KURDWATCH NEWSLETTER WEST KURDSTAN / JANUAR 2013 – II

Raʾs al-ʿAin: Dschabhat al-Nasra foltert Gefangene

KURDWATCH, 27. Januar 2013 –Am 17. Januar 2013 wurden mehrere Minibusse aus ʿAin alʿArab (Kobanî) von bewaffneten Mitgliedern der islamistischen Organisation Dschabhat alNasra bei Raʾs alʿAin angehalten, fünfundvierzig kurdische Fahrgäste wurden entführt. Am 20. Januar wurden acht der Gefangenen freigelassen. Am 22. Januar kamen die restlichen siebenunddreißig nach Vermittlung der FSABrigade Ahrar-alKurd aus ʿAin alʿArab frei, drei von ihnen hatten Schussverletzungen davongetragen. In einem Interview erklärten mehrere der Freigelassenen, gefoltert worden zu sein.

Raʾs al-ʿAin: FSA entführt zahlreiche Kurden

KURDWATCH, 27. Januar 2013 – Am 16. Januar 2013 haben bewaffnete Mitglieder der Freien Syrischen Armee (FSA) während Kämpfen mit den Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) bei Raʾs alʿAin (Serê Kaniyê) zahlreiche kurdische Zivilisten entführt und der Mitgliedschaft in der PYD beschuldigt. In einem im Internet veröffentlichten Video ist zu sehen, wie die Entführten in einem Haus festgehalten und von mehreren bewaffneten Personen verhört und dabei mit Schlagstöcken traktiert sowie getreten werden.

Raʾs al-ʿAin: Wieder Kämpfe zwischen FSA und YPG

KURDWATCH, 26. Januar 2013 – Am 6. Januar 2013 ist die Waffenruhe [weitere Informationen] zwischen den Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) und Einheiten der Freien Syrischen Armee in Raʾs alʿAin (Serê Kaniyê) erneut gebrochen worden. Seither dauern die Kämpfe unter Einsatz schwerer Artillerie an. Aktivisten berichten über die Beteiligung mehrerer kurdischer bewaffneter Gruppierungen aufseiten der Freien Syrischen Armee, darunter die Mischʿal-atTammu-Brigade. Auch mehrere Bataillone der islamistischen Gruppierung Dschabhat alNasra kämpfen in den Reihen der FSA. Führende Politiker mehrerer Mitgliedsparteien des Kurdischen Nationalrats etwa der Kurdischen Demokratischen Partei von ʿAbdulhakim Baschar und der Kurdischen Linkspartei in Syrien äußerten ihre Bereitschaft, die YPG zu unterstützen. Mitglieder der Kurdischen Fortschrittspartei in Syrien sowie der Kurdischen Demokratischen Einheitspartei in Syrien (Demokratische Yekîtî) sind bereits aufseiten der YPG in die Kämpfe involviert, bei denen bislang mindestens elf YPGMitglieder sowie sechs Zivilisten ums Leben kamen. Aktivisten berichten zudem von Dutzenden Toten der FSA. Der Kurdische Nationalrat forderte am 18. Januar das Ende der Kämpfe, die Freilassung aller Gefangenen sowie die Verurteilung der Angriffe durch die Führung der Freien Syrischen Armee und die Nationale Allianz. Auch der Syrische Nationalrat forderte in einer Erklärung ein Ende der Kämpfe, ohne jedoch Partei zu beziehen.

AlMaʿbada: Kämpfe zwischen YPG und syrischem Militär

KURDWATCH, 24. Januar 2013 – Seit dem 9. Januar 2013 umzingeln Mitglieder der Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) ein Ölfeld bei Tall ʿAdas (Gir Zîro) [zehn Kilometer östlich von alMaʿbada (Girkê Legê)]. Das Feld wird von syrischem Militär bewacht. Am 14., 17. und 19. Januar kam es zu Kämpfen zwischen beiden Seiten. Dabei wurden mehrere Soldaten verletzt, weitere wurden von der YPG gefangen genommen. Nach einem Treffen zwischen Vertretern des Volksrats von Westkurdistan, des Kurdischen Nationalrat sowie arabischen Stammesführern wurden die Gefangenen freigelassen. Ein Aktivist erklärte gegenüber KurdWatch: »Wir vermuten, dass die YPG durch die Vertreibung von Soldaten des Regimes verhindern will, dass die Freie Syrische Armee einen Vorwand hat, das Ölfeld anzugreifen oder zu übernehmen«.

