATION DER QUEEREN LBGTQ-KULTUR VIA ISLAM

„Vorurteile ausschwitzen! – Schwitzen für den „Gender Jihad“  im Hamam

ORT 12 Juni 2017 – Es war schon im Vorfeld einer der meistbestaunten Stars der „neuen“ Festwochen in Wien : das bunte, von innen heraus leuchtende „Hamamness“ auf dem Festwochen-Gelände im Performeum. Im dreiteiligen Schwitzzelt geht es nicht nur um Körperkultur, es ist auch Austragungsort der Diskursschiene „Akademie des Verlernens“. Der am Freitag gestartete Themenblock „Gender Jihad“ ruft dabei mit kämpferischem Slogan einen postkolonialen Feminismus aus.

Kuratorin Nuray Demir, die über „intersectional feminism and postcolonial theory“ arbeitet, stellte „Hamamness“ schon 2015 in Hamburg vor. Ihr Projekt ruft laut dem Festwochen-Programm zu „einem Dschihad der Solidarität“ auf. Jihad (Dschihad) bedeutet Anstrengung, Bemühen. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den Diskursteil des Abends.

Mit der Aktivistin Ismahan Wayah und der Philosophin und Pädagogin Amani Abuzahra begibt man sich in das Spannungsfeld Feminismus und Islam. Oder vielmehr tut das frau, denn die Veranstaltung ist ausdrücklich „nur für Frauen & Femmes“ gedacht. Das entspricht den Gepflogenheiten orientalischer Hamams, die nach Geschlechtern getrennt aufgesucht werden.

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Das allgegenwärtige Thema

Ismahan Wayah und Amani Abuzahra, die sich beide mit Feminismus, Islam und Rassismus beschäftigen, erzählen einführend von ihren Erfahrungen mit Zuschreibungen und Festlegungen von außen: Das allgegenwärtige Thema Kopftuch, „der imaginäre Marker von Fremdheit“ (Wayah), beherrscht dann allerdings auch zum Teil die Diskussion im Hamam-Zelt. Dürfe man danach denn nicht fragen, so eine Teilnehmerin, sei das Thema ein „Tabu“? Das nicht. Aber ein weiteres Spektrum des Erkennens wäre zu wünschen, so Abuzahra sinngemäß. Muslimen würden, zum Beispiel von Medien, bestimmte Rollen zugewiesen. Wayah thematisierte auch die „Machtposition“ weißer Frauen im Gefüge des Feminismus.

„Vorurteile ausschwitzen“

Sie würde sich wünschen, dass Menschen nicht in „Kasteln“ gepresst, sondern mehr in ihrer Ganzheit gesehen würden, so die Philosophin und Pädagogin Abuzahra. Es brauche mehr „Visionen“ darüber, was die Menschen vom Leben wollen und wie man das erreichen könne. Hier im Zelt könnten Frauen etwas über Solidarität lernen und „Vorurteile ausschwitzen“.

Johanna Grillmayer, ORF.at http://orf.at/festwochen17/stories/2393694/