ERDOGANS GELDWÄSCHER Resa Sarrabs Waschstraße der Moneten / Von Markus Bey

22. Dezember 2013 –  Der Standard Wien – Die Ermittler im großen Bestechungsskandal in der Türkei haben ein Schema an die Medien weitergegeben, dass zeigen soll, wie der inhaftierte Geschäftsmann Sarrab – auch mit Hilfe türkischer Ministersöhne – aus Lira und iranischen Rial prima Goldbarren gemacht hat.

Sieht aus wie der Schaltplan eines Warp-Antriebs, ist im Grunde aber super einfach: Auf der einen Seite kommt Geld rein, auf der anderen wird es mit Kurieren im Handkoffer zurückgeflogen, dazwischen wird getauscht und gewechselt. Eine Waschstraße für Moneten mit fünf Ländern und einem technischen Direktor.

Resa Sarrab (Reza/Riza Zarrab/Sarraf), 29 Jahre alter Geschäftsmann, gebürtiger Aserbaidschaner und verheiratet mit der türkischen Sängerin Ebru Gündeş, steht im Zentrum einer Schmuggel-, Schmier- und Geldwäschemaschinerie, die in der Türkei vor sich hinwerkt und Verzweigungen in den Iran, nach China, die Vereinigten Arabischen Emirate und zusätzlich noch nach Ghana hat. Sagt die türkische Staatsanwalt. Und hat das große Resa-Sarrab-Schema an Medien wie das als unabhängig und professionell geltende Nachrichtenportal T24 geleakt.

Russland fehlt in diesem Schaubild, obwohl Sarrabs Fahrer dort einmal mit einem Dollarmillionen-Koffer gefasst worden war. Im Wesentlichen geht es um die Abwicklung von Geldgeschäften mit dem Iran in der Türkei in den vergangenen zwei Jahren unter Umgehung der – gerade wegverhandelten – Sanktionen von UNO, USA und EU.

Die Istanbuler Staatsanwaltschaft hat sich türkischen Medienberichten zufolge beeilt zu präzisieren, dass dies nicht die Einnahmen des Iran aus dem Verkauf von Erdgas an die Türkei betrifft, sondern “andere Geschäfte”; dem Schema entnimmt man, dass es türkische Firmen im Iran sind, die ihre Einnahmen über iranische Banken zu einem Geldinstitut in der Türkei überweisen – der staatlichen Halk Bankasi (Voksbank; rechts unten im türkischen Kasten und in der Mitte des ganzen Schemas). Das Prinzip ist aber ähnlich wie beim Gasgeschäft: Teheran verkauft sein Gas an die Türkei, wird in türkischen Lira auf Konten der Halkbank bezahlt, kauft mit den Lira anschließend Gold in der Türkei und lässt dieses – etwa über Dubai – wieder zurück in den Iran fliegen oder vorher noch in Dollar umwandeln.

Von türkischen Unternehmen, die im Iran tätig sind, kann man entsprechend ebenfalls annehmen, dass sie nicht nur Bezahlungen für beispielsweise tatsächlich geleistete Bauaufträge auf dem Konto einer iranischen Bank erhalten und dann weiter zur Halkbank in die Türkei überwiesen haben, sondern der Gefälligkeit halber/mit einem gewissen Abschlag/ unter Umständen ausschließlich aus Lira und Rial Goldbarren und Dollarnoten für ihre iranischen Kunden gebacken haben.

Von der Halkbank geht es einmal weiter im Waschgang zu fünf anderen türkischen Banken oder aber gleich zu drei bekannten Goldhändlern im großen Istanbuler Basar. Resa Sarrabs Sechs-Quadratmeter-Büro (hat Hürriyet geschätzt) liegt dort auch und trägt den schönen Namen Rococo Center. Sarrab soll nicht nur Goldbarren und Koffer voll Dollarnoten organisiert haben, sondern auch eine 300.000 Dollar Patek Philippe für das Handgelenk des türkischen Wirtshaftsministers Zafer Caglayan (allerdings nur zwei Tage in der Öffentlichkeit getragen laut Tageszeitung Taraf). Seit vergangenen Freitag ist Sarrab offiziell in Haft, zusammen mit zwei der Ministersöhne (Wirtschaft und Innen; Umwelt/Städtebau durfte zunächst aus der U-Haft), mit denen er Geschäfte machte – abgehörten Telefonaten und Beschattungen zufolge. Die Minister sagen, es war alles nix.