Al-Qamischli: Demonstranten fordern Ende der Kämpfe in Raʾs alʿAin

KURDWATCH, 24. Januar 2013 – Bei andauernden Kämpfen zwischen der Freien Syrischen Armee und Regierungstruppen hat es in der Woche vom 12. bis zum 18. Januar 2013 erneut zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Die Kämpfe konzentrierten sich auf die Wirtschaftsmetropole Aleppo, die Hauptstadt Damaskus sowie die Gegend um Hama und Idlib. Am 18. Januar forderten Demonstranten, die im ganzen Land unter dem gemeinsamen Motto »Revolutionsuniversität, Technik des Märtyrertums« auf die Straße gingen, erneut den Sturz des Regimes. Der Slogan erinnerte an die etwa neunzig Studierenden, die bei einem Luftangriff auf die Universität von Aleppo getötet worden waren. Anhänger des Kurdischen Nationalrats hielten Transparente mit ähnlichem Inhalt und forderten zudem die Anerkennung der Rechte der Kurden und ein Ende der Kämpfe in Raʾs alʿAin (Serê Kaniyê). Anhänger der Partei der Demokratischen Union (PYD) wiederum versammelten sich unter dem Motto »[Gerichts]Prozess den Attentätern der kurdischen Aktivistinnen«. In alQamischli gab es je eine Demonstration in den Stadtvierteln alʿAntariya (organisiert von den Jugendgruppen Biratî, Rojava, Schaikh Maʿschuq und Märtyrer Farhad) und Munir Habib (organisiert vom Kurdischen Nationalrat) sowie an der Qasimomoschee im Westviertel (organisiert von der PYD). In ʿAmuda kam es zu drei getrennten Demonstrationen, organisiert von der PYD, dem Kurdischen Nationalrat sowie von verschiedenen Jugendgruppen. In alHasaka gab es zwei Demonstrationen. In adDarbasiya, alQahtaniya (Tirbesipî) und ʿAin alʿArab (Kobanî) fanden jeweils zwei Demonstrationen statt, eine organisiert von der PYD, die andere vom Kurdischen Nationalrat. Die wöchentlichen Demonstrationen des Kurdischen Nationalrats in alMalikiya und alMaʿbada (Girkê Legê) fanden am Samstag, nicht am Freitag statt. In ʿAfrin, Raʾs alʿAin (Serê Kaniyê) und alDschawadiya (Çil Axa) sowie in den mehrheitlich kurdisch bewohnten Stadtvierteln von Aleppo und Damaskus gab es keine Proteste.

Al-Qamischli: Kurdischer Nationalrat neu gewählt

KURDWATCH, 24. Januar 2013 – Am 10. und 11. Januar 2013 haben 211 Delegierte die zweite Konferenz des Kurdischen Nationalrats in alQamischli abgehalten. Es waren Vertreter von insgesamt fünfzehn kurdischen Parteien, Parteiunabhängige sowie Vertreter einiger Frauen- und Jugendgruppen beteiligt. Da den Jugendgruppen nur noch fünfzehn statt bisher dreißig Prozent der Sitze im Nationalrat zugebilligt wurden, nahmen die Kurdische Jugendbewegung, die Bewegung der Revolutionsjugend, die Union der Kooperationen der Kurdischen Jugend in Syrien sowie der Generalausschuss der Kurdischen Jugend nicht an der Konferenz teil. Sie warfen den Parteien darüber hinaus vor, Mitglieder parteinaher Jugendgruppen bevorzugt und so zusätzliche Sitze für die Parteien geschaffen zu haben. Die Versammelten wählten insgesamt 65 Delegierte in den Kurdischen Nationalrat, zehn weitere Mitglieder sollen auf einer Jugendkonferenz aus den Reihen der Jugendvertreter gewählt werden. Somit reduziert sich die Zahl der Mitglieder des Kurdischen Nationalrats von 333 um insgesamt 258 auf 75 Personen. In der Abschlusserklärung sprachen die Versammelten sich für ein föderales, demokratisches Syrien aus und bestätigten ihre bisherige politische Linie.

Al-Qamischli: YPG stürmt militärischen Übungsplatz der Yekîtî

KURDWATCH, 20. Januar 2013 – Am 11. Januar 2013 haben bewaffnete Mitglieder der Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) mit mehreren Fahrzeugen den Anfang Januar eröffneten Militärübungsplatz »Newroz« der Kurdischen Einheitspartei in Syrien (Yekîtî) bei ʿAli Faru (zehn Kilometer westlich von alQamischli) gestürmt. Alle kurdischen Fahnen sowie syrische Unabhängigkeitsfahnen wurden entfernt. Ein Mitglied der Yekîtî erklärte gegenüber KurdWatch: »Der Übungsplatz war verlassen. Die YPG hat ihr Vorgehen gegenüber Augenzeugen damit begründet, dass die Fahnen dem Regime einen Vorwand für Luftangriffe bieten würden.« Die Yekîtî hat das Vorgehen der YPG in einer Erklärung verurteilt.

