MESOP „PRO ASYL“ :  NACH DEMOGRAPHISCHEN PROGNOSEN WIRD DIE KURSTADT WIESBADEN IN NUR 15 JAHREN MEHRHEITLICH MUSLIMISCH SEIN  / RADIKALER ISLAMISMUS AUF DEM VORMARSCH

Religiöser, radikaler…:  – Dreijahresstudie zu Muslimen in Deutschland

04.04.2016 Qantara . de  – Eine Ethnologin erforscht jahrelang das weltliche und religiöse Leben von Muslimen – und erlebt dabei in Echtzeit mit, wie sich Gemeinden verändern und Jugendliche radikalen Rattenfängern ins Netz gehen. Von Sandra Trauner

Drei Jahre lang hat Susanne Schröter mit streng religiösen Muslimen gesprochen, sie in die Moschee begleitet und an ihrem Alltag teilgenommen. Die Ethnologin wollte herausfinden, wie der Glaube das Leben der Menschen prägt – und welche Folgen das für unsere Gesellschaft hat. Als Beispielkommune wählte sie die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden. Als Schröters Buch «Gott näher als der eigenen Halsschlagader» im März erschien, hatte das Thema enorm an Brisanz gewonnen – und ihr Blick sich verändert.

Vor allem junge Muslime seien heute radikaler als zu Beginn des Forschungsprojekts. Aus dem Umfeld einer der Moscheen, die sie besucht hatte, sei ein 15-Jähriger in den «Heiligen Krieg» nach Syrien gezogen, «dezidiert, um Ungläubige zu töten», sagt Schröter der Deutschen Presse-Agentur. Damals wurde ihr klar, dass «das Beschaulich-Zurückgezogene», das sie erlebte, nur die eine Seite ist: «Genau in diesem Umfeld entsteht auch Gewalt.»

Schröter leitet das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam (FFGI). Die Ethnologin wählte eine entsprechende Methode: Teilnahme und Beobachtung. Sie interviewte 137 fromme Muslime aus 15 religiösen Einrichtungen und protokollierte die Gespräche. Ihr Ziel: «Ihren Standpunkt gewissermaßen von innen zu sehen».

Fast 100.000 Wiesbadener haben laut Integrationsdezernat einen Migrationshintergrund – rund ein Drittel der Bevölkerung. Nach Angaben des Amts für Statistik gehörte schon vor Jahren rund jeder zehnte Wiesbadener einer muslimischen Glaubensrichtung an. Qantara  www.mesop.de