MESOP : BRÜSSEL SPENDIERT ERDOGAN EIN GROSSPROJEKT ZUR ANBINDUNG

EIB leiht Türkei weitere 200 Mio. Euro für Großprojekt Marmaray

10-5-2014 – Istanbul/Luxemburg (APA) – Die Europäische Entwicklungsbank (EIB) schießt der Türkei weitere 200 Mio. Euro für das „Jahrhundertprojekt“ Marmaray vor. Zur Realisierung des Bauvorhabens inklusive Untertunnelung des Bosporus hat die Bank bisher insgesamt 1,25 Mrd. Euro an Finanzierungshilfe locker gemacht.

Der Vertrag über die neuerliche Finanzierungsspritze von 200 Mio. Euro vonseiten der Europäer wurde am Donnerstag in Ankara von EIB-Vizepräsident Pim van Ballekom und Finanzstaatssekretär Ibrahim Canakci unterzeichnet. Dies gab die EIB in einer gestrigen Presseerklärung bekannt. Wie Ballekom gestern dazu erklärte, hat die Bank allein im Jahr 2013 insgesamt 2,3 Mrd. Euro für die Türkei bereitgestellt. Das Vorzeigeprojekt Marmaray wurde erstmals 2004 mit Geldern bedacht.

Das Projekt ist mehrere Jahre im Verzug, vor allem wegen der Entdeckung eines antiken Hafens an einer Tunnelbaustelle am europäischen Ufer Istanbuls. Archäologen mussten daraufhin ihre Ansicht über die Stadt am Bosporus revidieren: Sie ist nicht etwa 3.000 Jahre alt, wie bisher angenommen, sondern mehr als 8.000 Jahre.

Marmaray ist zudem eines der Lieblingsvorhaben des türkischen Regierungschefs Recep Tayyip Erdogan. Ende Oktober 2013, ausgerechnet am 90. Jahrestag der Gründung der türkischen Republik, wurde der erste fertiggestellte Teil des seit 150 Jahren gehegten „Osmanischen Traums“ mit großem Pomp und unter Beisein einiger Staatschefs eingeweiht, darunter der japanische Regierungschef Shinzo Abe.

Das spektakulärste Teilstück, der unter dem Bosporuskanal laufende Tunnel, verbindet die europäische und asiatische Seite Istanbuls. Das Bauvorhaben mit einer veranschlagten Bausumme von über 2,5 Mrd. Euro wird von einem türkisch-japanischen Konsortium ausgeführt. Der Tunnel ist nach Angaben der Konstrukteure selbst bei schweren Erdbeben noch sicher, woran unabhängige Experten allerdings Zweifel äußerten. Istanbul gilt als stark erdbebengefährdet.

Ganz ohne Pannen ging auch die Premiere nicht über die Bühne. Zwei Tage nach der Eröffnung der ersten Teilstrecke, die unter der Meerenge verläuft, kam es zu den ersten Pannen. Die S-Bahnen der „Marmaray“-Verbindung blieben wegen eines Stromausfalls vorübergehend stehen. Stromausfälle sind ein relativ häufiges Phänomen in der 15-Millionen-Metropole.

Derzeit wird an den 63 Kilometer langen Streckenabschnitten an der Oberfläche gebaut. Insgesamt 37 Stationen sollen insgesamt auf europäischer und asiatischer Seite entstehen. Nach dem Endausbau in den kommenden Jahren soll die Marmaray-Strecke knapp 77 Kilometer lang sein, davon fast 14 Kilometer unterirdisch. Ein rund 1,4 Kilometer langes Teilstück des Tunnels verläuft in einer Tiefe von 56 Metern quer unter dem Meer.

Marmaray ist als Teil des paneuropäischen Verkehrskorridors IV projektiert. Auch die im Bau befindliche Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Istanbul und der Hauptstadt Ankara zählt zu diesem Vorhaben und wird von der Europäischen Entwicklungsbank finanziert. Marmaray und die Verbindung zwischen den beiden türkischen Metropolen soll die Transportinfrastruktur zwischen Europa und der Türkei stärken. Dafür hat die europäische Bank für den Ausbau und die Erneuerung des türkischen Eisenbahnsystems in den vergangenen zehn Jahren rund 2,6 Mrd. Euro auf den Tisch gelegt. ~ WEB http://www.eib.org/