Al-Qamischli: PYDAnhänger protestieren gegen Ermordung von drei PKKAktivistinnen in Paris

KURDWATCH, 19. Januar 2013 – Bei andauernden Kämpfen zwischen der Freien Syrischen Armee und Regierungstruppen hat es in der Woche vom 5. bis zum 11. Januar 2013 erneut zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Die Kämpfe konzentrierten sich auf die Wirtschaftsmetropole Aleppo, die Hauptstadt Damaskus sowie die Gegend um Hama und Idlib. Am 11. Januar forderten Demonstranten, die im ganzen Land unter dem gemeinsamen Motto »Flüchtlingslager des Todes« auf die Straße gingen, erneut den Sturz des Regimes. Anhänger des Kurdischen Nationalrats hielten Transparente mit ähnlichem Inhalt und forderten gleichzeitig die Anerkennung der Rechte der Kurden. Einige Jugendgruppen nutzten die Demonstrationen, um die Organisatoren der zweiten Vollversammlung des Kurdischen Nationalrats zu kritisieren. Anhänger der Partei der Demokratischen Union (PYD) wiederum versammelten sich unter dem Motto »Märtyrer Khabat Derik, Führer der YPG« [Interview herunterladen]. Zudem protestierten sie gegen die Ermordung von drei PKKAktivistinnen in Paris. In alQamischli gab es je eine Demonstration in den Stadtvierteln alʿAntariya (organisiert von den Jugendgruppen Biratî, Rojava, Schaikh Maʿschuq und Märtyrer Farhad) und Munir Habib (organisiert vom Kurdischen Nationalrat) sowie an der Qasimomoschee im Westviertel (organisiert von der PYD). In ʿAmuda kam es zu drei getrennten Demonstrationen, organisiert von der PYD, dem Kurdischen Nationalrat sowie von verschiedenen Jugendgruppen. In alHasaka gab es zwei Demonstrationen. In adDarbasiya, alQahtaniya (Tirbesipî) und ʿAin alʿArab (Kobanî) fanden jeweils zwei Demonstrationen statt, eine organisiert von der PYD, die andere vom Kurdischen Nationalrat. Die wöchentlichen Demonstrationen des Kurdischen Nationalrats in alMalikiya und alMaʿbada (Girkê Legê) fanden am Samstag, nicht am Freitag statt. Im überwiegend kurdisch bewohnten Damaszener Stadtviertel Wadi alMaschariʿ (Zorava) organisierte die PYD eine Demonstration. In ʿAfrin, Raʾs alʿAin (Serê Kaniyê) und alDschawadiya (Çil Axa) sowie in den mehrheitlich kurdisch bewohnten Stadtvierteln von Aleppo gab es keine Proteste.

 

Al-Hasaka: Freispruch vom Vorwurf des Polizistenmordes

KURDWATCH, 18. Januar 2013 – Am 13. Dezember 2012 sind Munzir Iskan Ahmad, Firas Dschumʿa alAhmad, Dschiwan Yusuf Yusuf [weitere Informationen zum Fall] und Husain ʿAbdulkhaliq ʿAli vom Strafgericht in alHasaka vom Vorwurf des Polizistenmordes freigesprochen worden. Sie wurden gemäß Artikel 287, 267 und 305 Strafgesetzbuch zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Strafen von Ahmad und alAhmad wurden aufgrund mildernder Umstände sowie Amnestieerlass 10 vom 15. Januar 2012 auf drei Jahre herabgesetzt. Beide wurden am selben Tag aus der Haft entlassen. Die Haftzeit von Yusuf und ʿAli wurde aus denselben Gründen herabgesetzt, da sie flüchtig sind, jedoch nur auf fünf Jahre reduziert. Die Reststrafe ist noch abzuleisten.

Al-Malikiya: YPG sucht Annäherung an Freie Syrische Armee

KURDWATCH, 15. Januar 2013 – Vom 1. bis zum 5. Januar 2013 haben 336 Mitglieder der Volksverteidigungseinheiten (YPG) der Partei der Demokratischen Union (PYD) sowie dieser nahestehende Organisationen an der ersten Vollversammlung der Militärkomitees der YPG in alMalikiya (Dêrik) teilgenommen. In der Abschlusserklärung wird die Vollversammlung als »grundlegender Schritt zur Schaffung einer nationalen Armee für Westkurdistan« bezeichnet. Die Versammelten beschlossen die Gründung eines Militärischen Generalkomitees und dreier militärischer Führungszentren in ʿAfrin, ʿAin alʿArab (Kobanî) und der Dschazira sowie die Einrichtung weiterer lokaler Militärkomitees. Sie betonten »die Einheit des Kampfes der syrischen Völker« und die Bedeutung des Aufbaus guter Beziehungen zwischen der YPG und den bewaffneten Kräften der syrischen Opposition. Die Toten der syrischen Revolution wurden als Märtyrer und insbesondere die getöteten Kinder als Ikonen der arabisch-kurdischen Brüderlichkeit bezeichnet. Neben der eigenen Fahne hisste die YPG auch die syrische Unabhängigkeitsfahne, das Symbol der Freien Syrischen Armee. In den vergangenen Monaten hatten Mitglieder der YPG und der PYD immer wieder Aktivisten entführt oder angegriffen, wenn sie die Unabhängigkeitsfahne bei Demonstrationen zeigten oder in Parteibüros aufhängten. Begründet wurde dies damit, dass die Fahne das Symbol der Feinde der Kurden sei.