„Google und Facebook zu groß, um regiert zu werden!“ – Frankreichs Präsident stellt düstere Prognose – DIE NEUEN SOUVERÄNISTEN JENSEITS ALLER KONTROLLE

MESOPOTAMIA NEWS : MACRON will die GAFA (GOOGLE,APPLE, FACEBOOK, AMAZON) Nach Paris holen ins neue Zentrum der Künstlichen Intelligenz –  „Auf die Frage, ob er als französischer Präsident nicht einen Anreiz habe, Konzerne wie Google und Facebook zu regulieren, um aufstrebenden französischen Unternehmen bessere Chancen in diesem Wettbewerb zu ver-schaffen, sagte er: „Ich würde das genaue Gegenteil sagen. Heute sind Google und Facebook, wenn es um Künstliche Intelligenz geht, sehr willkommen“.

FAZ WIRTSCHAFT  2. April 2018 – „Google und Facebook zu groß, um regiert zu werden!“ – Frankreichs Präsident stellt düstere Prognose

ala. FRANKFURT, 2. April. Manche reden schon von einem technologischen kalten Krieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt: Chinas Führung möchte die Volksrepublik bis zum Jahr 2030 zur dominierenden Nation machen, wenn es um Künstliche Intelligenz (KI) geht — und brachte im vergangenen Sommer einen entsprechenden Plan auf den Weg. Bislang führend in der KI sind die Technologie-Unternehmen an der amerikanischen Westküste, Google, Facebook, Microsoft, Amazon oder Apple.

Doch welche Rolle spielen in diesem Szenario eigentlich kleinere Länder als China und die Vereinigten Staaten? Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stellte gerade eine 1,5 Milliarden Euro teure Initiative vor, mit der Paris in den kommenden fünf Jahren Forschung in dieser Schlüsseltechnologie fördern, Unternehmensgründungen unterstützen und Daten sammeln möchte, die genutzt und geteilt werden können unter Entwicklern. „Ich denke, Künstliche Intelligenz wird all die verschiedenen Geschäftsmodelle umwälzen, das ist der nächste Umbruch, der kommt”, sagte der Präsident nun in einem Gespräch mit dem Internetdienst Wired: „Deswegen möchte ich Teil davon sein. Andernfalls würde ich dieser Umwälzung einfach unterliegen, ohne Arbeitsplätze in diesem Land zu schaffen.”

In der Künstlichen Intelligenz gebe es derzeit „große private Spieler und eine öffentliche Verwaltung mit vielen Daten —China”. Frankreich solle attraktiver werden durch diese Schlüsseltechnologie. Dabei verwies Macron darauf, dass Unter nehmen wie Facebook, Google, Samsung, IBM und Fujitsu die französische Hauptstadt gewählt haben, um KI-For-schung zu betreiben. „Das ist sehr wichtig für mich.” Auf die Frage, ob er als französischer Präsident nicht einen Anreiz habe, Konzerne wie Google und Facebook zu regulieren, um aufstrebenden französischen Unternehmen bessere Chancen in diesem Wettbewerb zu ver-schaffen, sagte er: „Ich würde das genaue Gegenteil sagen. Heute sind Google und Facebook, wenn es um Künstliche Intelligenz geht, sehr willkommen. Die meisten Menschen mögen sie, diese Unternehmen investieren in Frankreich, sie rekrutieren viele unserer Talente und schaffen für sie Arbeitsplätze hier. Deshalb sind die Teil unseres Ökosystems.”

Daran anschließend führte der französische Präsident jedoch auch erstaunlich offen aus, welchem zunehmenden Druck große Tech-Konzerne wie Facebook und Google seiner Ansicht nach ausgesetzt sind. Zunächst einmal müssten sie sich mit ihrer monopolartigen Situation auseinandersetzen. „Irgendwann — aber ich denke, das wird ein amerikanisches Problem und kein europäisches — irgendwann könnten eure Regierung und eure Leute sagen: ,Wacht auf. Sie sind zu groß.’ Nicht nur zu groß zum Scheitern, sondern zu groß, um regiert zu werden.”

