MESOP CULTURE : WEISSE MENSCHEN DÜRFEN KEINE SCHWARZEN MEHR MALEN / NEUER POSITIVER RASSISMUS GEGEN WEISSE KÜNSTLER

 (FAZ  8 Mai 2017) – Das darf man nicht zeigen. Das darf man nicht sagen.

Das änderte sich zuletzt schlagartig mit dem offenen Brief an die Kuratoren der Whitney Biennale, in dem die in Berlin lebende Künstlerin Hannah Black und knapp fünfzig Unterzeichner (und zwar anders als kolportiert wird, sowohl weiße wie schwarze) die Entfernung des Gemäldes „Open Casket“ der Künstlerin Dana Schutz forderten, das eine Ikone der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zur Vorlage hatte: die Fotografie des 1966 durch Folter und Lynchmord entstellten vierzehnjährigen Emmett Till. Es sei inakzeptabel, dass eine weiße Künstlerin „schwarzes Leid als Rohmaterial“ verwende und in „Profit und Spaß“ verwandle, schrieb Black, und schloss: „Das Gemälde muss weg.“

Künstler fordern die Entfernung und Vernichtung des Werks einer anderen Künstlerin: Mit ihrem inquisitorischen Ton führte die 1982 geborene Hannah Black eine gänzlich neue Klangfarbe ins Gespräch über Kunst ein. Nicht um deren Freiheit geht es hier, sondern um ihre Verantwortung. Mit ihrer malerischen Anverwandlung, so der zu Ende gedachte Vorwurf, führe Dana Schutz die andauernde Geschichte weißer rassistischer Gewalt gegen Schwarze fort. Zuvor hatten sich der Künstler Parker Bright und andere in der Whitney-Biennale stundenlang vor das Bild gestellt, in T-Shirts, auf deren Rücken „Black Death Spectacle“ stand.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst/plaedoyer-fuer-einen-aesthetischen-streit-in-der-kunst-15004578.html