Federasyona Komeleyên Êzdiyan (FKÊ) / ERKLÄRUNG DER FÖDERATION YEZIDISCHER VEREINE IN DEUTSCHLAND

Federasyona Komeleyên Êzdiyan (FKÊ) – Nienburger Str. 23 – 27232 Sulingen – Germany – fke.ezdi@gmail.com – Facebook: Föderation der Ezidischen Vereine e.V. Federasyona Komeleyên Êzdiyan
erstellt am 04. August 2014 – FKÊ – Föderation der Êzîdischen Vereine e.V. – Nienburger Straße 23, 27232 Sulingen – E-Mail: fke.ezdi@gmail.com / www.dergush.com

Massive Angriffe auf Êzîden in Şengal
– weiteres Massaker nur eine Frage von Stunden –
Dschihadisten/Islamisten der IS auf dem Vormarsch der Zwangsislamisierung und weiterer Massaker
Eziden und andere Glaubensgemeinschaften in Şengal im tödlichen Fokus der Terrororganisation IS!

In der Nacht vom 02. auf den 03.08.2014 wurden die Gebiete in und um Şengal von den Islamisten der
Terrororganisation IS (ehemals ISIS, die brutalste und gefährlichste Untergruppe der Al-Qaida), mit u.a. erbeuteten Waffen
aus dem Irak, überfallen und einige sogar eingenommen. Kämpfer von IS rücken immer weiter in Richtung
Stadtzentrum von Şengal vor. In vielen Dörfern sollen bereits die Fahnen des „Islamischen Staats” gehisst worden
sein. Lokale Quellen berichten, dass IS mit der Einnahme von Şengal beabsichtigt, für sich einen Korridor von
Mosul über Tal Afar und Şengal in Richtung Westen nach Rojava (Nord-Syrien) zu errichten.
Erste Tötungen und die Zerstörungen von heiligen Stätten der Eziden sind bereits dem Überall zuzuschreiben. Die
Stadt Şengal gilt als heilige Stätte für die Glaubensgemeinschaft der Eziden. Sie war bereits im August 2007
Angriffsziel islamistischer Organisationen. Bei mehreren zeitgleichen Bombenanschlägen wurden damals über
700 Zivilisten ermordet. Die Bevölkerung von Şengal gehört der kurdischen Religionsgemeinschaft der Eziden
an. Sollte die Stadt durch IS komplett eingenommen werden, würde das für die dort lebenden Menschen die
Gefahr eines Massakers mit sich bringen. Bereits jetzt berichten örtliche Quellen, dass sich bis zu 200.000
Menschen aus Şengal und Umgebung in Richtung Dihok (Dohuk) auf der Flucht befinden – durch Mangel an
Wasser und Nahrung steht der Menschheit eine neue Katastrophe bevor. Vor einigen Wochen kam es schon zu
einer Massenflucht von bis zu über 5.000 Menschen, die aus Angst vor weiteren Angriffen und Tötungen, ihre
Dörfer und Städte verließen – Grund der Flucht waren die Ermordungen von mehreren ezidsichen Landarbeiter,
die auf offener Straße regelrecht hingerichtet wurden.
Die Bevölkerung von Şengal hatte mehrfach die politischen Verantwortlichen dazu aufgerufen, die
Sicherheitsvorkehrungen für die Stadt zu verstärken, da die dort lebenden Eziden erklärtes Ziel der Islamisten
seien. Ein Angebot der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans KCK aus den Kandilbergen, dass die
Volksverteidigungskräfte HPG für den Schutz von Şengal sorgen könnten, wurde von der KDP unter der Führung
von Barzani nicht gestattet.
Die Tötung von Eziden ist für die Islamisten ein Mittel zum Ziel und zwar die Vertreibung der sogenannten
„Kafir“ (Gottlosen/Ungläubigen) aus der Region, um dort ihren eigenen islamistischen Staat auszurufen. Seit
Beginn des Krieges in Syrien und vor allem verstärkt in den letzten Monaten dient die Grenzregion für die
Islamisten als Rückzugs- und Vorbereitungsgebiet für ihren barbarischen Krieg in Syrien. Aber nicht nur in
Syrien, sondern auch ein Teil des Iraks gehört zu ihren Zielen. Aus der menschenverachtenden Sicht dieser
Islamisten, sei es „helal“ (aus islamischer Sicht erlaubt) „Kafir“ (Gottlose/Ungläubige) wie z.B. in diesem Fall die
Eziden aber auch andere Glaubensgemeinschaften wie u.a. Aleviten, Christen, Juden etc. aber auch
Bevölkerungsgruppen wie Kurden, Armenier, Aramäer, Assyrer sowie aber auch Sunniten, die sich der
Islamauslegung der sogenannten Gotteskrieger der IS widersetzen, für ihr Ziel, sprich die Gründung eines
islamistischen Staates, aus dem Weg zu schaffen, und das mit allen Mitteln der Unmenschlichkeit.
Wir befürchten nach der aktuellen Lage in Şengal eine noch größere Gefahr für die in Süd-Kurdistan/Nord-Irak
sowie Irak lebenden Eziden, da ähnliche Situationen immer wieder zu weiteren Übergriffen bis hin zu Massen-
Lynchattacken geführt haben. Wir, als Föderation der Êzîdischen Vereine in Deutschland, verurteilen auf schärfste
die Angriffe und Ermordungen durch die IS, welche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit
sind – diese müssen ein sofortiges Ende finden. Es droht ein neuer Genozid mit vielen Massakern nicht nur an der
ezidisch-kurdischen Bevölkerung, sondern auch an alle anderen Bevölkerungsgruppen, die nicht in ihr
menschenverachtendes Weltbild passen. Der Schutz so wie die Verteidigung der Eziden ist unabdingbar und muss
sofort gewährt werden. Darüber hinaus fordern wir, dass sämtliche demokratisch-fortschrittliche Organisationen,
Institutionen, Menschenrechtsorganisationen sowie und vor allem die internationale Staatengemeinschaft endlich
handeln und diesen Unmenschlichkeiten Einhalt bieten. Vor allem die Bundesrepublik Deutschland steht hier in
großer Verantwortung, da viele ezidische Kurden, deutsche Staatsbürger sind und den Schutz ihrer
Glaubensgeschwister in der Heimat als ihren Schutz definieren. Des Weiteren verurteilen wir alle Mächte, die an
dieser Politik der Ausbeutung beteiligt sind, allen voran die IS! Wir rufen die internationale Öffentlichkeit auf, das
Schweigen sofort zu brechen und für die Menschlichkeit zu handeln!
Unsere gemeinsame Solidarität zu den Widerständen in Şengal ist heute dringender denn je! Lasst uns weitere
Genozide an der ezidisch-kurdischen Bevölkerung und allen anderen Bevölkerungs- und Glaubensgemeinschaften
u.a. durch das Erheben unserer Stimme für Frieden und Freiheit verhindern!
Für weitere Informationen stehen wir gerne zur Verfügung.
Gemeinsam gegen Menschenverachtung und Massaker – Zusammen für Frieden und Menschlichkeit!
weiterführende Informationen: www.civaka-azad.org, www.isku.org, www.tatortkurdistan.blogsport.de Sulingen 03.
August 2014