Henryk M. Broder : Wie die EU die türkische Besatzung von Nordzypern finanziert

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Kennen Sie den? Cohn geht zu seinem Metzger, zeigt auf den Schinken in der Auslage und sagt: “Ich hätte gerne ein halbes Kilo von diesem Lachs.” Der Metzger denkt, er hat sich verhört. “Aber Herr Cohn, das ist doch ein Schinken!” Darauf Cohn: “Habe ich Sie gefragt, wie der Fisch heisst?”

Witzig, nicht wahr? Aber in der EU ist so was kein Witz, sondern die Wirklichkeit.

Wie Sie vermutlich wissen, wurde Nordzypern 1974 von der Türkei besetzt. Heute leben im Nordteil der Insel etwa 220.000 türkische Zyprer bzw. Zyprioten. darunter etwa 80.000 Türken, die erst nach der Invasion der türkischen Armee im Juli 1974 dort angesiedelt wurden. Man könnte sie auch Siedler nennen, die in den Häusern wohnen, die früher Griechen gehörten, welche im Zuge einer ethnischen Säuberung vertrieben wurden.

Aber: Nordzypern st nicht die Westbank, die Türken sind keine Israelis und die vertriebenen Griechen keine Palästinenser. Deswegen stellt sich die Geschichte für die EU ganz anders da.

Sie glauben es nicht? Dann schauen Sie hier.

Die EU hilft der “Turkish Cypriot Community”, also den Besatzern im Nordteil der Insel, um diese “näher an Europa heran zu bringen”. Zu diesem Zweck hat sie sogar eine “Task Force” ins Leben gerufen, die der Generaldirektion für Erweiterung untersteht. Was eigentlich unlogisch ist, denn: “The whole of Cyprus is EU territory.” Auch wenn im Norden die Türkei seit fast 40 Jahren das Sagen hat, die nicht zur EU gehört. Aber diese Tatsache “does not affect the personal rights of Turkish Cypriots as EU citizens”, soll heißen: Die türkischen Zyprioten sind Bürger der EU! Das ist etwa so, als würde die EU erklären, die wenigen Ethno-Deutschen in Königsberg seien Bürger der EU, obwohl Königsberg nicht zur EU gehört.

Für die EU ist die “Republic of Cyprus” eine politische Einheit, auch wenn die “EU rules” vorübergehend nicht “over the whole of the island” gelten. Was uns an die Landkarten vom Deutschen Reich erinnert, in denen die Gebiete östlich der Oder und Neiße als “derzeit unter polnischer” bzw. “russischer Verwaltung” ausgewiesen waren.

Um die türkischen Zyprioten, die de jure bereits EU-Bürger sind, noch näher an die EU heranzuführen, hat die Generaldirektion für EU-Erweiterung von 2006 bis 2010 nicht weniger als 259 Millionen Euro ausgegeben. Genauer: Die türkische Besetzung des Nordteils wurde mit 52 Millionen Euro jährlich subventioniert. Noch genauer: Jeder türkische Zypriot, vom Säugling bis zum Greis, wurde mit 236 Euro gefördert.

Jährlich. Peanuts, könnte man sagen, aber unterm Strich sind es eben 259 Millionen in fünf Jahren, die irgendjemand erarbeitet haben muss, bevor sie verteilt werden können. Seit 2011 wird die türkische Community auf Zypern nur noch mit 28 Millionen Euro jährlich gefördert.

Da lachen sich die Türken schlapp, die auf diese Weise am Tropf der EU hängen. Die haben 40.000 Soldaten im Nordteil der Insel stationiert, und je weniger sie für die Infrastruktur ausgeben müssen, umso mehr bleibt für das Militär übrig. So finanziert die EU de facto die türkische Besatzung des Nordteils von Zypern und deklariert dieses Gaunerstück als Hilfe für die türkische Community, die an die EU herangeführt werden soll. Herzlichen Glückwunsch, liebe EU-Bürger!

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/wie_die_eu_die_tuerkische_besatzung_von_nordzypern_finanziert