Barzani: Themen des „Kurdischen Kongresses“ in Arbil / PKK MIT NUR 6 DELEGIERTEN VERTRETEN ?

Nächsten Monat soll in Arbil ein „Kurdischer Kongress“ stattfinden. Masud Barzani lud am Montag kurdische Politiker und Militärs zu einer Vorveranstaltung ein. Die Themen umfassen auch den Friedenprozess und die Lage der syrischen Kurden.

Von DTJ-ONLINE | 24.07.2013 – Arbil ist Sitz der Regierung der Autonomen Region Kurdistan und eine lebendige Wirtschaftsmetropole im aufstrebenden kurdischen Nordirak. Es ist das Herz des nordirakischen Kurdistans und eignet sich daher ideal als Veranstaltungsort des „Kurdischen Kongresses“, der nächsten Monat abgehalten werden soll. Nun kamen bereits Kurden aus verschiedenen Ländern des Mittleren Ostens in die Stadt, um über die Themenauswahl zu diskutieren.

Der Präsident der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak, Masud Barzani, hatte alle wichtigen kurdischen politischen und militärischen Akteure der Region für Montag nach Arbil eingeladen, um ihnen das Programm der im nächsten Monat stattfindenden „Großen Kurdischen Konferenz“ vorzustellen. Unter Führung Barzanis sollen auf der Konferenz unter anderem die Herausforderungen einer möglichen Autonomieerklärung der syrischen Kurden und der momentan laufende Friedensprozess in der Türkei behandelt werden.

Barzani: „Was wir brauchen, ist Frieden“

„Ich bitte Sie in meinem Namen, im Namen von Jalal Talabani, Führer der PUK und im Namen von Abdullah Öcalan darum, Ihre hochrangigen Delegationen (hierher) zu entsenden, damit sie an der Nationalen Kurdischen Konferenz teilnehmen können“, war der irakischen Zeitung „Rudaw“ zufolge auf der offiziellen Einladung Barzanis zu lesen. Die Zeitung berichtete, Barzani habe zuvor mit Vertretern von 39 verschiedenen kurdischen Parteien aus der Türkei, dem Iran, Syrien und dem Irak gesprochen und ihnen gegenüber betont, auf Dialog, Frieden und Demokratie unter den kurdischen Gruppen hinzuarbeiten. Barzani sagte, er setze sich dafür ein, dass auf der geplanten Konferenz „der Wille des kurdischen Volkes aller vier Teile Kurdistans respektiert wird.“

Barzani sagte in seiner Rede vor den verschiedenen Vertretern außerdem, dass der einzige Weg hin zur Selbstbehauptung der kurdischen Nation in dieser „neuen Ära“ der Weg des Dialogs und der Demokratie sei. Kurden wollten den Frieden wiederherstellen und die Demokratie in der Region aufbauen, so Barzani. Waffen könnten dieses Ziel dem kurdischen Politiker zufolge nicht erreichen. „Was wir brauchen, ist Frieden“, betonte er und erklärte, dass die Freiheit der Kurden vom Frieden und der Verbesserung der Wirtschaft in der Region abhänge und nicht von Krieg, Angriffen und Drohungen gegenüber „unserer Nachbarn“.

Er kündigte eine „neue Ära“ an, in der die Sprachen des Dialogs, des Friedens und der Demokratie die „mächtigste Waffe“ sein würden. Der bewaffnete Kampf sei den Kurden von Dritten aufgedrängt worden und „niemand wird in dieser neuen Ära den Kurden mit Waffen gegenübertreten können“, so Barzani. „Ebendiese Realität wurde auch von Ländern und Akteuren der Region verstanden, genau wie der Fakt, dass die Ausrottung der Kurden nicht einmal in den Träumen (der Gegner der Kurden) gelingen wird.“

Am Ende seiner Rede sagte Barzani, er wünschte, dass der irakische Präsident, Talabani und Öcalan hier wären. „Ich hoffe, Talabani wird sich bald erholen und dass Öcalan aus der Haft entlassen wird und dass wir unseren Kampf für das Wohl unserer Nation gemeinsam fortsetzen können.“

Die Türkei und der Iran hatten der Konferenz im Vorfeld zugestimmt

Die Zeitung „Rudaw“ berichtete, dass die Führer der Opposition in der Kurdischen Autonomieregion Barzanis Initiative begrüßten und ihre Teilnahme an der Konferenz trotz ernsthafter politischer Meinungsverschiedenheiten mit Barzani versprachen. Im Irak existieren zwei miteinander konkurrierende kurdische Parteien. Die Demokratische Partei Kurdistans (DPK), die seit 1979 von Barzani geführt wird, und die Patriotische Union Kurdistans (PUK) unter Führung von Talabani.

Ein führender PUK-Politiker, Saadi Ahmed Pira, sagte gegenüber „Rudaw“, dass sowohl der Iran als auch die Türkei der Abhaltung der Konferenz zugestimmt haben. Die Kurden aus der Türkei werden dem Bericht zufolge mit 6 Delegierten an der Konferenz vertreten sein.

Der Sprecher der PKK, Ahmed Deniz, sagte „Rudaw“, dass der neuernannte Oberkommandierende der „Hêzên Parastina Gel“ (dt.: Volksverteidigungskräfte, kurz HPG), Murat Karayılan, sich jüngst mit Barzani getroffen habe, um die Details der geplanten Konferenz zu diskutieren. Die HPG ist der bewaffnete Arm der „Koma Civakên Kurdistan“ (dt.: Union der Gemeinschaften Kurdistans, kurz KCK), zu deren Netzwerk auch die PKK gehört.

„Wir haben unsere Gedanken bezüglich der Konferenz ausgetauscht und die Meinung der anderen Seite kennengelernt“, wurde Deniz in der irakischen Zeitung zitiert.

Inhaftierter Terrorchef Öcalan begrüßt die Konferenz

Der ehemalige Führer der 2009 verbotenen, pro-kurdischen „Demokratik Toplum Partisi“ (DTP), Ahmet Türk, wird der Konferenz als unabhängiger Delegierter der südtürkischen Stadt Mardin beiwohnen und versicherte gegenüber „Rudaw“, dass die kurdischen Teilnehmer der Konferenz nicht auf die Errichtung eines vereinten Kurdistans abzielten. „Wir treffen uns (vielmehr), um uns darüber zu beraten, was wir als Kurden im Mittleren Osten tun sollten“, sagte Türk.

Mehmet Aydın, Delegierter der in der Türkei aktiven pro-kurdischen Partei „Barış ve Demokrasi Partisi“ (BDP), sagte „Rudaw“, dass seine Partei „alles dafür tun werde, die Konferenz zu einem Erfolg werden zu lassen.“ Er erklärte, Öcalan begrüße die Konferenz und „ist gespannt darauf, sie Realität werden zu sehen.“

Weitere am Montag anwesende Delegierte waren:

Saleh Muslim and Asya Abdullah, Vorsitzende der syrischen „Partiya Yekitîya Demokrat“ (dt.: „Partei der Demokratischen Union“, kurz PYD); Selahattin Demirtaş, Vorsitzender der BDP; Sabri OK, Zeki Şengali und Ronahi Serhat, Angehörige des KCK-Exekutivrats.

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