Das sei eine in der Geschichte „brandneue” Situation. In einem solchen, überlegte Macron, könne sogar die Entscheidung fallen, sie zu entflechten. „Das war, was am Anfang mit dem Öl-Sektor geschah, als es diese großen Giganten gab.”

Tatsächlich ist der französische Präsident nicht der Einzige, der in den vergangenen Monaten diesen Vergleich gezogen hat. Ihre Marktmacht ist nach Ansicht Macrons aber nicht die einzige Frage, mit der sich die großen Technologieunternehmen auseinandersetzen müssen. Ein weiterer Aspekt sei eine „territoriale Angelegenheit aufgrund der Tatsache, dass sie total digitale Spieler” seien. Infolge der Veränderungen, die sie herbeiführten, müssten Menschen weitergebildet oder umgeschult werden. „Die Unternehmen werden dafür nicht zahlen, die Regierungen werden das tun”, sagte Macron und fügte hinzu: „Heute zahlen die GAFA (die Abkürzung steht für Google, Apple, Facebook und Amazon) nicht alle Steuern in Europa, die sie zahlen sollten.”

Als dritte Herausforderung nannte Macron schließlich den Datenschutz. Darüber müssten die Menschen souverän entscheiden können. “Frankreich und Europa haben ihre eigenen Vorstellungen in dieser Hinsicht”, sagte der Präsident: „Ich möchte Datenschutz in dieser oder jener Art und Weise. Es gibt nicht dieselben Regeln in den Vereinigten Staaten.” Wenn er über die amerikanischen Wettbewerber spreche, laute die Frage: „Wie kann ich den Franzosen garantieren, dass die amerikanischen Unternehmen unsere Regulierung respektieren werden?”

Mit seiner Einschätzung, dass die Tech-Konzerne unter zunehmenden Druck geraten, steht Macron nicht allein. „Diese fetten Kälber sind reif dafür, von den Regierungen überall zerrupft zu werden”, sagte der britische Milliardär und Finanzinvestor Jim Mellon gerade dem amerikanischen Finanzsender CNBC und meinte damit vor allem Facebook: „Wenn ich Mark Zuckerberg wäre, würde ich erwarten, dass sich mein Aktienkurs in den kommenden Jahren halbiert.” Auch der amerikanische Vizepräsident Mike Pence sorgt sich einem Bericht des Technik-Portals Axios zufolge um die Größe von Facebook und Google und besonders deren Macht auf dem Werbemarkt und die ihnen verfügbaren persönlichen Daten der Nutzer. Im vergangenen November organisierte sogar die unternehmerfreundliche amerikanische Denkfabrik American Enterprise Institute eine Diskussion zur Frage, ob manche Tech-Unternehmen zu groß geworden seien und geteilt werden müssten. Andrew McAfee, Wissenschaftler am MIT in Boston, hielt dagegen mit dem Argument, dass beispielsweise Microsoft den Aufstieg Googles oder Apples nicht habe kommen sehen.

In der vergangenen Woche wiederum attackierte der amerikanische Präsident Donald Trump den Online-Händler Amazon in einer bislang nie dagewesenen Weise. Am Ostermontag legte er nochmals nach und teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit: „Nur Dummköpfe oder Schlimmeres sagen, dass unsere Geld verlierende Post mit Amazon Geld verdient.” Das werde sich ändern. „Außerdem schließen unsere voll Steuern zahlenden Einzelhändler Geschäfte im ganzen Land”, klagte er. Trump wirft Amazon vor, zu geringe Steuern zu zahlen. An der Börse fiel der Amazon-Aktienkurs daraufhin um bis zu 5 Prozent, nachdem er bereits in der Vorwoche deutlich nachgegeben hatte nach Trumps Kritik.

FAZ 3 April 2018 – Wirtschaft  – www.mesop.de