MESOP : AUS DEM „WADI“ – NETZ / DIE GESCHICHTE DER YEZIDIN A. D.

Missbraucht und verkauft / 27. November 2014, von Thomas von der Osten-Sacken

Es sind Geschichten, wie sie die Mobilen Teams, die Wadi in Kooperation mit der lokalen Organisation Alind in Dohuk einsetzt, fast jeden Tag zu hören bekommen. Die Mitarbeiterinnen der Team besuchen die verschiedenen Flüchtlingslagern und Unterkünften, in die im August hunderttausende von Yeziden vor dem Terror des Islamischen Staates geflohen. Sie betreuen dabei auch Mädchen und Frauen, die den Jihadisten in die Hände gefallen sind, als Sexsklavinnen verkauft und missbraucht wurden und es irgendwie geschafft haben, dem Milizionären des Islamischen Staat zu entkommen. Da ist etwa die Geschichte von A. D., einer sechzehnjährigen Yezidin. Sie wurde im August, weil es ihr wie tausenden anderen auch nicht mehr gelang, vor den anrückenden Islamisten zu fliehen, zusammen mit einigen ihrer Schwestern und ihrer Mutter gefangen genommen.

Nachdem sie neun Tage im Irak, gemeinsam mit über fünfzig anderen festgehalten, geschlagen und als Ungläubige beschimpft und beleidigt wurde, selektierten der IS die nach ihrer Meinung gutaussehenden Mädchen von den anderen und verschleppten sie nach Syrien. A. D. Wurde mit sechs anderen Mädchen in eine syrische Kleinstadt gebracht, wo man sie Nacht für Nacht vergewaltigte. Eines der Mädchen war erst neun Jahre alt, auch sie wurde missbraucht und musste sich anhören, dass ja der Prophet Mohammad auch das erste Mal Sex mit seiner seine Lieblingsfrau Aisha, als diese neun gewesen sei. Man folge nur dem Vorbild des Propheten.

A.D. Versuchte mehrmals zu fliehen und wurde jedes mal wieder eingefangen und danach geschlagen und missbraucht. Ein Mädchen, das mit ihr zu entkommen versucht hatte, wurde von einem IS-Kämpfer so heftig geschlagen, dass es kurz danach starb.

Dann verkaufte man sie für 900 USD an einen Syrer als Sexsklavin. Sie konnte erneut fliehen und diesmal gelang es ihr bis in die nächstgelegene Stadt zu entkommen, wo sie an eine Haustür klopften und um Hilfe baten. Ein Mann nahm sie auf uns erklärte, er würde sie für 3 700 Dollar an ihre Familie verkaufen, würde die nicht zahlen, werde er sie dem Islamischen Staat zurückgeben.

Solcher Menschen- und Mädchenhandel ist inzwischen gang und gäbe, auch arabische Zwischenhändler verdienen ein Vermögen, wissen sie doch, dass die Familien alles tun, um ihre Töchter und Frauen wieder zu bekommen und auch die kurdische Regionalregierung bereit ist, zu zahlen.

A. D. Wurde freigekauft, aber tausende von Yezidinnen befinden sich noch immer in den Händen des Islamischen Staates und werden, da man sie als Ungläubige betrachtet, systematisch missbraucht. Offiziell ist die Sklaverei im Territorium des IS eingeführt.