In einer Geheimoperation dringen türkische Soldaten nach Syrien zum vom IS bedrohten Grabmal Süleiman Schahs vor.

MESOP : AUF GERADEM WEG ZUR ENTWAFFNUNG DER PKK + IHRER INTEGRATION IN DIE TÜRKISCHE ARMEE – EINE IDEE VON HAKAN FIDAN (MIT)

HASIP KAPLAN (HDP) „EIN HISTORISCHER MEILENSTEIN“ : TÜRKISCHE PANZER ROLLEN DURCH KOBANE – DIE KOOPERATION DER PKK MIT DER ARMEE ERDOGANS – APO’S TRUPPEN SICHERN GRÜNDER DES OSMANISMUS

Von Michael Martens – FAZ – FRANKFURT, 22. Februar. Das Grab des Süleiman Schah beschäftigt die türkische Führung schon lange. Er war der Großvater von Osman Ghazi, dem Begründer der Dynastie der Osmanen. Sein im Norden Syriens, ungefähr dreißig Kilometer von der türkischen Grenze entfernt gelegenes Grabmal gilt völkerrechtlich als Exklave der Türkei und wird ständig von etwa drei Dutzend türkischen Soldaten bewacht. (…)

Eine schon Anfang 2014 besprochene türkische Intervention hat nun stattgefunden. In der Nacht zum Sonntag stießen mehr als 500 türkische Soldaten in zwei getrennten Operationen nach Syrien vor. Dazu habe man (Davutoglu) 39 Panzer, 57 gepanzerte Fahrzeuge und 572 Soldaten in das Nachbarland geschickt.

Mehrere Vertreter der Kurden hoben jedoch hervor, dass die türkische Armee in Syrien mit kurdischen Kräften kooperiert habe. So sagte Hasip Kaplan, Abgeordneter der Kurdenpartei HDP, türkische Truppen sowie der Terrororganisation „Arbeiterpartei Kurdistans” (PICK) nahestehende kurdische Freischärler in Nordsyrien hätten die Operation gemeinsam ausgeführt. „Das ist ein Meilenstein”, so Kaplan. Der neue Ort des Grabmals, so der Kurdenpolitiker, befinde sich im Gebiet des syrischen Kantons Ko-bane. Die im Norden Syriens gelegene Grenzstadt Kobane wird nach der Vertreibung der IS-Kämpfer durch kurdische Einheiten inzwischen wieder von den syrischen Kurden kontrolliert.

Das syrische Außenministerium in Damaskus sprach nach einem Bericht der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana von einem „schamlosen Akt der Aggression”. In Ankara wurde darauf verwiesen, dass das Grabgelände 1921 durch einen Vertrag zwischen der damaligen Kolonialmacht Frankreich und der Türkei, der von dem später entstandenen syrischen Staat nachträglich akzeptiert worden sei, völkerrechtlich verbindlich zu einer türkischen Exklave in Syrien erklärt worden sei. (…)

Eine der Tonbandaufnahmen, die im März 2014 auf bis heute unbekanntem Weg an die Öffentlichkeit gerieten, dokumentierte ein Gespräch der Führung in Ankara über dieses Thema; die Echtheit dieser Aufnahme, auf welcher unter anderen Davutoglu (damals Außenminister), der damalige Geheimdienstchef Hakan Fidan (unlängst zurückgetreten, um bei den Parlamentswahlen im Juni für die Regierungspartei AKP zu kandidieren) und ein hoher General zu hören waren. Es ging unter anderem darum, dass IS-Terroristen mit einem Anschlag auf die Grabanlage von Süleiman Schah gedroht haben sollen.

Auf der Aufnahme ist zu hören, wie Davutoglu den Geheimdienstchef fragt, welche Komplikationen zu erwarten seien, wenn die Türkei Panzer nach Syrien schicke. Eine Intervention müsse gut koordiniert sein, lautet die Antwort. Davutoglu entscheidet schließlich: „Wir werden Panzer reinschicken. Von diesem Moment an müssen wir eine Kriegslage berücksichtigen, und damit treten wir in den Krieg. Wir machen eine Operation.” Fidan hat Einwände: „Wenn wir Waffen einsetzen, dann lass uns das richtig machen.” Nichts sei einfacher, als einen Vorwand für eine Intervention im Nachbarland zu schaffen. Er werde einfach vier seiner Männer nach Syrien schicken mit der Anweisung, von dort Granaten auf ein leeres Feld in der Türkei zu schiessen.

FAZ 23 Feb 2015, Seite 4