Cemil Bayik: Der Nationalkongress wird den Friedensprozess fördern

Das Mitglied der „Kommission der Weisen“ und Kolumnist der türkischen Tageszeitung Milliyet Prof. Dr. Mithat Sancar hat ein Gespräch mit dem Kovorsitzenden der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) Cemil Bayik geführt. In diesem Gespräch bewertet Bayik den geplanten kurdischen Nationalkongress, dessen Einfluss auf die Lösung der kurdischen Frage, die Haltung der südkurdischen Autonomieregierung und die Haltung der Länder des Mittleren Ostens gegenüber der kurdischen Frage.

WIR WOLLEN, DASS DER KONGRESS EINEN KONTINUIERLICHEN UND NACHHALTIGEN CHARAKTER TRÄGT

„Es ist etwas, von dem die Kurden seit Jahrhunderten geträumt haben. Wir messen dem Kongress großen Wert bei“, erklärte Bayik hinsichtlich des Nationalkongresses: „Wir erwarten vom Kongress Entscheidungen für nachhaltige Mechanismen. Von unserer Seite gibt es Vorschläge und auch die anderen Organisationen haben Vorschläge. Von all dem wird ein gemeinsames Modell aufgebaut werden. Wir wollen, dass der Kongress einen kontinuierlichen und nachhaltigen Charakter trägt. Zum Beispiel braucht es einen Rat, einen Exekutive, einen Vorsitz und eine Diplomatie-Kommission.

Wir betrachten die Ziele des Kongresses wie folgt: Erreichung der nationalen Einheit, Lösung von innerkurdischen Problemen, Lösung von Problemen mit Nachbarvölkern der Kurden, Auflösung von Zweifeln, Ängsten und Befürchtungen und das Erreichen von Einheit und Geschwisterlichkeit mit anderen Völkern. All das würde einen Einfluss auf die Lösung der kurdischen Frage haben, und auch die Demokratisierung der Nachbarländer fördern. Stabilität kann so erreicht werden. Das wäre von Nutzen aller.“

DIE HALTUNG GEGENÜBER ROJAVA PASST NICHT MIT DEN ZIELEN DES KONGRESSES ÜBEREIN

Bayik unterstrich, dass es eine nicht zu akzeptierende Haltung der kurdischen Autonomieregion sei, in einer Zeit, in der der Nationalkongress auf der Tagesordnung steht, den Grenzübergang zwischen Süd- und Westkurdistan geschlossen zu halten. „Eine der Hauptziele des Nationalkongresses ist, die Probleme zwischen den Kurden zu lösen. Die Haltung der südkurdischen Autonomieregion gegenüber Rojava (Westkurdistan) passt nicht mit den Zielen des Nationalkongresses überein. Diese Thematik, ist auf der Tagesordnung der Organisationen und der Vorbereitungskommission; dort wird darüber diskutiert und eine Lösung gesucht“, so Bayik.

Bayik betonte, dass mithilfe des Kongresses die kurdische Einheit auf dem Prinzip der Demokratischen Nation aufgebaut werden sollte: „Die Kurden sind keine Separatisten, sie stehen für die Einheit, aber zu einer Einheit die Freiheit und Gleichheit beinhaltet. Wir haben kein Problem mit Grenzen. Wir wollen auf dieser Grundlage, ohne die Grenzen zu berühren, die Einheit zwischen den Kurden und zwischen Kurden und den anderen Völkern des Mittleren Ostens gewährleisten.“

FÜR EIN FORTSCHREITEN DES PROZESSES KANN DER KONGRESS BEGINNEN

Der Kovorsitzende der KCK merkte an, dass der Kongress auch den Friedensprozess positiv beeinflussen werde: „In der Türkei hat hinsichtlich der kurdischen Frage ein Prozess begonnen. Das wichtigste Ziel des Lösungsprozesses ist, der demokratischen Politik zur Dominanz zu verhelfen. Für den Erfolg der Strategie der demokratischen Politik ist auch der Kongress von wichtiger Bedeutung. Die Hindernisse für diese Strategie werden zusammen mit dem Kongress aufgehoben werden. Kurz gesagt, wird die Realisierung des Kongresses sowohl den (Friedens-)Prozess fördern als auch die Lösung von Problemen zwischen den Kurden selbst und auch Methoden des Dialog und der Verhandlungen werden gestärkt werden. Auch die Grundlage für die Lösung von Problemen auf demokratischen Weg wird verstärkt. Es ist natürlich, dass es in dem Prozess zu Schwierigkeiten kommt. (…)“

DER KRIEG IN SYRIEN WIRD DER LETZTE IM ARABISCHEN RAUM SEIN

Bayik macht darauf aufmerksam, dass der in Syrien stattfindende Krieg der letzte Krieg im arabischen Raum sein wird und gab folgende Bewertung: „Der Mittlere Osten erlebt einen großen Krieg. Syrien ist gegenwärtig das Zentrum der Weltpolitik. Die kurdische Frage stellt hierbei das Zentrum dar. Die sich hier ergebende Lösung wird für die Gestaltung des gesamten Nahen- und Mittleren Ostens entscheidend sein.“

Quelle: ANF, 13.08.2013, ISKU