MESOP CULTUR : ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE EINES IDEOLOGISCHEN GEBRAUCHS-NARRATIVS
FERDINAND KNAUSS – DIE THESE VOM FACHKRÄFTEMANGEL
… und das Narrativ des Einwanderers als Wachstumsretter
Ibrahim Demir hat es geschafft, finden Ralph Bollmarin und Lena Schipper. Der aramäische Christ aus der Türkei hatte, so berichten die beiden Wirtschaftsredakteure der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, »nur fünf Jahre lang die Grundschule besucht, als er Mitte der neunziger Jahre mit 16 Jahren nach Deutschland flüchtete, weil sein Vater in der Heimat verfolgt wurde». Doch er machte eine Ausbildung und rackerte sich nach oben: »Zweieinhalb Jahre lang nur arbeiten, Sport machen, lernen, schlafen, und dann das Gleiche wieder von vorne … Heute betreibt der Schuhmachermeister ein Atelier für Maßschuhe in Wiesbaden.«1
Über Einwanderer wie Demir schreiben tonangebende Wirtschaftsjournalisten in den letzten Jahren immer wieder in den höchsten Tönen. Denn sie verheißen Wirtschaftswachstum für eine ermüdete und alternde Gesellschaft. Und Wachstum muss sein, das glauben in Redaktionen, Ministerien und Parteien fast alle. Die Produktivität hat absolute Priorität gegenüber der Reproduktivität. »Ohne Wachstum ist alles nichts«, sagt die Kanzlerin.’ Wenn zu wenige Kinder geboren werden, und diese wenigen offenbar immer weniger Lust verspüren, für weiteres Wachstum zu sorgen, dann müssen die Wachstumsbringer eben woanders herkommen. Volltext http://www.mesop.de/?p=77619