Grüner Gutsherrenton, moralische deutsche Volksgemeinschaft / von Thomas von der Osten-Sacken
Volker Beck von den Grünen spricht mit der türkischen Regierung ganz im Ton eines ostelbischen Gutsherren mit seinen Landarbeitern:
Deutschland müsse dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan klar machen, „dass wir erwarten, dass die Türkei ihre Grenzen für kurdische Flüchtlinge öffnet und ihnen Schutz gewährt, dass sie IS-Kämpfer auf ihrem Territorium nicht gewähren lässt, sondern sie fest nimmt und dass sie kurdische Unterstützung von Kobane nicht behindert“, sagte Beck weiter. „Solidarität der Türkei mit dem Selbstbehauptungskampf der syrischen Kurden würde auch die innenpolitische Lage in der Türkei entspannen.”
Die Türkei hat bislang 1,5 Millionen Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien aufgenommen und dieses Jahr fast drei Milliarden US-Dollar für ihre Versorgung aufgewendet. Deutschland 10.000, alle weiteren können im Mittelmeer absaufen, sollten sie versuchen nach Europa zu kommen.
Beck schließt sich damit dem deutschen Allparteienbündnis an (Merkel, Steinmeier und die Linkspartei äußerten sich in den letzten Tagen ganz ähnlich), das moralisch bestens munitioniert nach jahrelanger Untätigkeit im Syrienkonflikt, nun endlich in Tayyip Erdogan den wirklichen Bösewicht ausmachen kann, den eigentlichen Schuldigen an der ganzen Misere.
Derweil, während sie sich außer mit ein paar Waffenlieferung vornehm aus dem Konflikt heraushält, ruft die Bundesregierung die Türkei und Iran auf, doch bitte aktiver am Kampf gegen den Islamischen Staat sich zu beteiligen. Den Iran! Das ist so als, bäte man den Brandstifter doch bitte im Feuerwehrwagen den Führungssitz einzunehmen:
Germany is trying to convince Turkey and Iran to join the fight against Islamic State (IS) militants, Foreign Minister Frank-Walter Steinmeier told a German newspaper.
In an interview with Berlin’s Tagesspiegel daily, Steinmeier said longstanding animosities in the Middle East needed to be set aside to ensure a united front against IS and he vowed to raise this with Saudi Arabia’s leadership when he visits the country on Sunday.
“We are trying to convince the Arab countries, Turkey and Iran that it is necessary to work together against IS,” he told the newspaper.”
Wenn in Deutschland sich in außenpolitischen Fragen alle einig sind, wenn es keine Parteien, sondern nur noch moralisch ganz fürchterlich Empörte gibt, dann sollte diesem Treiben zumindest mit äußerter Vorsicht begegnet werden. Das gebietet alleine schon der mindeste Verstand , den gegen deutsche Kollektivempörungen in Anschlag zu bringen, immer noch ein Minimum an Rationalität verspricht.